
Weil sich das Mpox-Virus in afrikanischen Ländern derzeit rasant ausbreitet und eine gefährlichere Variante kursiert, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine „gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ ausgerufen. Das große Ziel: Das Virus daran hindern, sich weltweit weiter auszubreiten. Gelingen könnte das auch mithilfe von Impfungen. Ein Überblick.
Sollten sich jetzt alle gegen Mpox impfen lassen?
Nein, eine weltweite Impfkampagne, wie es während der Corona-Pandemie der Fall war, braucht es momentan nicht. Hotspot der aktuellen Mpox-Ausbrüche mit der neuen Variante (Klade Ib) sind afrikanische Ländern: vor allem die Demokratische Republik Kongo. In der aktuellen Lage sei vorrangig, Impfstoff den am meisten betroffenen Gebieten bereitzustellen, betonen Fachleute. Denn: Die Versorgung dort sei nicht ausreichend.
„Momentan ist, denke ich, die beste Vorbeugung für alle auf der ganzen Welt und auch für Afrika, diesen Ausbruch, der ja schon länger schwelt, endlich in Afrika konsequent zu begrenzen“, sagt dazu auch der an der Berliner Charité forschende Infektiologe Leif Erik Sander. Das gelinge am besten durch eine Kombination aus Aufklärung, Tests, Isolationsmaßnahmen – und eben Impfungen. „Dafür werden in der Region zusätzliche Ressourcen benötigt.“
Wem wird in Deutschland aktuell eine Impfung gegen Mpox empfohlen?
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Mpox-Impfung momentan präventiv nur bestimmten Personengruppen, basierend auf der aktuellen Risiko-Nutzen-Bewertung. Dazu zählen Männer, die Sex mit Männern haben und dabei häufig den Partner wechseln. Außerdem Menschen, die in Speziallaboratorien arbeiten und dabei mit infektiösen Laborproben Kontakt haben. Wer engen körperlichen Kontakt mit jemandem hatte, der oder die nachgewiesenermaßen mit Mpox infiziert ist, kann sich zudem noch nachträglich impfen lassen.
Welche Impfstoffe schützen vor Mpox?
Imvanex: Seit 2013 ist dieser Impfstoff in Deutschland zum Schutz vor Pocken zugelassen, seit Juli 2022 auch für den Schutz vor Mpox, erläutert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung auf der eigenen Homepage. In den USA ist der Impfstoff unter dem Namen „Jynneos“, in Kanada unter dem Namen „Imvamune“ gegen Mpox zugelassen. Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff mit Viren, die im Menschen nicht vermehrungsfähig sind. Er beruht auf einem abgeschwächten Kuhpockenvirus. Hergestellt wird er von der dänischen Biotechfirma Bavarian Nordic.
LC16: Dieses Vakzin wird in Japan produziert, aber nicht kommerziell vertrieben, sondern nur im Auftrag der japanischen Regierung hergestellt. Laut der WHO-Sprecherin Margaret Harris gibt es einen großen Vorrat dieses Mittels. Man stehe bereits mit der Regierung im Kontakt, um eine Abgabe von Dosen zu ermöglichen.
Wer sich mit Mpox ansteckt, zeigt meistens vier bis 21 Tage danach Symptome. Dazu zählen Hautveränderungen – also Pickel, Blasen, Ausschlag – im Genital- oder Analbereich. Auch an Händen, Füßen, der Brust oder im Mund können sie auftreten, teils sehr schmerzhaft sein. Die Erkrankung wird häufig von allgemeinen Krankheitssymptomen begleitet, wie Fieber, Kopf – und Rückenschmerzen. Einige Menschen zeigen aber auch gar keine Symptome.

Wie wird die Mpox-Impfung verabreicht?
Die Impfung erfolgt in das Unterhautgewebe. Zwei Dosen braucht es der BZgA zufolge beim Imvanex-Impfstoff für die Grundimmunisierung – im Abstand von mindestens 28 Tagen. Erfolgt der zweite Piks später, muss die Impfserie nicht neu begonnen werden. Die erste Dosis bietet bereits einen guten Basisschutz gegenüber Mpox, die zweite dient vor allem dazu, die Dauer des Impfschutzes zu verlängern.
Wie alt muss ich sein, um mich impfen zu lassen?
