Behindertenbeirat begrüßt Kreuzungsumbau am Ring Aber Stadt Unna muss enttäuschen

An der Kreuzung Beethovenring/Mozartstraße in Unna sind Absperrungen. Ein Baggerarm ragt ins Bild. Im Hintergrund steht ein Gebäude mit der Aufschrift „Deutsches Rotes Kreuz“.
An der Kreuzung Beethovenring/Mozartstraße lässt die Stadt Unna die Fußgängeranlagen umbauen. Alle Borde werden abgesenkt, damit sie befahren werden können. © Kuper
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Zug um Zug werden Barrieren im öffentlichen Raum abgebaut, damit Menschen mit Behinderungen besser zurechtkommen oder selbstständiger unterwegs sein können. Das jüngste Beispiel sind problematische Fußgängerinseln am Verkehrsring. Hier zeigen sich aber auch die Grenzen alter Verkehrsanlagen: Führungslinien für Blinde wird es nicht geben.

Kanten werden abgeflacht

Im Tiefbauamt der Stadt Unna läuft die aktuelle Baumaßnahme an der Kreuzung Beethovenring/Mozartstraße als „Nullbordabsenkung“. Die Kanten der Bürgersteige und der Querungsinsel werden umgebaut, sodass sie letztlich in einer Höhe mit der Fahrbahn liegen. So sollen es Rollstuhlfahrer, Nutzer von Rollatoren und Eltern mit Kinderwagen einfacher haben, die Straße an der Kreuzung zu überqueren.

Bauarbeiten an der Kreuzung Beethovenring/Mozartstraße in Unna
Die Bauarbeiten an der Kreuzung Beethovenring/Mozartstraße sollen voraussichtlich bis zum Ende der Herbstferien abgeschlossen sein.© Kuper

Behindertenbeirat lobt Umbau

Der Behindertenbeirat der Stadt Unna wird nicht müde, auf solche Schwachstellen hinzuweisen. Sein Vorsitzender Christian Baran hebt genauso aber auch hervor, wenn die Verantwortlichen auf Kritik reagieren und Abhilfe schaffen. „Es ist hervorragend, dass da jetzt endlich umgebaut wird“, sagte Baran nun.

Die bisherigen Kanten hätten Rollstuhlfahrer nur mit Schwung überwinden können. Und das funktionierte nicht immer. Er selbst sei an der Stelle schon rückwärts nach hinten gekippt – auf die Fahrbahn des Verkehrsrings. „Das war viel zu gefährlich“, sagt Baran.

Keine Leitlinien für Blinde

Hoffnungen, dass hier nicht nur Barrieren für Gehbehinderte, sondern auch solche für Sehbehinderte abgebaut werden, dämpft die Stadtverwaltung allerdings. Standard bei neuen Bürgersteigen sind ebenso wie bei modernen Bushaltestellen taktile Elemente im Boden. Eine blinde Person mit einem Taststock kann sich an einer Kombination aus Noppen und Rillen in den weißen Steinen orientieren. „Aber dafür haben wir an dieser Stelle leider zu wenig Platz“, erklärte Stadtsprecherin Anna Gemünd nach Rücksprache mit dem Tiefbauamt.

Taktile Elemente im Boden haben Rillen oder Noppen
Taktile Elemente im Boden haben Rillen oder Noppen. Sehbehinderte können sich daran orientieren.© Archiv

Normgerecht nicht umsetzbar

Es gebe Normen, damit die taktilen Elemente nach gewissen Standards gebaut werden. Diese Normen könnten in der Verkehrsinsel am Beethovenring nicht eingehalten werden, weil diese schlicht zu klein sei. Einen Kompromiss, zumindest an den Bürgersteigkanten taktile Elemente einbauen zu lassen, hätten die Planer verworfen, erklärt Gemünd. Ein Blinder würde vielleicht vom Straßenrand zur Querungsinsel geführt, um dort dann wiederum ohne Orientierung zu stehen: Dieses möglicherweise gefährliche Szenario wolle man vermeiden.

Baustelle bis Ende der Ferien

Die Stadt rechnet mit insgesamt zwei Wochen Bauzeit und entsprechenden Einschränkungen für den Verkehr aufgrund von Sperrungen an der Kreuzung. Die Arbeiten haben am Montag (14.10.) begonnen und dauern voraussichtlich je nach Witterung bis Ende der zweiten Herbstferienwoche, also etwa bis zum 25. Oktober, wie die Pressestelle erklärte.

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