
In Großbritannien scheint sich die Kinderkrankheit MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children) weiter auszubreiten. Wie die britische Tageszeitung „The Guardian“ berichtet, sind seit Anfang Januar jeden Tag zwischen zwölf und 15 Kinder an diesem neuartigen postviralen Syndrom erkrankt. Die meisten Fälle traten in London und Südostengland auf, wo unter anderem die britische Coronavirus-Variante B.1.1.7 vorherrscht.
Zudem müssen inzwischen mehr MIS-C-Fälle im Krankenhaus behandelt werden. Durchschnittlich 100 Kinder pro Woche hätten die Kliniken während der zweiten Corona-Welle aufgenommen. Im April vergangenen Jahres seien es nur rund 30 junge Patienten gewesen.
Hautausschlag und Fieber
Dass die Zahl der hospitalisierten MIS-C-Fälle angestiegen ist, müsse Eltern aber nicht beunruhigen, meint Elizabeth Whittaker. „Es [MIS-C, Anmerk. d. Redaktion] bleibt selten, und wir denken nicht, dass Eltern sich Sorgen machen sollten, da es viel wahrscheinlicher ist, dass ihr Kind nicht betroffen ist“, sagte die klinische Dozentin für pädiatrische Infektionskrankheiten und Immunologie am Imperial College in London gegenüber „The Guardian“.
Die Kinderkrankheit MIS-C ist im europäischen Raum auch unter dem Namen PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome) bekannt. Sie wird häufig aufgrund teilweise ähnlicher Symptome wie Hautausschlag und Fieber mit dem Kawasaki-Syndrom verglichen. Das Kawasaki-Syndrom ist eine Gefäßentzündung der kleinen und mittleren Arterien. Während am Kawasaki-Syndrom mehrheitlich Kinder zwischen drei und fünf Jahren erkranken, sind es bei MIS-C Kinder zwischen null und 19 Jahren.
Auffällig ist, dass MIS-C erst im Zuge der Corona-Pandemie aufgetreten ist. Ob eine Infektion mit Sars-CoV-2 der Auslöser für die Krankheit ist, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Ein Zusammenhang erscheine aber plausibel, heißt es von der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC.
Mehr MIS-C-Fälle auch in Deutschland gemeldet
Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland ist die Zahl der an MIS-C erkrankten Kinder während der zweiten Corona-Welle gestiegen. Das zeigen Daten der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), die ein Meldetool für MIS-C-Fälle eingerichtet hat. Der bisherige Höchststand war Anfang Dezember mit 18 Krankheitsfällen erreicht worden. Zum Vergleich: Im Frühjahr, während der ersten Corona-Welle, lag der Höchstwert noch bei fünf Fällen.
„Da PIMS in einem gewissen zeitlichen Abstand nach einer akuten Sars-CoV-2-Infektion auftritt, werden diese Zahlen in den nächsten Wochen auch noch etwas ansteigen“, sagte Jakob Armann von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Dresden dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. „Dennoch bleibt PIMS eine relativ seltene Erkrankung, die sich zudem in den aller meisten Fällen gut behandelt lässt.“ Todesfälle im Zusammenhang mit der Kinderkrankheit seien in Deutschland bisher nicht gemeldet worden.