Krieg in der Ukraine Geflüchtete aus der Ukraine bringen Tafeln an den Rand der Überlastung

Eine Geflüchtete aus der Ukraine holt sich bei der Tafel Lebensmittel. © picture alliance/dpa
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Der Krieg in der Ukraine und die Massenflucht von Bürgern des Landes auch nach Deutschland bringen die Tafeln in Niedersachsen und Bremen an ihre Belastungsgrenzen. Die 106 Tafeln verzeichneten zurzeit einen großen Andrang, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Tafeln, Uwe Lampe, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Einige Tafeln hätten bereits signalisiert, keine neuen Kunden mehr anzunehmen. Derzeit versorgen sich rund 150.000 Menschen bei den Tafeln in Niedersachsen und Bremen.

Von der Göttinger Tafel hieß es: „Seit einigen Wochen wenden sich täglich Einzelpersonen und viele Familien aus der Ukraine an uns und bitten um Unterstützung. Ihnen allen wollen und werden wir helfen, so gut es uns möglich ist.“

Gleichzeitig sei die Einrichtung konfrontiert mit den Folgen der Pandemiejahre und den gestiegenen und weiter steigenden Lebenshaltungskosten. Auch ohne Berücksichtigung der kürzlich Geflüchteten werde seit Jahresbeginn eine wachsende Nachfrage registriert.

Tafel kommt wegen Krieg in der Ukraine an ihre Grenze

„Insgesamt verzeichnen wir einen dramatischen Zuwachs der Kundenzahlen, allein in den letzten drei Wochen um 35 Prozent auf nunmehr mehr als 1.200 Personen“, heißt es bei der Göttinger Tafel weiter.

Dies sei nicht nur für die ehrenamtlichen Mitarbeiter eine enorme Belastung. Für Kunden bedeute es längere Wartezeiten und geringere Warenmengen. Die Göttinger Tafel richtete deshalb einen Hilfsappell an die Öffentlichkeit. Unterstützung könne durch Sachspenden, Geldspenden oder Mitarbeit erfolgen.

Erstmals in ihrer rund 25-jährigen Geschichte halte es die Göttinger Tafel für angemessen, zur Ergänzung ihres Sortiments Waren zuzukaufen. „Generell wollen wir natürlich beim Grundgedanken der Tafelbewegung bleiben, die Überschüsse unserer reichen Gesellschaft zu nutzen, um die Bekämpfung von Armut mit dem Einsatz gegen die Verschwendung wertvoller Lebensmittel zu verbinden“, hieß es.

Der Landesverband der Tafeln schlägt unterdessen eine zeitlich befristete Ausgabe von Gutscheinen an ukrainische Flüchtlinge vor. Wenn die Kommunen einen Teil der den Geflüchteten zustehenden Sozialleistungen als Lebensmittelgutscheine ausgäben, sei der Druck geringer, „dass alle zu uns kommen“, sagte Lampe.

Die Flüchtlinge könnten ihre Grundversorgung dann bei Supermärkten und Discountern abdecken. Die Tafeln seien nicht dazu da, die Grundversorgung abzudecken, betonte Lampe. „Wir decken nur das ab, was obendrauf kommt.“

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