Geschichte Im Video: Was die Nazis bei der historischen Wannseekonferenz beschlossen

Eines der dramatischen Ausstellungsstücke in der Gedenk- und Bildungsstätte "Haus der Wannsee-Konferenz" in Berlin, in der die Konferenz zur "Endlösung der Judenfrage" stattfand. © picture alliance/dpa
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Die Wannseekonferenz ist in die Geschichte eingegangen. Am 20. Januar 1942 trafen hohe NS-Funktionäre zusammen, um über die systematische Ermordung der Juden Europas zu sprechen. Schon zuvor hatte die nationalsozialistische Führung um Adolf Hitler die Ermordung von bis zu elf Millionen Juden in Europa beschlossen.

Deportationen und Erschießungen hatten bereits begonnen. Ziel der Besprechung in einer Villa am Wannsee war es allerdings, die Umsetzung des Völkermords zu beschleunigen. Stephan Lehnstaedt, Historiker und Professor für Holocaust-Studien und Jüdische Studien am Touro College Berlin, spricht darüber im Interview mit WELT – und erklärt, was mit den Teilnehmern der Wannseekonferenz letztlich passierte.

Unlängst besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den historischen Ort des Treffens, der heute eine Gedenk- und Bildungsstätte ist. „Es darf nicht vergessen werden, was hier vor 80 Jahren geschah, als ein Staatsapparat, deutsche Verwaltungsbeamte, den Völkermord an den Jüdinnen und Juden Europas planten“, schrieb der Bundespräsident ins Gästebuch. „Möge diese Gedenk- und Bildungsarbeit dazu beitragen, dass Geschichte sich nicht wiederholt.“

Zudem äußerte sich Steinmeier zur Premiere des ZDF-Films „Die Wannseekonferenz“, der am kommenden Montag (24.1.) im Fernsehen laufen soll. Der Präsident nannte den Film beeindruckend gut, aber auch verstörend.

„Was wir sehen und erleben, ist eine reibungslos funktionierende Verwaltungsmaschinerie, Ressortabstimmungen, Vorlagen und Abläufe, die sich – abgesehen vom Inhalt der Besprechung – in nichts von denen unterscheiden, die es auch heute noch in Ministerien und Behörden gibt“, sagte Steinmeier. „Es ist das Gewöhnliche, das Vertraute, das uns anspringt, entsetzt und verunsichert.“ Der Film zeige eine Inszenierung der Banalität des Bösen.

Steinmeier appelliert: „Scheuen wir die Verantwortung nicht“

„Wie konnte die Mordmaschinerie des Nationalsozialismus so perfekt funktionieren? Und was bedeutet persönliche Verantwortung in einer Diktatur?“, fragte Steinmeier. Er verwies auf Erkenntnisse der Schriftstellerin Hannah Arendt. Totalitäre Systeme würden nicht nur von Dämonen und Monstern getrieben. Vielmehr sei es so, „dass in diesen Systemen so viele kleine Rädchen ineinandergreifen, bis die Verantwortung des Einzelnen unkenntlich geworden ist und kein Unrechtsbewusstsein mehr existiert. Die Banalität des Bösen ist die seelenlose Bürokratie einer Diktatur, die Herrschaft der Niemande.“

Steinmeier fügte hinzu: „Seien wir keine Niemande. Scheuen wir die Verantwortung nicht – auch nicht die, Nein zu sagen, wo es Recht und Mitmenschlichkeit gebieten.“

mit Material von dpa

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