
Vor fast einem Jahr begannen die Planungen, jetzt geht „Unser Nest“ an den Start: Die Ehrenamtlichen in dem neuen Projekt richten derzeit eine Wohnung her, in die im November Menschen aus Afrika einziehen werden. Diese Flüchtlinge brauchen besonderen Schutz: Für eine Mutter mit fünf Kindern soll ihre Odyssee in der neuen Heimat Unna enden.
Die Abkürzung „NesT“ steht für ein Aufnahmeprogramm des Bundes unter dem Titel „Neustart im Team“. Eine Gruppe von Ehrenamtlichen in Unna hatte sich erfolgreich dafür beworben und noch das lokale „UN“ davor gesetzt: „UNser NesT“. Dahinter verbirgt sich die Idee, geflüchtete Menschen besonders intensiv zu betreuen, damit sie Schutz und Sicherheit finden sowie zügig und nachhaltig Fuß fassen können. Zumindest sollen sie dazu die besten Chancen bekommen.
Ehrenamtliche haben Mietwohnung gefunden
Der Kern des Projekts ist die Betreuung durch das Ehrenamt. Die Unnaer Gruppe hat sich um alle Vorbereitungen gekümmert, also Anträge gestellt beispielsweise beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und weitere Kontakte geknüpft. Künftig werden die Helfer die Flüchtlinge bei Behördengängen begleiten, bei der Schulanmeldung oder der Suche nach Sprachkursen und bei den vielen anderen Dingen, die auf sie zukommen.
Aktuell hat die Gruppe das wahrscheinlich größte Problem lösen können: die Wohnung. Bekanntlich ist der Wohnungsmarkt angespannt. Insbesondere günstiger Wohnraum ist schwer zu bekommen in Unna. Entsprechend erleichtert übernahm die Nest-Gruppe jetzt eine 128-Quadratmeter-Wohnung in Unna. Durch Spendensammlungen stellt sie sicher, dass die Miete für zwei Jahre bezahlt wird. Die Erstausstattung darin wird spartanisch sein, das Einrichten wollen die „Nestler“ mit den Bewohnern gemeinsam vornehmen. Diese werden als anerkannte Flüchtlinge Sozialleistungen erhalten und sollen auch nicht bevormundet werden.
Spürbare Freude am Projekt
Die künftige Bleibe muss nun renoviert und geputzt werden. Beim Ortstermin jetzt war die Freude an der gemeinsamen Arbeit spürbar. „Es macht Spaß, an diesem gemeinsamen Ziel zu arbeiten“, sagt Volker Schreiber. Die Teilnehmer seien sehr unterschiedlich, und dies mache auch die Qualität der Gruppe aus. Es gibt handwerklich Begabte ebenso wie jemanden mit medizinischer Vorbildung oder auch den Mitstreiter mit Faible für Finanzangelegenheiten. Frauen und Männer, Einzelne und Paare bilden die Projektgruppe, Menschen jeden Alters. Der Älteste ist 80, die zwei Jüngsten noch unter 20. So erklärte auch die 17-jährige Sina Goliasch begeistert ihre Motivation: „Ich möchte gerne einen Beitrag leisten.“

Mit dem „Nest“-Projekt sollen besonders schutzbedürftige Menschen aus der Not gerettet werden. Ihre Helfer in Unna wissen nicht genau, was diese Menschen hinter sich haben, sie gehen aber davon aus, dass traumatisierende Erlebnisse dabei sind, dass die Mutter und ihre Kinder wohl viel Betreuung brauchen. „Sie mussten sicher schon viel von ihrer Identität aufgeben“, meint Stefanie Schreiber.
Ideal wäre es, könnte man mit den Neuankömmlingen auch in deren Sprache kommunizieren. Sie sprechen Dinka und Swahili. Wer eine dieser Sprachen spricht und beim gelegentlichen Dolmetschen helfen möchte, ist eingeladen sich zu melden.
Ankunft im November
Eine kleine Delegation aus Unna wird am 10. November zu einem Auffanglager für Flüchtlinge in Brandenburg fahren, um dort „ihre“ Familie in Empfang zu nehmen. Volker Schreiber berichtet, die Mutter mit ihren Kindern stamme ursprünglich aus dem Südsudan und leben derzeit noch in einem Lager in Kenia. Mehr ist nicht bekannt, auch weil die Familie nicht über irgendwelche Kommunikationsmittel verfüge. Bei dem ersten Treffen werden wohl erst einmal „Hände und Füße“ bei der Kommunikation zum Einsatz kommen. Und noch wichtiger: Den Geflüchteten werden Menschen mit einem freundlichen Lächeln die Hand reichen.
Die Gruppe „UNser NesT“ braucht Unterstützung. Geldspenden zur weiteren Finanzierung des Projekts können auf das Konto bei der Kirchengemeinde St. Katharina eingezahlt werden: IBAN DE 98 4726 0307 0034 5324 04 überwiesen werden. Wer eine der Sprachen Dinka oder Swahili spricht, kann sich bei Volker Schreiber melden: volschreiber@t-online.de