Kundgebung im Video „Dieser Krieg verändert Europa“: 1500 Menschen bei Mahnwache in Unna

Ein starkes Symbol: Jochen Hänel, Fördervereinsvorsitzender des Kettenschmiedemuseums in Fröndenberg, brachte zwei untrennbar miteinander verbundene Kettenglieder in den ukrainischen und deutschen Landesfarben mit zur Kundgebung vor dem Kreishaus © Udo Hennes
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Rund 1500 Menschen folgten nach Angaben der Kreisverwaltung dem Aufruf von Landrat Mario Löhr und seinen Stellvertretern, sich am Montag (7. März) zu einer Mahnwache vor dem Kreishaus zu versammeln. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer hielten Plakate für Frieden in der Ukraine hoch und hefteten sich Aufkleber mit der Aufschrift „Kreis Unna #StandWithUkraine“ an ihre Jacke.

Landrat Mario Löhr (Mitte), sein Stellvertreter Martin Wiggermann (l.) und sein Vorgänger Michael Makiolla bei der Mahnwache.
Landrat Mario Löhr (Mitte), sein Stellvertreter Martin Wiggermann (l.) und sein Vorgänger Michael Makiolla bei der Mahnwache. © Udo Hennes

Der Landrat rief seine Kolleginnen und Kollegen der Kreisverwaltung dazu auf, die Arbeit ruhen zu lassen. „Es kann angesichts dieser Aggression keinen Alltag, kein ‚Weiter so!‘ geben. Dieser Krieg verändert Europa, er verändert die Welt – sich hier friedlich zusammenzufinden ist richtig – es ist wichtig“, sagte Mario Löhr.

Landrat berichtet von emotionalen Begegnungen mit Geflüchteten

In seiner Rede zeigte sich der Landrat beeindruckt von einem persönlichen Treffen mit Geflüchteten aus der Ukraine in der Erstaufnahmeeinrichtung Unna-Massen: Er erwähnte die unfassbaren Schicksale einer geflohenen Mutter mit ihrer krebskranken Tochter und eines afghanischen IT-Fachmanns mit drei Kindern, der nach seiner Flucht aus Afghanistan nun erneut vor einem Krieg fliehen musste.

Die Flüchtlinge in Massen hätten ihm Bilder auf dem Smartphone gezeigt vom Krieg in ihrer Heimat, sagte Löhr spürbar bewegt. Das seien nicht die Bilder, die hier normalerweise in den Medien zu sehen seien.

1500 Menschen beteiligten sich nach Angaben des Kreises an der Mahnwache vor dem Kreishaus in Unna. © Fabiana Regino – Kreis Unna

Der genannte afghanische Vater habe in Kiew studiert, um später in Afghanistan als IT-Fachmann für die afghanische Armee zu arbeiten. Vor wenigen Monaten erst sei er mit seiner Familie vor dem Terror der Taliban in die Ukraine geflohen, um nun erneut zu fliehen – vor den Bomben Putins.

„Mich macht das wütend“, sagte der Landrat und kündigte konkrete Hilfe an, in Form einer Behandlung des krebskranken Mädchens in der Uniklinik Bonn, sowie psychologischer Betreuung für die drei schwer traumatisierten Kinder der Familie aus Afghanistan.

DRK-Kreisvorsitzender Michael Makiolla appellierte zu helfen – auch in Form von Blutspenden.
DRK-Kreisvorsitzender Michael Makiolla appellierte zu helfen – auch in Form von Blutspenden. © Udo Hennes

Tief bewegt zeigte sich auch der ehemalige Landrat Michael Makiolla, der als Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Kreis Unna ans Mikrofon trat.

Er rief dazu auf, sich solidarisch zu zeigen und den Menschen, die vor dem Krieg fliehen mussten, Unterstützung anzubieten: „Die Hilfsorganisationen bitten darum, in erster Linie Geld zu spenden – so können die Helfer gezielt Dinge kaufen, die vor Ort benötigt werden.“

Auch Blutspenden helfe und sei zudem eine gute Möglichkeit, sich ganz persönlich solidarisch zu zeigen. „Wir müssen damit rechnen, dass in Kürze Verletzte und Verwundete aus der Ukraine auch bei uns in Deutschland medizinisch behandelt und versorgt werden müssen“, sagte Makiolla. Er bitte deshalb alle, die Blutspende-Termine des DRK im Kreis Unna wahrzunehmen, die auf der Seite blutspendedienst-west.de aufgelistet sind.

Makiolla: „Müssen uns auf viel Leid und Not einstellen“

Er gehöre einer Generation an, die sich noch an die Kuba-Krise erinnern könne, „als die Welt am atomaren Abgrund stand“. Makiolla nannte auch den Vietnam-Krieg und den Krieg im Irak, gegen den er protestierte, außerdem den Krieg in Syrien, infolge dessen im Kreis Unna vor einigen Jahren binnen kürzester Zeit zahlreiche Unterkünfte für Flüchtlinge eingerichtet wurden und viel humanitäre Hilfe geleistet wurde. „Was ich aber heute erlebe, übersteigt all das“, machte der 66-Jährige deutlich. Niemals habe er sich vorstellen können, noch einen großen Krieg in Europa, „hier bei uns in der Nachbarschaft“, erleben zu müssen.

Ihn mache das sehr traurig, und die Situation sei sehr gefährlich, schloss Makiolla seine Rede. „Wir müssen uns in den kommenden Wochen und Monaten auf viel Leid und Not einstellen.“ Auch unser Leben werde sich nachhaltig verändern, aber wir seien nicht ohnmächtig, betonte Makiolla: „Wir sollten möglichst vielen Menschen, die sich in Not befinden, helfen.“

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