
Nach 16 Jahren wird die Stadt Werne im kommenden Jahr einen neuen Bürgermeister bekommen: Amtsinhaber Lothar Christ (parteilos) wird bei der Kommunalwahl 2025 nicht noch einmal antreten. Das hat er am Mittwoch (30. Oktober) bei einem Pressegespräch erklärt.
In Werne gilt eine eiserne Regel: wichtige Nachrichten erst nach Sim-Jü verkünden. Daran hat Bürgermeister Lothar Christ sich gehalten und seinen Rückzug von der politischen Bühne erst danach angekündigt. Außerdem habe er jetzt noch genau ein Jahr Amtszeit vor sich, so der 56-Jährige. Die Entscheidung, nicht erneut zu kandidieren, habe er sich nicht leicht gemacht. „Denn es gibt viele gute Gründe, weiterzumachen“, so Christ. Auch Vertraute haben versucht, ihn in einer weiteren Kandidatur zu bestätigen. „Ich bin nach wie vor voller Taten- und Schaffensdrang, aber nein, ich höre auf.“
„Seit 2009 vieles bewegt“
„Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Wer mich in der letzten Zeit beobachtet hat, wird festgestellt haben, dass ich nach wie vor mit großer Freude Bürgermeister diese Stadt bin. Es war oft sehr schön und es ist auch jetzt sehr schön“, erklärte Lothar Christ. Es sei keine leichte Entscheidung für ihn, nicht noch einmal anzutreten. „Denn wir haben seit 2009 vieles in dieser Stadt bewegt und es ist sehr erfüllend, an der Weiterentwicklung Wernes entscheidend beteiligt zu sein. Gleichzeitig sind es im kommenden Herbst 16 Jahre in der Verantwortung als erster Bürger dieser Stadt. Das ist eine lange Zeit, nach der man zweifelsohne sagen kann: Das war gut, aber jetzt ist es an der Zeit, diese wichtige Verantwortung an eine Neue oder einen Neuen zu übergeben, die bzw. der zusammen mit Rat und Verwaltung in Zukunft die richtigen Lösungen für die Herausforderungen dieser Stadt suchen wird“, so der Bürgermeister weiter.
Auch zusammen mit seiner Familie sei er zu dem Entschluss gekommen, nicht erneut anzutreten, erklärte Lothar Christ am Mittwoch. Was für ihn auf seine Zeit als Bürgermeister folgt, wisse er noch nicht. „Ich habe keine Ambitionen, ein ähnliches politisches Spitzenamt anzustreben und meine Familie und ich planen auch nicht, Werne zu verlassen. Im Gegenteil, gemeinsam mit meiner Familie habe ich Werne in mein Herz geschlossen“, heißt es in dem Statement des 56-Jährigen. Noch bleibe ihm ja eine Menge Zeit als Bürgermeister – „und die bestehenden Herausforderungen sind groß“.

Drei Amtszeiten
Zweimal ist Lothar Christ nach seinem Amtsantritt 2009 als Bürgermeister wiedergewählt worden. 2020 schaffte er es als Parteiloser, sich gegen den Kandidaten der stärksten Partei in Werne (der CDU) durchzusetzen und erreichte im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Die Arbeit als Bürgermeister sei oft sehr schön gewesen, sagte er am Mittwoch. „Das liegt vor allem an den Menschen hier, an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und auch einer konstruktiven und sachorientierten Zusammenarbeit mit der Politik. Wenn man so will, konnte man am vergangenen Sim-Jü-Wochenende mit anschauen, wie schön das Bürgermeisteramt in Werne sein kann“, erklärte er weiter.
Er werde das noch verbleibende Jahr weiterhin voller Elan arbeiten, seine Aufgaben wahr- und ernst nehmen, denn nichts anderes habe die Stadt verdient. Gerade mit Blick auf die desolate Haushaltslage werde er jetzt nicht die Hände in den Schoß legen. „Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, damit müssen wir gemeinsam umgehen und gemeinsam Schlussfolgerungen ziehen. Ein gegenseitiges Angehen haben wir nicht nötig“, sagt Wernes Verwaltungschef und lobt gleichzeitig die stets konstruktive Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinaus.
Kommunalwahl am 14. September
Es gebe noch viele Projekte, die bis zur Kommunalwahl am 14. September 2025 anstehen. „Heute beginnen wir mit der Offenlage des Bebauungsplans für den Surfpark“, so Christ. Als besonders positive Entwicklung in seiner Amtszeit falle ihm spontan die Schulentwicklung ein. „Die Schulwelt in Werne sah ganz anders aus. Wir können stolz auf die Entwicklung schauen, auch das war ein gemeinsames Werk.“
Seine Mitarbeiter und die politischen Fraktionen habe er bereits informiert. Was dem gelernten Juristen, der von 2003 bis 2009 Erster Beigeordneter in Werne war, die Zukunft bringt, wisse er noch nicht. Er suche sich etwas Neues, auch wolle er in Werne bleiben. Aber dann eben als Privatmann und nicht mehr als Politiker.
In einem Video-Interview hat sich Lothar Christ kurz nach Bekanntgabe der Neuigkeiten geäußert. Auch dazu, was er für die Zukunft geplant hat.