
Die Evangelische Stadtkirche feiert ihren 700. Geburtstag. Aus diesem Anlass ist jetzt ein neues Buch erschienen, das die spannendsten Kapitel der vergangenen sieben Jahrhunderte zusammenfasst.
Förderverein finanziert Geschichtsbuch
An den Feiern zum 700-jährigen Bestehen des bedeutendsten Unnaer Baudenkmals beteiligt sich auch der Verein zur Erhaltung der Stadtkirche, den es inzwischen seit 65 Jahren gibt. Er finanzierte ein Buchprojekt. Der Unnaer Historiker Klaus Basner hat die Geschichte der Stadtkirche zusammengefasst.
Durch das neue Werk werde die Historie des Gebäudes einmal etwas anders beleuchtet, so Hans-Peter Wigger, Vorsitzender des Vereins. Vor allem ist es ein Zeugnis der spannenden Geschichte dieses Bauwerks, das die Unnaer seit Jahrhunderten bewegt. „Die Stadtkirche hat in 700 Jahren viele Wirren über sich ergehen lassen und immer wieder haben Bürger sich dafür engagiert, dass die Kirche heute so dasteht“, so Wigger.

Wie berichtet hat dieses Engagement auch die vergangenen vier Jahre geprägt. Nach dem schweren Sturmschaden von Anfang 2018 wurde der Kirchturm zu einem umfangreichen Sanierungsprojekt, dessen Finanzierung auch durch Spenden möglich wurde. Bekanntlich sind weitere Unterstützungen nötig, um das Projekt abzuschließen. Der Erlös aus dem Buchverkauf komme auch wieder der Erhaltung der Kirche zugute, verspricht Wigger.
Neue Forschungsergebnisse
Wer in dem Buch blättert, kann sogar Neues erfahren. Der Historiker forschte in verschiedenen Schriften und auch in der historischen Fachpresse. Dabei fand er heraus, warum überhaupt der große Chorraum seine Form hat. „Das ist bisher nicht öffentlich bekannt geworden“, so Basner.
So viel sei verraten: Die Bauarbeiten an diesem Teil der Kirche liefen bereits Ende des 14. Jahrhunderts, als ein Baustopp verfügt und der Plan geändert wurde – veranlasst durch den damals neuen Landesherrn, Graf Adolf von Kleve. Basner kommt nach seinen Recherchen zu dem Schluss, dass der Fürst den heute vorhandenen, großen Umgangschor aus einem Grund errichten ließ: um gegenüber seinem Schwager in Düsseldorf anzugeben.
Raubkunst und ein Papst in der Hölle
Der Geschichtsexperte, der erklärt, er lese selbst ungern langweilige Bücher, hat darauf verzichtet, Stein für Stein den Kirchenbau zu beschreiben. Stattdessen umreißt er auf kurzweiligen 40 Seiten die wichtigsten Abschnitte und weist seine Leser auf ebenso spannende wie unterhaltsame Details hin.
Wer heute die Kirche besucht, sollte sich beispielsweise einmal die Rückseite des fast acht Meter hohen Altarretabels ansehen. In einer Darstellung des jüngsten Gerichts ist unter den Verdammten in der Hölle auch ein Papst – laut Basner Hinweis auf die Kirchenspaltung zwischen 1378 und 1417. Auch Raubkunst ist Teil der Kirchengeschichte in Unna. Erwähnung findet auch die Moderne, etwa der Streit um das Kunstwerk „Marienklage“, das in den 1960er-Jahren fromme Unnaer in rasende Wut versetzte.
Fest zum 700. Geburtstag
Das Buch ist zum Preis von 10 Euro erhältlich bei den Buchhandlungen Hornung und Hugendubel in Unna, im Eine-Welt-Laden und in der Stadtkirche zu ihren Öffnungszeiten. Außerdem gibt es einen Verkaufstand am kommenden Pfingstsonntag, 5. Juni, beim Stadtkirchenfest auf dem Kirchplatz.
Dieses beginnt nach einem Eröffnungsgottesdienst, der ab 14 Uhr gefeiert wird, wie berichtet mit einer Aufführung von Vivaldis „Gloria“. Ab 15 Uhr gibt es auf dem Kirchplatz, im Martin-Luther-Haus und in der Kirche Aktionen, Stände, Essen und Trinken sowie Livemusik. Zum Programm gehören Raja Sicking & Sebastian Tölke, HertzCasper, Kreisposaunenchöre, „Family Matters“ sowie „Cantus Brutalis & Die Höllenhunde“.
Info
- „Ein feste Burg. 700 Jahre Stadtkirche Unna“, von Klaus Basner, erschienen in der Schriftenreihe „Analysen und Meinungen“ der Stadt Unna.
- ISBN: 978-3-927082-67-0.
- Infos zum Herausgeber gibt es auf der Internetseite www.foerderverein-stadtkirche-unna.de