Versuchter Terroranschlag in München Verdächtiger wohl Bezug zu islamistischer Gruppe HTS

Zwei Polizisten patrouillieren am Morgen um das Israelische Generalkonsulat.
Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats am Vortag eine verdächtige Person niedergeschossen. © picture alliance/dpa
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Update 6.9., 16.50 Uhr: Die Ermittler gehen Hinweisen auf ein islamistisches oder antisemitisches Motiv nach. Das sei aufgrund der bislang vorliegenden Erkenntnisse die „Arbeitshypothese“, sagte die Leiterin der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann. Botschaften des 18 Jahre alten Schützen aus Österreich mit Hinweisen auf ein Motiv seien bisher nicht gefunden worden.

Der 18-Jährige soll demnach unter anderem in einem Videospiel mit erstellten Avataren Hinrichtungen nachgestellt haben, sagte der Vizepräsident des bayerischen Landeskriminalamtes (LKA), Guido Limmer. Als im vergangenen Jahr gegen den jungen Mann ermittelt wurde, sei Material bei ihm gefunden, das auf Sympathien mit der islamistischen Organisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hindeutete. Ob er diese zuletzt noch hatte oder eher mit dem IS sympathisierte, sei derzeit noch unklar, sagte Tilmann.

Zum anderen deuten laut Ermittlern Ort und Zeit auf ein solches Motiv hin: Der Täter habe am Jahrestag des Olympia-Attentats im Jahr 1972 in München auf das NS-Dokumentationszentrum und das israelische Generalkonsulat geschossen.

Nach Angaben aus dem österreichischen Innenministerium hatte der Vater des Angreifers von München seinen Sohn als psychisch auffällig wahrgenommen. Er sei ein intelligenter Schüler gewesen, der sich in der Pandemie-Zeit zu einem Einzelgänger entwickelt habe, hieß es. In der Schule sei er mit Sticheleien und Hänseleien konfrontiert gewesen.

Verdächtiger hatte Bezug zur islamistischen Gruppe HTS

Update 6.9., 11.20 Uhr: Sicherheitskreise gehen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur davon aus, dass der Verdächtige des vereitelten Anschlags auf das israelische Generalkonsulat in München einen Bezug zur islamistischen Gruppe HTS hatte. HTS steht für „Haiat Tahrir al-Scham“, eine militant-islamistische Miliz.

Der bayerische Verfassungsschutz schreibt, dass HTS 2017 aus dem Zusammenschluss eines früheren Al-Kaida-Ablegers und einiger kleinerer militanter syrischer Gruppen hervorgegangen sei. Anders als Al-Kaida, die weiter Anschläge im Westen plane, konzentriere sich HTS auf Syrien und wolle den dortigen Machthaber Baschar al-Assad stürzen.

Für Tatverdächtigen war Waffenverbot verhängt worden

Update 6.9., 7.30 Uhr: Nach dem vereitelten mutmaßlichen Terroranschlag auf das israelische Generalkonsulat in München ermitteln die Behörden weiter zu den Hintergründen. Dabei dürften auch Videos von Autofahrern, Passanten und Anwohnern eine Rolle spielen. Die Münchner Polizei hatte dazu aufgerufen, den Ermittlern Aufnahmen von dem Vorfall über ein Upload-Portal zur Verfügung zu stellen.

Inzwischen wurde bekannt, dass gegen den 18-jährigen Österreicher aus dem Salzburger Land wegen des Verdachts ermittelt worden war, er könne sich religiös radikalisiert haben. Für den Mann mit bosnischen Wurzeln war außerdem ein Waffenverbot verhängt worden, das frühestens 2028 ausgelaufen wäre, wie es von der Salzburger Polizei hieß.

Staatsanwaltschaft Salzburg hatte Ermittlungen gegen ihn eingestellt

Der damals noch 17-Jährige war den Behörden nach einer Drohung gegen Mitschüler und einer Körperverletzung aufgefallen. In diesem Zusammenhang sei ihm die Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen worden, hieß es. Laut Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA wurde Propaganda der Terrororganisation Islamischer Staat auf seinem Mobiltelefon gefunden. Doch die Staatsanwaltschaft Salzburg habe die Ermittlungen im April 2023 eingestellt, hieß es von der Polizei. Seither sei der 18-Jährige nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten.

Elternhaus des 18-Jährigen in Salzburger Land durchsucht

Update 5.9., 19.30 Uhr: Nach dem Schusswechsel in München wurde auch sein Wohnort im Salzburger Land durchsucht. Zahlreiche Beamte rückten nach Neumarkt am Wallersee aus, um Beweise und Spuren zu sichern. Das teilte ein Salzburger Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Der 18-Jährige hatte in Neumarkt zusammen mit seinen Eltern gewohnt. Zur Sicherheit seien das Wohnhaus und die benachbarten Gebäude evakuiert worden, sagte der Polizeisprecher. Im Nachhinein habe aber sich herausgestellt, dass keine Gefahr bestanden habe.

