
Das Vereinigte Königreich erlebt den nächsten royalen Gesundheitsschock. Nach wochenlangen Spekulationen und Gerüchten gab Prinzessin Kate in einer beispiellosen Videobotschaft bekannt, dass sie eine Krebsdiagnose erhalten habe und vorsorglich mit Chemotherapie behandelt werde. Die wohl bekannteste englische Patientin wird erst dann wieder Termine wahrnehmen, wenn ihre Ärzte grünes Licht geben.
A message from Catherine, The Princess of Wales pic.twitter.com/5LQT1qGarK
— The Prince and Princess of Wales (@KensingtonRoyal) March 22, 2024
Bisher hatte der Palast stets betont, die 42-Jährige werde nach Ostern in die Öffentlichkeit zurückkehren. Damit fallen zwei der wichtigsten und beliebtesten Royals für längere Zeit aus: Auch Kates Schwiegervater König Charles III. wird wegen Krebs behandelt.
Die Diagnose sei „natürlich ein großer Schock“ gewesen, sagte Kate, die in der Videobotschaft auf einer Bank in einem Garten sitzt. Mit gestreiftem Pullover und Jeans, ziemlich schmal sieht sie aus. Ehemann Thronfolger Prinz William und sie hätten alles getan, um dies mit ihrer Familie zu verarbeiten und zu bewältigen. „Es hat einige Zeit gedauert, bis ich mich von der schweren Operation erholt hatte, bevor ich mit der Behandlung beginnen konnte.“ Vor allem aber hätten sie Zeit benötigt, ihre drei Kinder Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (8) und Prinz Louis (5) zu informieren und ihnen „auf angemessene Weise zu erklären und zu versichern, dass es mir gut gehen wird.“ Die royalen Osterfeiern wird die Familie auslassen. Eine genaue Diagnose gab Kate nicht bekannt.
Anfang einer präventiven Chemotherapie
Es ist die zweite gravierende Mitteilung des Kensington-Palasts zum Gesundheitszustand der künftigen Königin in diesem Jahr. Zunächst hieß es Mitte Januar, Kate habe sich einer geplanten Operation im Bauchraum unterzogen. Nach 13 Tagen in der privaten London Clinic wurde sie nach Hause entlassen und erholt sich seitdem dort. Auch hier ist keine genaue Diagnose bekannt. Damals wurde aber betont, es handele sich nicht um Krebs.
Das sei nicht falsch gewesen, betonte Kate nun. „Untersuchungen nach der Operation ergaben jedoch, dass Krebs vorlag. Mein medizinisches Team hat mir daher geraten, mich einer präventiven Chemotherapie zu unterziehen, und ich befinde mich jetzt im Anfangsstadium dieser Behandlung.“
König Charles lobte die Offenheit seiner „geliebten Schwiegertochter“. Der Monarch sei „so stolz auf Catherine für ihren Mut“, über ihre Krankheit zu sprechen, teilte der Buckingham-Palast mit.
Das letzte Mal öffentlich gezeigt hatte sich Kate am ersten Weihnachtsfeiertag, als sie gemeinsam mit der Royal Family den Gottesdienst besuchte. Die lange Abwesenheit führte in den vergangenen Wochen zu lauten Spekulationen und teilweise absurden Verschwörungstheorien in sozialen Medien. Am Freitag kritisierte der britische Premierminister Rishi Sunak diese Gerüchte scharf. Kate stehe dieselbe Privatsphäre zu in gesundheitlichen Fragen wie allen anderen Menschen, betonte der Regierungschef. Er sei sicher, das ganze Land wünsche der Prinzessin rasche Genesung.
Gerüchte und Spekulationen
Für die Royal Family endet mit Kates öffentlicher Stellungnahme eine lange Phase, in der sie die Hoheit über das Narrativ verloren hatte. Die Spekulationen wurden zuletzt auch immer stärker in den sonst palastfreundlichen Boulevardmedien debattiert und erreichten sogar die seriöse BBC. Dass der Kensington-Palast zum englischen Muttertag ein angeblich von William gemachtes Foto von Kate und ihren Kindern veröffentlichte, das umgehend von internationalen Nachrichtenagenturen wegen Manipulationen zurückgezogen wurde, war der negative Höhepunkt. Manche äußerten danach Zweifel am Palast als glaubhafte Quelle.
