Ausnahmezustand Mehr als 1000 Verletzte bei Unruhen in Kasachstan - Polizei tötet Dutzende Demonstranten

Sicherheitskräfte während einer sogenannten Antiterroroperation im Einsatz, um die Massenunruhen zu beenden.
Sicherheitskräfte während einer sogenannten Antiterroroperation im Einsatz, um die Massenunruhen zu beenden. © Valery Sharifulin/TASS/dpa
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Angesichts der Unruhen in Kasachstan hat Russland Soldaten in das zentralasiatische Land verlegt. Es seien Fallschirmjäger als Teil einer Friedenstruppe entsandt worden, teilte die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit mit. Kasachstan hatte das von Russland geführte Militärbündnis um Hilfe gebeten. Dem Bündnis gehören neben Russland und Kasachstan auch Armenien, Belarus, Kirgistan und Tadschikistan an.

Bereits in der Nacht hatte Militärbündnis erklärt, einem Hilfegesuch Kasachstans nachkommen zu wollen. Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan schrieb bei Facebook, die Soldaten sollten für einen begrenzten Zeitraum entsandt werden, „um die Lage in dem Land zu stabilisieren und zu normalisieren“.

Gestiegene Treibstoffpreise Protest-Auslöser

Das autoritär geführte Kasachstan erlebt seit Tagen beispiellose Proteste. Auslöser der am Wochenende ausgebrochenen Unruhen war Unmut über deutlich gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen der öl- und gasreichen Ex-Sowjetrepublik mit mehr als 18 Millionen Einwohnern. Sie schlugen in teils gewaltsame regierungskritische Proteste um.

Als Reaktion entließ Präsident Kassym-Jomart Tokajew die Regierung, bevor in der Nacht zu Donnerstag das Militär in der Millionenstadt Almaty einschritt. Tokajew nannte die Unruhen „eine Untergrabung der Integrität des Staates“.

„Dutzende Angreifer eliminiert“

Bei den schweren Ausschreitungen sind mehr als 1000 Menschen verletzt worden. Das teilte das Gesundheitsministerium des Landes kasachischen Medien zufolge mit. 400 Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden. Davon müssten 62 auf Intensivstationen behandelt werden.

Offiziellen Angaben zufolge sind in der Stadt Almaty 13 Sicherheitskräfte getötet worden. Zwei Leichen seien geköpft aufgefunden worden, berichteten kasachische Medien unter Berufung auf das Staatsfernsehen. Gestern hatten die Behörden von 8 toten Polizisten und Soldaten gesprochen. Klare offizielle Angaben zu möglichen zivilen Todesopfern gab es weiter nicht. Die kasachische Polizei sprach davon, bei nächtlichen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Militär in Almaty „Dutzende Angreifer eliminiert“ zu haben, was Todesopfer bedeuten könnte. Berichte können von unabhängiger Seite nur schwer geprüft werden.

Internetseiten kasachischer Medien waren auch am Morgen nicht vom Ausland aus zu erreichen. Die genaue Lage war deshalb unklar. Berichte können von unabhängiger Seite nur schwer geprüft werden.

An verschiedenen Stellen in Almaty liefen Einsätze gegen Demonstranten, die Berichten zufolge auch bewaffnet sein sollen. Einwohner seien aufgerufen worden, an sicheren Orten zu bleiben.

dpa

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