Projekt „Nest“ Flüchtlingsfamilie ist angekommen: So berührt sie ihre Helfer in Unna

Stefanie und Volker Schreiber gehören zur "Nest"-Projektgruppe. Sie zeigen das Geschenk, das die Initiative als Dank von ihren Schützlingen erhalten hat. Eine Mutter mit fünf Kindern wurde in Unna willkommen geheißen und hatte das Tuch für ihre Helfer in Deutschland aufwendig bestickt. © Raulf
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„Unser Nest“ heißt eine besondere Flüchtlingsinitiative in Unna. Nach einem Jahr Vorbereitung geht jetzt die Arbeit richtig los. Die Menschen, die in Unna ihren Neustart wagen sollen, sind angekommen.

Familie aus Afrika angekommen

In der vergangenen Woche landete ein Flugzeug aus Kenia in Frankfurt. An Bord war unter anderem die Familie, auf die die „Nest“-Gruppe in Unna gewartet hatte. Es handelt sich um eine Mutter mit fünf Kindern, die aus ihrem Heimatland Süd-Sudan geflüchtet waren und im Flüchtlingslager Kakuma, an der Grenze zu Kenia, Aufnahme gefunden hatten.

Mit diesem bemalten Tuch begrüßten die Unnaer die afrikanische Familie bei deren Ankunft. Das Bild in der Willkommensbotschaft ist verständlich in allen Teilen der Welt. © Raulf

Die Menschen selbst wollen aus verständlichen Gründen im Moment nicht in die Öffentlichkeit. Sie sollen nun vor allem ankommen. Ihre Helfer in Unna aber berichteten unserer Redaktion gern von den ersten Tagen mit besonderen Begegnungen und Momenten. Die sechsköpfige Familie habe bei ihrer Ankunft zwei Koffer dabei gehabt. „Da ist ihr ganzes Leben drin“, sagt Volker Schreiber, einer der Mentoren, der sich in der knapp 20-köpfigen Projektgruppe um die Neuankömmlinge kümmert. Umso überraschter sei er gewesen, was in einem der Koffer war. Die Mutter habe ihm ein besonderes Geschenk übergeben, um ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Es ist ein riesiges Tuch, etwa zwei mal zwei Meter. Die Frau muss es in wochenlanger Arbeit im Flüchtlingslager aufwendig bestickt haben, mit Tier- und Blumenornamenten. „Ich war überwältigt und sprachlos“, sagt Schreiber.

Hilfe bei allen Alltags-Notwendigkeiten

Er und die anderen Ehrenamtlichen erleben spannende Tage. Im Moment seien vor allem unzählige Termine zu koordinieren, damit die Flüchtlingsfamilie zum Beispiel Behördenangelegenheiten erledigt bekommt. Auch müssen für die Kinder, die zwischen sechs und fast 17 Jahren alt sind, Schulen gefunden werden, für die Mutter ein Integrations- und Sprachkurs. „Sie sind total wissbegierig und die Kinder haben überhaupt keine Berührungsängste“, berichtet Stefanie Schreiber.

Die Abkürzung „NesT“ steht für „Neustart im Team. Die Unnaer Gruppe, die sich Anfang 2021 gegründet hatte, hat für die geflüchtete Familie in Unna eine Wohnung angemietet und sich verpflichtet, die Nettokaltmiete für zwei Jahre sicherzustellen. Außerdem unterstützen die Ehrenamtlichen die Familie bei der Integration. Das bedeutet Hilfe bei der Bewältigung von Bürokratie: Begleitung zu Ausländerbehörde, Einwohnermeldeamt und Jobcenter, Hilfe bei der Krankenkassenanmeldung, bei Gesundheits-Check, Impfungen und anderen Notwendigkeiten. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Unna und anderen Behörden funktioniere bisher sehr gut.

Die rund 20 Freiwilligen der Initiative unterstützen die Neuankömmlinge vor allem auch im Alltag, damit sie beispielsweise einen Handyvertrag bekommen, das Internet und den ÖPNV nutzen können. Von Mikrowelle bis Mülltrennung müssen viele Kleinigkeiten gemeinsam erkundet werden. Alle im Projekt investierten gerade viel Zeit, berichten Schreibers. Die Gruppe und die Flüchtlingsfamilie wüchsen nun zusammen.

Mechthild Terhorst und Volker Schreiber sind die Haupt-Ansprechpartner der Initiative „Unser Nest“. © Archiv

Ziel: Integration

„Unser Nest“ möchte seine Schützlinge auch im gesellschaftlichen Leben vernetzen, also Kontakte mit Sportvereinen, Migrantenselbstorganisationen oder der Kirche knüpfen und Freizeitmöglichkeiten aufzeigen. „Es ist noch viel zu tun, bis alle Familienangehörigen ihren Neustart in Unna gemeistert haben!“, kommentiert die Initiative in einer Mitteilung.

Eine große Herausforderung sei die Sprache: „Dinka“ wird vermutlich nicht von vielen hierzulange gesprochen. Die Gruppe ruft daher auf: „Wer hier helfen kann, ist gerne willkommen.“ Von der Vernetzung mit anderen „Nest“-Gruppen, vor allem mit einem Projekt in Iserlohn, erhoffen sich die Unnaer viel hilfreichen Austausch.

Wer Kontakt zur „Nest“-Gruppe in Unna aufnehmen möchte, kann eine E-Mail schreiben an unser.nest@t-online.de. Ein telefonischer Kontakt ist möglich über Familie Schreiber, Tel. (02303) 4 14 57.

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