Kirche Hilfe bei einem Tabuthema: Wenn Eltern um ein Kind trauern

Pfarrerin Renate Weißenseel möchte trauernden Menschen das Signal geben, dass sie nicht allein sind und Unterstützung bekommen. © Archiv
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Während Kinder und Eltern in den meisten Familien unbeschwert basteln, singen und Wunschzettel schreiben, fällt Fröhlichkeit manchen Eltern unvorstellbar schwer. Trauer ist nicht nur in der Weihnachtszeit ein an den Rand gedrängtes Thema, und das gilt insbesondere für die Trauer um ein Kind.

Hilfe in existenziellen Situationen

Weihnachten sei eine besondere Situation für Trauernde, sagt Pfarrerin Renate Weißenseel, gerade wenn sie zum ersten Mal Weihnachten erlebten nach dem Verlust eines Menschen. „Da sind Menschen in existenziellen Situationen.“ Es sei ihr wichtig, den Betroffenen Angebote zu machen.

Weißenseel ist in der Evangelischen Kirchengemeinde Unna vorrangig zuständig für die Trauerarbeit. Und in dieser Funktion macht sie Menschen verschiedene Angebote. Eines ist ein Gottesdienst für verwaiste Eltern. Der Gedenkgottesdienst ist immer am zweiten Sonntag im Dezember. An dem Tag wird weltweit das „Worldwide Candle Lighting“ gefeiert: Kerzen rund um den Globus leuchten für Menschen, die zu früh gestorben sind.

Trauernde müssen nicht allein sein

Übrigens gedenkt man in Unna auch Verstorbener, die niemanden haben, der um sie trauert. Menschen, die keine Familie oder einfach kein Geld haben, „per Ordnungsamt zu Bestattende“ werden geistlich begleitet – ein ökumenisches Projekt, das die Unnaer Kirchen seit ein paar Jahren gemeinsam mit der Stadt Unna anbieten. Alljährlich gibt es eine Gedenkfeier und eine Traueranzeige in der Zeitung.

Weißenseel möchte das Signal senden, dass Menschen in Trauer, sei es um ein Kind oder einen Erwachsenen, nicht allein sein müssen. Sie können gemeinsam mit anderen gedenken, auch Gesprächsangebote nutzen. „Sie müssen aber auch nicht reden. Niemand wird gezwungen zu sprechen“, sagt Weißenseel.

Im Gegensatz zu anderen Kulturen rücke die abendländische den Tod ein Stück weit in die Tabuzone. „Es gibt die Tendenz, das Thema wegzuschieben. Es möge alles normal bleiben. Aber so ist das Leben nun mal nicht.“

Der Kirchenkreis veranstaltet für Trauernde auch Seminare und mehrtägige Fahrten: „Reisen in das Leben“, die meist für alle sehr zuträglich seien. Nicht viele täten den Schritt, solche Angebote anzunehmen, aber immer wieder würden sich auch Trauernde an sie wenden, die eigentlich mit der Kirche sonst kaum zu tun hätten, berichtet die Pfarrerin.

Ihre Botschaft: „Es gibt ein Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen, wenngleich es anders ist“, sagt Weißenseel. „Die Menschen müssen im Fluss bleiben mit sich und der Welt.“

Kontakt: Renate Weißenseel, Pfarrerin, systemischer Coach und Kommunikationswirtin, Tel. (01 77) 494 11 67; E-Mail an renate@u217.de

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