
Mit einem Defibrillator, der zu jeder Tages- und Nachtzeit zugänglich ist, verstärkt der Verein Definetz das Netzwerk der Apparate, die dazu beitragen können, Menschen vor dem plötzlichen Herztod zu bewahren. Die Geräte gelten als sehr effektiv, bleiben aber Hilfen: Entscheidend sind Menschen, die schnell und besonnen handeln.
Jeder kann Leben retten
Rund 100.000 Menschen sterben in Deutschland jährlich am plötzlichen Herztod. „Auf Europa gerechnet wären das zwei voll besetzte Jumbojets, die jeden Tag abstürzen“, sagt Friedrich Nölle. Er ist Gründer und Vorsitzender des Definetz e.V. Es könnten wohl einige dieser Leben gerettet werden. Nölle berichtet von anderen Statistiken: Demnach ist die Quote derer, die im Notfall einem in Lebensgefahr schwebenden Menschen helfen, in Deutschland weit niedriger als beispielsweise in skandinavischen Ländern. Sprich: Viele zögern. „Viele Leute wissen zu wenig darüber, dass sie helfen können“, sagt Nölle. Und das will sein Verein ändern. „Wir können dem plötzlichen Herztod ein Schnippchen schlagen.“
Defi-Standorte auf Online-Karte
Der Definetz-Verein mit Sitz in Unna finanziert aus Spenden Defibrillatoren, die in öffentlichen Einrichtungen oder Unternehmen für den Fall der Fälle bereit stehen. Der jüngste Apparat wird in diesen Tagen am Eingang der Vereinszentrale angebracht. Das Büro ist an der Friedrich-Ebert-Straße 75 in Königsborn, zwischen dem Amtsgericht und der Eisdiele.
Unna gehört zu den Städten, in denen die Zahl der öffentlich zugänglichen Defis nach Experteneinschätzung noch höher sein müsste. Aber inzwischen gibt es einige dieser Apparate im Stadtgebiet. Wo genau, das verrät eine Karte, die Definetz e.V. im Internet zur Verfügung stellt: www.defikataster.de

Defibrillator rund um die Uhr verfügbar
Das Besondere an diesem Defi: Er hängt nicht im Gebäude, sondern ist von außen rund um die Uhr zugänglich. Das Gerät ist in einem durchsichtigen Gehäuse, dessen Deckel ganz einfach abgedreht werden kann.
Die Finanzierung hat in diesem Fall Kommunix übernommen. Das Unternehmen, das Software für öffentliche Verwaltungen programmiert, sitzt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Definetz-Büro. Man habe den Wunsch gehabt, Mitarbeiter zu schützen, berichtet Geschäftsführerin Reni Bunten. Dann sei die Idee aufgekommen, zusätzlich einen Mehrwert für die breite Öffentlichkeit zu schaffen. Deswegen gibt es nun den neuen Defibrillator an der Friedrich-Ebert-Straße 75: Er wäre schnell erreichbar für Bunten und ihre Mitarbeiter – und für alle anderen Menschen in der Nähe.
24 Stunden, sieben Tage die Woche: Die Chancen, dass dieser Apparat bei einer Reanimation helfen kann, sind deutlich höher als etwa bei Defis in Sporteinrichtungen oder Verwaltungsgebäuden. Nölle: „Die Leute sterben nicht nur zu Bürozeiten.“
Wiederbelebung: So geht‘s
Aber was ist eigentlich zu tun, wenn ein Mensch einen Herzstillstand hat? Der Defibrillator habe nicht die oberste Priorität, betont Nölle, der sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Wiederbelebung beschäftigt. Er erklärte jetzt die wichtigen Schritte:
- Prüfen: Mit ganz einfachen Methoden sollten Ersthelfer ermitteln, ob ein Patient, der vor ihnen zusammenbricht oder den sie leblos finden, tatsächlich einen Herzstillstand erlitten hat. Atmung? Ohr an die Nase des Patienten halten und dabei schauen: heben und senken sich Brust oder Bauch? Reagiert der Menschen auf lautes Ansprechen oder einen Kniff in die Nasenspitze? Keine Reaktion? Dann ist schnelles Handeln angesagt: Die Chancen einer erfolgreichen Wiederbelebung sinken mit jeder Minute, in der das Gehirn nicht mehr durchblutet wird.
- Notruf: Es soll unbedingt die Notrufnummer 112 gewählt werden, denn ein Laie kann eine Reanimation vornehmen, doch es müssen sich dann schnellstmöglich Profis um den Patienten kümmern.
- Drücken: Der Ersthelfer muss fest die Mitte des Brustkorbs des Patienten eindrücken und wieder loslassen. Das Pumpen muss in schnellem Takt erfolgen: mindestens 100-mal pro Minute. Hilfreich dabei ist ein flottes Lied im Kopf: je nach Geschmack zum Beispiel „Staying alive“ oder „Highway to hell“. Es muss weiter gedrückt werden, bis Hilfe kommt. Hinweis: Ideal ist zusätzlich eine Beatmung – 30-mal pumpen, zwei Atemspenden, dann wieder pumpen. Insbesondere Laien sollen sich aber vorrangig auf die Herzdruckmassage konzentrieren.
- Defi: Wenn ein Defibrillator verfügbar ist und eine zusätzliche Person ihn anwenden kann: Das Gerät öffnen und den Anweisungen folgen.

Der einzige Fehler wäre Nichtstun
Ein Defibrillator versetzt dem Patienten exakt dosierte Stromstöße. Die Laien-Defis, die öffentlich zugänglich sind, erklären alle notwendigen Schritte automatisch, in der Regel mit Sprachausgabe. „Man kann damit nichts falsch machen“, betont Friedrich Nölle. Das Gleiche gelte für die entscheidenden Schritte vorher. Auch bei einer Herzdruck-Massage müsse niemand Sorge haben, den Patienten zu verletzen. Es gilt eine ganz einfache Logik: Ohne Wiederbelebung sei der betroffene Mensch definitiv tot, so Nölle. „Sie können also nur einen Fehler machen: Nichtstun.“