Einsatzkräfte der österreichischen Polizei arbeiten am Einsatzort.
Nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch in München war die Polizei am späten Donnerstagnachmittag am Wohnsitz des 18-jährigen Österreichers vor Ort.© picture alliance/dpa/APA

Ermittler gehen von geplantem Terroranschlag auf Konsulat aus

Update 5.9., 16.50 Uhr: Nachdem am Donnerstagmorgen in unmittelbarer Nähe des israelischen Generalkonsulats in der bayerischen Landeshauptstadt Schüsse fielen und dabei ein bewaffneter 18-Jähriger getötet wurde, gehen die Behörden davon aus, dass der junge Österreicher einen Terroranschlag auf das Konsulat verüben wollte.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) von einem „schlimmen Verdacht“ und einem „schlimmen Tag“, genau 52 Jahre nach dem Attentat auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen von München.

Israels Staatspräsident Izchak Herzog telefoniert mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und zeigt sich kurz danach auf X entsetzt über den Vorfall. Nur wenige Stunden nach den Schüssen spricht er von einem „Terroranschlag heute Morgen in der Nähe des israelischen Konsulats in München“. Er schreibt: „Gemeinsam sind wir stark im Angesicht des Terrors.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zeigt sich schockiert: „Nach den jetzigen Informationen scheint es erneut einen islamistischen Hintergrund zu geben, wie bereits in Solingen vergangene Woche als drei Menschen von einem Attentäter ermordet wurden.“

Ermittler halten extremistisches Motiv für möglich

Update 5.9., 16.25 Uhr: Nach dem tödlichen Schusswechsel eines 18-Jährigen mit der Polizei nahe dem israelischen Generalkonsulat in München halten Ermittler ein extremistisches Motiv für möglich. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss einen Anschlagsplan auf das Konsulat zum Jahrestag des Olympia-Attentats vom September 1972 nicht aus.

„Die Hintergründe der Tat müssen noch aufgeklärt werden“, sagte Herrmann. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise einen Anschlagsplan auf das Konsulat gegeben habe: „Wenn jemand hier unmittelbar in Sichtweite zum israelischen Generalkonsulat parkt, dann mit dem Gewehr um dieses Generalkonsulat herum geht, da mit dem Schießen beginnt“, sei das „sicherlich oder mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Zufall“.

Informationen der österreichischen Presse-Agentur APA zufolge hatte der Schütze bosnische Wurzeln und war den österreichischen Behörden als mutmaßlicher Islamist bekannt. Demnach war er im vergangenen Jahr bei der Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Verdachts in Richtung terroristischer Vereinigung angezeigt worden.

Getöteter Schütze soll als Islamist aufgefallen sein

Update 5.9., 13.50 Uhr: Nach „Spiegel“-Informationen soll es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 18-jährigen Österreicher handeln, der den Sicherheitsbehörden als Islamist bekannt gewesen sei. Auch der österreichische „Standard“ berichtetet, dass der mutmaßliche Schütze Österreicher sei und im Salzburger Land gewohnt habe. Nach München fuhr er mit dem Auto, wie aus Polizeipapieren hervorgeht.

Polizei kontrolliert Fahrzeug auf Sprengfallen

Update 5.9., 13 Uhr: Die Identität des bewaffneten Mannes, der bei einem Schusswechsel der Polizei gestorben ist, blieb zunächst offen, ebenso wie die Hintergründe des Vorfalls. Hinweise auf weitere Verdächtige oder Verletzte gebe es derzeit nicht, hieß es. Dennoch waren zahlreiche Polizisten, darunter auch Spezialkräfte, in der Innenstadt im Einsatz. Zudem prüften Ermittler ein Fahrzeug, das möglicherweise dem Verdächtigen zuzuordnen sei – unter anderem, ob dort Sprengfallen versteckt sein könnten.

Minister: Verdächtiger hat das Feuer eröffnet

Update 5.9., 12 Uhr: Der Mann, der in der Münchner Innenstadt von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde, hat nach Angaben von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) das Feuer eröffnet. Polizisten hatten gegen 9 Uhr in dem Areal in der Nähe des Konsulats und des NS-Dokumentationszentrums den laut Polizei mit einer sogenannten Repetierwaffe älteren Baujahres bewaffneten Mann entdeckt. „Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert“, sagte Herrmann in Burghausen. Über eine mögliche Motivlage des Mannes konnten zunächst weder Polizei noch Innenministerium Angaben machen. Nach Angaben der Polizei waren an dem Schusswechsel in der Nähe des israelischen Generalkonsulats fünf Polizisten beteiligt, keiner erlitt Verletzungen.