Für die Royal Family, deren Stärke und Beliebtheit sich in ihrer öffentlichen Präsenz gründet, war das der „worst case“. „Ich muss gesehen werden, damit man an mich glaubt“, lautete das berühmte Motto der verstorbenen Queen Elizabeth II. Bei ihrem Sohn Charles ist das seit seiner Erkrankung der Fall: Der König beim Treffen mit Sunak, beim Lesen von Genesungswünschen, bei Begegnungen mit Botschaftern – auch nach seiner Krebserkrankung gibt es ausreichend Fotos des Staatsoberhaupts. Von Kate aber bisher: nichts. Mit Ausnahme eines Paparazzi-Fotos, das sie im Auto neben ihrer Mutter zeigte sowie eines Augenzeugen-Videos, bei dem sie und William beim Einkaufen zu sehen sein sollen.
Mit der Krebs-Mitteilung sucht die Prinzessin nun, das Schicksal über die Berichterstattung wieder in die eigenen Hände zu bekommen. Sie wolle auch anderen Betroffenen Mut machen, sagte sie in dem Video – und ähnelt damit nun ihrem Schwiegervater, der seinen Schritt an die Öffentlichkeit explizit ähnlich mit Aufklärung begründet hatte.
Persönliche Gefühle zu zeigen, war den Royals lange fremd, das Motto lautete: „Never complain, never explain“ – nie beschweren, nie erklären. Diese Taktik ist offenbar nun endgültig vorbei. Im Zeitalter sozialer Medien müssen auch die Royals ihre Transparenz anpassen.
Genesungswünsche aus der ganzen Welt
Prinzessin Kate hat nach Bekanntmachung einer Krebsdiagnose viel Zuspruch bekommen. Für Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak beweist die 42-Jährige mit ihrer Stellungnahme enormen Mut. „Ich weiß, dass ich für das ganze Land spreche, wenn ich ihr schnelle und vollständige Gesundung wünsche, und freue mich darauf, sie wieder im Einsatz zu sehen, wenn sie bereit ist“, teilte Sunak mit.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ließ auf der Plattform X (früher Twitter) auch im Namen seiner Frau Brigitte mitteilen: „Eure Hoheit, in dieser schwierigen Zeit, die Sie durchmachen, wünschen Brigitte und ich Ihnen eine volle Genesung. Ihre Stärke und Widerstandskraft inspirieren uns alle.“
Die US-Regierung sprach ebenfalls ihre Anteilnahme aus. Man sei in Gedanken bei Kate, ihrer Familie und ihren Freunden, sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre in Washington. „Und natürlich wünschen wir ihr eine vollständige Genesung.“ Es sei nun besonders wichtig, ihre Privatsphäre zu respektieren. Kanadas Regierungschef Justin Trudeau sendete ebenfalls Genesungswünsche.
Kate hatte sich nach wochenlangen Spekulationen über ihren Gesundheitszustand in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt. Sie war Mitte Januar im Bauchraum operiert worden und seitdem nicht öffentlich aufgetreten. Tests nach der Operation hätten ergeben, dass Krebs vorgelegen habe, sagte sie in dem Video. Auf Raten ihres Ärzteteams bekomme sie nun eine präventive Chemotherapie.
Anteilnahme auch aus dem Königshaus
Auch Kates Schwager Prinz Harry und dessen Frau Herzogin Meghan meldeten sich zu Wort. „Wir wünschen Kate und der Familie Gesundheit und Heilung und hoffen, dass sie dies privat und in Frieden tun können“, hieß es in einem Statement von Harry und Meghan, die mit offiziellem Titel Herzog und Herzogin von Sussex heißen.
Das Paar hatte sich vor mehreren Jahren von seinen royalen Pflichten zurückgezogen und lebt mittlerweile mit seinen beiden Kindern in den USA. Das Verhältnis zur Königsfamilie in Großbritannien gilt nach diversen Anschuldigungen als zerrüttet.
Als bekannt geworden war, dass auch Harrys Vater König Charles III. wegen einer Krebserkrankung behandelt wird, war Harry kurzerhand nach London gereist. Bei dem Kurzbesuch traf er zwar seinen Vater, nach übereinstimmenden Medienberichten aber nicht seinen Bruder Prinz William, den Thronfolger und Ehemann Kates.
dpa