Zugelassen ist der Imvanex-Impfstoff in Deutschland bislang ab einem Alter von 18 Jahren. Zukünftig könnte das womöglich noch ausgeweitet werden. Der Hersteller strebt aktuell bereits eine Genehmigung bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) für Zwölf- bis Siebzehnjährige an. Das Unternehmen habe klinische Daten eingereicht, teilte Bavarian Nordic Mitte August mit. Ob und wann mit einer Zulassung zu rechnen ist, ist aber noch unklar. Man bereite sich auch auf Zulassungsstudien für das Alter der Zwei – bis Zwölfjährigen vor – zumal sich in den von Ausbrüchen betroffenen afrikanischen Ländern viele Kinder und Jugendliche infizieren.
Wie gut schützt eine Impfung vor Mpox?
Im Rahmen des letzten größeren Mpox-Ausbruchs wurden unter anderem Studien in Israel, England und den USA unter Real-World-Bedingungen durchgeführt. Auf Grundlage einer systematischen Übersichtsarbeit, die neun solcher Studien berücksichtigt, wird die Effektivität einer einmaligen Dosis auf 87 Prozent und für die zweimalige Impfung auf 89 Prozent geschätzt, erläutert das Robert Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage. Der Schutz sei also gut, es können aber vereinzelt auch Durchbruchsinfektionen auftreten.
Welche Nebenwirkungen sind erwartbar?
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen, die bei mehr als einem von zehn Impflingen auftreten, zählen Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Übelkeit, Ermüdung, Rötungen an der Einstichstelle. Häufig kommt auch Fieber, Frösteln, Gelenkschmerzen, Appetitlosigkeit vor. Eine komplette Liste erwartbarer Impfreaktionen listet Imvanex auf dem Beipackzettel.
Sind gegen Pocken Geimpfte schon ausreichend geschützt?
Die Pockenimpfung war bis in die 1970/1980er Jahre eine Pflichtimpfung in Deutschland, erläutert das RKI. Das bedeutet, dass die Mehrheit der Bevölkerung unter 50 Jahren nicht mehr gegen Pocken geimpft wurde. Man geht davon aus, dass in der Vergangenheit gegen Pocken Geimpfte auch jetzt noch einen gewissen Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe bei Mpox aufweisen. Die Stiko empfiehlt ihnen daher nur eine einmalige Impfung – als Booster.
Wie kommt mehr Impfstoff nach Afrika?
Tim Nguyen von der WHO sagte, es stünden 500.000 Impfdosen vom Impfstoff des dänischen Herstellers zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe. Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben. Die EU hatte bereits angekündigt, gut 175.000 Dosen zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller, das Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, wollte 40.000 Dosen spenden.
Wäre Deutschland auf größere Mpox-Ausbrüche vorbereitet?
Für den Fall der Fälle ist Deutschland aus Expertensicht gut vorbereitet. „Wir haben ausreichend Impfstoffe zur Verfügung“, sagt Sander. Außerdem gebe es ein relativ hohes Bewusstsein in der Bevölkerung. Das hat damit zutun, dass im Mai 2022 Mpox die Welt schon einmal überrascht hat – mit einer anderen Virusvariante, bekannt als Klade IIb.
Damals gab es ebenfalls Ausbrüche in Ländern, wo das Virus vorher nicht unterwegs war. In den USA, Südamerika, Australien. Vor allem auch in Europa. Die WHO rief für einige Monate ebenfalls eine Mpox-Notlage aus. Auch Deutschland war betroffen. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) erkrankten allein hierzulande innerhalb eines Jahres nachgewiesenermaßen rund 3700 Menschen an Mpox.
Die Welle verlief am Ende, auch mithilfe von Aufklärung, Kontaktverfolgung und Impfungen, aber vergleichsweise glimpflich, im Mai 2023 gab die WHO wieder Entwarnung. Hierzulande kursiert Mpox zwar auch heute noch. Laut dem RKI werden aber nur noch Fallzahlen im ein- bis zweistelligen Bereich pro Monat gemeldet, keine Todesfälle. Ursächlich für Ansteckungen hierzulande ist die Variante der Klade IIb, die als weniger gefährlich gilt als die Mutante, die in einigen afrikanischen Ländern kursiert.