
Die Wölfe haben Einschusslöcher. Oft offenbaren sich die Hintergedanken der Künstlerin Sibyll Möbius erst auf den zweiten Blick. Die Unnaerin setzt sich mit mehreren Serien von Keramikfiguren kritisch mit der Zeitgeschichte auseinander. Diese Werke sind jetzt am Wochenende in Unna ebenso zu erleben wie das Schaffen Möbius‘ in ihrem früheren Leben.
Jahrzehnte des Theaterschaffens
Sibyll Möbius ist gelernte Schneiderin, studierte Bühnenkostümbildnerin und Schauspielerin. Sie wirkte unter anderem mit in Produktionen von Rainer Werner Faßbinder, auch in TV- und Filmproduktionen und in dem Ensemble „Hoffmanns Comic Teater“, das ihr 2020 verstorbener Mann Peter Möbius gegründet hatte und das einst in Unna die Kultur prägte.
Sibyll Möbius erschuf unzählige Kostüme und Masken. Ihre Skizzen und Entwürfe füllen mehrere Kisten. Ihr Werk überlässt sie nun der Theaterwissenschaftlichen Sammlung der Universität Köln. Doch bevor sie sich davon trennt, gibt Möbius nun kunstinteressierten Menschen die Chance, in Ruhe durchzublättern. Die Mappen voller Zeichnungen sind ein Teil der Ausstellung „Ton – Metall – Papier“, die vom heutigen Freitag an bis einschließlich Sonntag in der Jugendkunstschule im Kurpark zu sehen sind.

Der zweite Teil sind Sibyll Möbius‘ Keramikarbeiten, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. „Die meisten haben damit zu tun, was gerade um mich herum passiert“, erklärt die Künstlerin.
Kritischer Blick auf das Zeitgeschehen
Die Figuren lassen ihren kritischen Blick auf das Zeitgeschehen erkennen. „Rüstung – Geld – Tod“ heißt eine Gruppe mit teils schaurigen Gesichtern, die Möbius erst vor Kurzem geformt und bemalt hat – vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges. Vor Wut schreiend reckt eine Hockende die Arme empor. „Das ist die Frau, die bei Olympia ihr Pferd verhauen hat“, kommentiert die Künstlerin. Und die Keramikwölfe, die in einer kleinen Gruppe im Regal zusammenstehen, haben allesamt rote Einschusslöcher, denn bekanntlich hat der Wolf im Zusammenleben mit dem Menschen seit Jahrhunderten geringe Chancen.
Figuren wie die „kleine grüne Frau“ hingegen schaffe sie, „wenn ich mich mal erholen will“, sagt die Unnaerin. Oder der Ausstellungsbereich, den die Künstlerin selbst augenzwinkernd als „Unfug“ bezeichnet: Hier stehen urige Wesen wie ein „Weltvogel“ (inspiriert von einer verkümmerten Topfpflanze) oder der „Schluchtenhund“ (inspiriert von Dichter Christian Morgenstern).
Besonders stolz, sagt Möbius, sei sie auf ihre zwei Bronze-Arbeiten, die in einem sehr aufwendigen Verfahren entstanden sind. Dies und einiges mehr wird die Künstlerin berichten können, wenn sie am Wochenende Besuch bekommt im Kurpark.
Ausstellung
„Ton – Metall – Papier“, Werke von Sibyll Möbius, Ausstellung von Freitag bis Sonntag, 16. bis 18. September, im Werkstatt-/Musik-Gebäude der Jugendkunstschule im Kurpark; Öffnungszeiten: Freitag 18 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag je 11 bis 18 Uhr