
Eine kleine Menschenkette schiebt an der Lessingstraße in Unna Kisten und Säcke in einen Anhänger. Kleidung, Medikamente, Lebensmittel, Wasser – alles für die Ukraine. Während viele Menschen aus Entsetzen über den Krieg überlegen, ob und wie sie eventuell helfen könnten, wird hier bereits seit Tagen gehandelt. Ärmel hoch und los: Die Initiative läuft auf Hochtouren, obwohl sich die Menschen gerade erst kennengelernt haben.
Spontane Hilfsbereitschaft, die begeistert
„Ich bin begeistert, wie hilfsbereit die Menschen sind“, sagt Melanie Gretzinger. Die Unnaerin, bekannt als „Melli“, steckt hinter dem Verein „Helping Hands Unna“. Dessen eigentliche Aufgabe ist die Unterstützung Obdachloser und Bedürftiger mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und sonstigen Sachspenden. Als sich nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine herausstellte, dass dort Menschen in Not geraten, dass sie ihre Häuser verlassen müssen, Hunger haben, frieren oder Medizin brauchen, organisierte der Unnaer Verein kurzfristig eine Sammlung von Hilfsgütern. Tonnenweise lieferten Bürger alles Mögliche zu Gretzingers Haus.

Und es meldeten sich weitere Helfer. Barbara Zienkewicz hat gemeinsam mit ihrer Tochter Kontakte nach Polen geknüpft. Dort ist ein Mann Teil des Netzwerks, der durch seine Kontakte und Informationsquellen den Bedarf ukrainischer Flüchtlinge immer aktuell kennt. Er sammelt Informationen, wo genau gerade was benötigt wird. Demnach packen die „helfenden Hände“ in Unna jeweils den aktuellen Wagen voll. Der erste 7,5-Tonner war an diesem Dienstag schon unterwegs Richtung Ukraine. Und so geht es weiter.
Die Helfer in Unna wissen, die Sachen kommen in gute Hände. Nichts werde etwa ziellos an irgendein Lager im Grenzgebiet geliefert. „Das bekommen Leute, die es jetzt gerade brauchen“, sagt Barbara Zienkewicz.
Keine Diskussionen: „Es läuft einfach“
Die Initiative zieht Kreise. Mitglieder des Sportvereins KSV brachten einen voll mit Hilfsgütern beladenen 3,5-Tonner in das kleine „Logistikzentrum“ des Vereins Helping Hands. Es meldeten sich Helfer, die die Fahrten übernehmen. Einige der Aktiven in diesem Netzwerk haben sich vorher im Leben nie kennengelernt. Alle sind sofort per du, manche fragen erst nach Stunden des gemeinsamen Packens nach: „Übrigens, wie heißt du eigentlich?“ Es werde nicht diskutiert oder umständlich geplant, wer welche Aufgaben übernimmt. „Es läuft einfach“, freut sich Barbara Zienkewicz.

Damit es weiter läuft, ist weitere Unterstützung aus der Bevölkerung nötig. Wer möchte, kann sich einbringen: Aktuell dringend benötigt wäre ein Transporter bis 7,5 Tonnen, der für Fahrten genutzt werden kann. Wichtig sind auch Geldspenden: Der Verein kann so Treibstoff für die Transporte bezahlen. Die Fahrer benötigen auch Geld für Maut, eventuelle Reparaturen oder andere Notfälle unterwegs. Helping Hands e.V. hat als gemeinnütziger Verein die Möglichkeit, Spendenquittungen auszustellen. Der Verein bittet lediglich um Verständnis: Wer Geld spendet, muss eventuell wegen der aktuellen Lage ein wenig Geduld haben, bis er seine Bescheinigung erhält.
Zu Sachspenden, die hilfreich sind, gehören haltbare Lebensmittel, die sicher verpackt werden. Die Initiative braucht auch Hygieneartikel, Desinfektionsmittel, Medikamente und Verbandsmaterial. Gespendete Kleidung sollte warm und sauber sein. Wer etwas abgibt und zuvor sortiert, hilft, Zeit zu sparen. Kleidung sollte in Säcken, alles andere in Kartons verpackt sein.
Wer die Sammlung von Helping Hands Unna unterstützen möchte, kann Kontakt aufnehmen mit Melanie Gretzinger, 01 78-7 21 90 88, Email: support@helping-hands-unna-ev.de. Der Verein hat auch Informationen auf seiner Internetseite www.helping-hands-unna-ev.de