Honigdieb aus Unna will deutscher Imker-Meister werden „Gestochen wurde ich nur ein Mal“

Jan Bahl bleibt trotz der vielen Bienen immer ruhig.
Jan Bahl bleibt trotz der vielen Bienen immer ruhig. © Udo Hennes
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Vorsichtig hebt Jan Bahl die Folie über der Honigwabe an. Mit einem Smoker bläst der 16-Jährige Rauch in den Kasten. „Damit simuliert man einen Waldbrand und die Bienen saugen sich voll mit Futter. Dadurch werden sie träge und fliegen nicht ganz so wild umher“, erklärt er. Es ist das erste Mal im neuen Jahr, dass die Kästen der „Honigdiebe“ der Peter-Weiss-Gesamtschule (PWG) in Unna geöffnet werden. Deshalb muss er besonders ruhig sein.

„Du musst dich vorsichtig bei den Bienen anmelden“, rät Dr. Hartmut Fahrenhorst. Der ehemalige Lehrer der Schule betreut sei 18 Jahren die Honigdiebe. Einige von ihnen sind inzwischen Berufsimker, andere forschen zu den Insekten. Jan Bahl könnte der nächste sein, der einen ähnlichen Weg einschlägt. Im Sommer macht er ein Praktikum im Bieneninstitut der Universität Hohenheim. Hier arbeitet bereits ein ehemaliger Schützling von Dr. Fahrenhorst. Vorher nimmt Jan Bahl aber auch noch an der deutschen Meisterschaft der Jung-Imkernden in Rostock teil.

Bienen am Leben halten

Das Schönste am Imkern sei für ihn die Arbeit mit den Bienen – und das Runterkommen neben der Schule. „Wir mussten hier in der fünften Klasse eine AG wählen und da mich Natur schon immer interessiert hat, wollte ich das Imkern einfach mal ausprobieren“, sagt er. Das ist inzwischen sieben Jahre her. Seitdem sei er „volle Pulle dabei“, sagt Dr. Fahrenhorst. 2020 bekam Jan Bahl auch seine ersten beiden eigenen Bienenvölker von Dr. Fahrenhorst.

Nick und Mylo bauen das neue Zuschauerpodest der Honigdiebe.
Nick und Mylo bauen das neue Zuschauerpodest der Honigdiebe. © Udo Hennes

„Der Rahmen ist gebrochen“, bemerkt Jan Bahl, als er die Wabe aus dem Kasten hebt. Bei den Honigdieben auf dem Gelände der PWG ist das ganze Jahr über etwas zu tun. Ihre Produkte wie Honig und Wachs verkaufen sie, um notwendige Investitionen wie neue Rahmen selbst bezahlen zu können.

Während Jan Bahl die weiteren Waben begutachtet, schrauben Nick und Mylo an einer neuen Tribüne. Bald sollen die Bienen hier den Schulklassen vorgeführt werden. Fünf Jungen und ein Mädchen machen momentan bei den Honigdieben mit. Jan ist der älteste von ihnen. „Gerade müssen wir nur das Wachstum der Völker beobachten und aufpassen, dass die Bienen nicht verhungern“, sagt er. Die wechselhaften Temperaturen sind gefährlich für die Tiere. Auch eines von Jan Bahls eigenen Völkern habe einmal einen Winter nicht überlebt.

Was einen guten Imker für ihn ausmache? „Dass er ruhig mit den Bienen arbeitet, nicht hektisch wird“. Selbst dann nicht, wenn die Biene den Imker sticht. „Hier in der AG wurde ich nur ein einziges Mal gestochen, nämlich genau hier in den Zeigefinger rein“, sagt er. „Das tut natürlich weh, aber ich habe weitergearbeitet“.

Raus in die Natur

Die deutsche Meisterschaft findet am 12. Mai in Rostock statt. Die Aufgaben sind breit gefächert, weiß Jan Bahl. Er muss geschmacklich echten von falschem Honig unterscheiden, mit den Bienen arbeiten, einen Theorieteil meistern und verschiedene Pflanzen erkennen. „Ich muss wissen, was wann wächst. Gibt es gerade Futter in der Natur oder muss ich den Bienen zusätzlich etwas geben?“

Aktuell werde viel über Kinder und Jugendliche geschimpft, weil sie angeblich zu wenig in der Natur seinen. Der Fehler liegt laut Dr. Fahrenhorst oft nicht bei den Heranwachsenden: „Sie müssen es nur kennenlernen“. Viele der Kinder seien Feuer und Flamme. „Der Nick ist an die Schule gekommen, weil er in die Imker-AG wollte.“

Für Jan Bahl ist die Schulzeit bald vorbei. Berufsimker möchte er zwar nicht werden. „Aber ich möchte auf jeden Fall im Umweltsektor arbeiten“, sagt der 16-Jährige. Und Imker will er trotzdem immer bleiben.

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