Zum Ablauf des Einsatzes sagte ein Sprecher der Polizei, der verdächtige Mann sei gesehen worden, wie er mit einer Langwaffe, also einer großen Schusswaffe, agierte. Dann habe es einen Schusswechsel zwischen fünf Beamten und dem Tatverdächtigen gegeben, mit mehreren Schussabgaben sowohl des Verdächtigen als auch der Polizisten.

Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet. Auf einem auf X geposteten Video eines Münchner Journalisten, das wohl die betroffene Gegend zeigt, waren mehrere Schüsse in schneller Folge aus verschiedenen Waffen zu hören. Ob es sich dabei um die Schüsse handelt, war zunächst nicht zu verifizieren.

Faeser dankt Polizeikräften

Update 5.9., 11.45 Uhr: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schätzt die Schüsse in München als gravierenden Vorgang ein. „Es ist ein schwerwiegender Vorfall“, sagte die Politikerin in Berlin. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten.

„Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Münchner Polizei, die da einen guten Einsatz aus meiner Sicht machen“, sagte Faeser. „Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität.“

Niedergeschossener Mann gestorben

Update 5.9., 11.10 Uhr: Der Mann, der in München mit einer großen Schusswaffe in der Nähe des israelischen Generalkonsulats unterwegs war und von der Polizei niedergeschossen wurde, ist tot. Das gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Burghausen bekannt. Die Identität des Mannes sei noch nicht geklärt. Über ein mögliches Motiv machte Herrmann zunächst keine Angaben. Der Mann habe mehrere Schüsse abgegeben, sagte Herrmann.

Er verwies auf die Tatsache, dass die Schüsse am Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 fielen. Damals hatten palästinensische Geiselnehmer Mitglieder des israelischen Olympiateams ermordet.

Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern.
Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, nimmt im Innenministerium an einer Pressekonferenz teil. Der bewaffnete Mann in München, der von der Polizei niedergeschossen wurde, ist tot.© Sven Hoppe/dpa

Polizeieinsatz in München: Polizei schießt auf Verdächtigen

Update 5.9., 10.36: Zahlreiche Polizisten sind vor Ort, auch ein Hubschrauber ist im Einsatz. Die Polizei rief dazu auf, den Bereich von Briennerstraße und Karolinenplatz großräumig zu meiden. Dort seien Verkehrssperren errichtet worden. Das israelische Außenministerium teilte mit, es seien keine Konsularmitarbeiter verletzt worden.

Über den Hintergrund des Polizeieinsatzes ist noch nichts bekannt. Ob neben der Polizei noch jemand Schüsse abgegeben hat, ist offen. Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet. Meldungen über Schüsse in sozialen Netzwerken konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht bestätigen.

Zu der niedergeschossenen verdächtigen Person gibt es noch keine Details, etwa zu ihrem Geschlecht oder den Gesundheitszustand. Unklar ist auch weiterhin, ob es weitere Verletzte gab.

Polizisten sind in München im Einsatz.
Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen.© picture alliance/dpa

Jahrestag des Olympia-Attentats

Update 5.9., 10.18 Uhr: Beamten der Münchner Polizei hätten am Vormittag mehrere Schüsse abgegeben, sagte ein Polizeisprecher. Hinweise auf weitere Verdächtige gebe es derzeit nicht. Ob es weitere Verletzte gab, ist zunächst unklar.

Die Hintergründe des Einsatzes am Jahrestag des Olympia-Attentats in München im Jahr 1972 waren zunächst nicht bekannt. Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.

Polizisten sind in München im Einsatz.
Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen.© picture alliance/dpa

Beamten der Polizei schießen auf Verdächtigen

Update 5.9., 10.08 Uhr: Die Polizei hat in der Münchner Innenstadt bei einem größeren Einsatz in der Nähe des Israelischen Generalkonsulats eine verdächtige Person niedergeschossen. Dies teilte ein Polizeisprecher mit.

5.9., 10 Uhr: Zahlreiche Polizisten sind in der Münchner Innenstadt in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des Israelischen Generalkonsulats im Einsatz. Die Polizei rief dazu auf, den Bereich großräumig zu meiden. Betroffen sei der Bereich der Briennerstraße und Karolinenplatz. Dort seien Verkehrssperren errichtet worden. Meldungen über Schüsse in sozialen Netzwerken konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht bestätigen.

mit dpa

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