
5000 bis 7000 elektronische Bauteile stecken in einem Elektroauto. Tendenz steigend. Ein wenig bekanntes Unternehmen in Unna hat eine Schlüsselposition bei der Herstellung.

Mercedes beteiligt an BTV Technologies
Die Mercedes-Benz AG hat kürzlich eine Minderheitsbeteiligung an der Firma BTV Technologies in Unna erworben. Der Autohersteller erhöhe damit die Versorgungssicherheit mit Halbleitern, wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung hervorgeht. Ohne Elektronik funktioniert heutzutage so gut wie nichts mehr. Als aus dem asiatischen Raum unter anderem aufgrund der Corona-Pandemie zu wenig Chips nach Deutschland kamen, stürzte dies die Autoindustrie bekanntlich in eine Krise. BTV hingegen hat ein eigenes Logistiksystem entwickelt, das unter anderem diese für die Hersteller so wichtige Anforderung erfüllt: Versorgungssicherheit.
Expansion in Asien und Amerika
BTV wurde 1992 in Unna von Julio Ortega gegründet. Inzwischen hat es einen Generationswechsel gegeben: Das Unternehmen wird geführt von Maximilian Krane und Sven Vogel. Der Firmengründer habe früh erkannt, welche Bedeutung Elektronik für Automobilzulieferer, aber auch andere Industriekunden gewinnt. So wächst BTV seit seiner Gründung. Aktuell hat das Unternehmen 150 Mitarbeiter inklusive einer 2014 gegründeten Niederlassung in Rumänien.
Dem Hauptstandort Unna wolle man treu bleiben, erklärte Geschäftsführer Krane. Räumlich aber sei man hier „am Limit“. Deswegen laufen die Planungen für den Bau eines neuen, vollautomatischen Lagers in der Region. Langzeitlagerung von Bauteilen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Und die Expansion geht weiter: Für 2025 steht ein „Logistic Hub“ in Asien auf dem Plan, danach ein weiterer in Mexiko.

Lagern in großen Stückzahlen
BTV ist europaweit führend in der Programmierung elektronischer Bauteile vor allem für die Autoindustrie. Diese Produktion ist ein Standbein, Logistik das andere: In Unna werden täglich 15 Paletten mit Elektronikteilen angeliefert, die die Firma für ihre Kunden lagert.
Die Zahl mag gering erscheinen, aber das Material ist winzig, sodass täglich rund 2800 Verpackungseinheiten logistisch verarbeitet werden. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Spulen, auf denen lange Gurte mit Mikrochips aufgerollt sind. Eine Kiste im BTV-Lager enthält Zehntausende Bauteile, die für Kunden bei bestimmter Temperatur und Feuchtigkeit gelagert werden und alle transparent rückverfolgbar sind.
Programmierung rund um die Uhr
In der Halle nebenan läuft die Produktion im 24-Stunden-Schichtbetrieb an fünf Tagen pro Woche. In 16 Automaten laufen von besagten Spulen Gurte mit Mikrochips hinein und an einer anderen Seite wieder hinaus. Im Inneren wird nach den Anforderungen der Kunden und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen Software auf die Chips aufgespielt, damit sie demnächst beispielsweise in Autos ihren Dienst tun.
Und das an jeder Stelle: Kein Knopfdruck, kein Gaspedal oder Multifunktionslenkrad funktioniert mehr ohne die Elektronik dahinter. „Selbst wenn weniger Autos produziert werden, erhöht sich der Bedarf an elektronischen Bauteilen“, sagt Geschäftsführer Sven Vogel. „Und autonomes Fahren bietet gigantisches Potenzial“, ergänzt Maximilian Krane. So ist auch in der Produktion eine weitere Investition geplant: Eine zusätzliche Maschine soll die Kapazitäten in Unna noch einmal erweitern. Aktuell liegt sie bei 65 Millionen Stück im Jahr.

Wachstum braucht Personal
Und der Hidden Champion in Unna ist auf Wachstumskurs: BTV hatte 2022 einen Umsatz von 82,5 Millionen Euro, im vergangenen Jahr 100 Millionen, und in der Firmenzentrale an der Heinrich-Hertz-Straße rechnet man mit einer weiteren Steigerung.
Es gibt viel zu tun, und das verlangt nach Personal. Die BTV-Chefs erklären, möglichst viel Arbeit werde automatisiert, menschliche Mitarbeiter würden aber immer benötigt. BTV bildet selbst Büro- und Industriekaufleute aus, außerdem Fachkräfte für Lagerlogistik sowie Maschinen- und Anlagenführer. Gesucht werden außerdem neue Leute für Produktion und Logistik, Qualitätsmanagement, Vertrieb und Verwaltung.