Kopfschüsse im Frankfurter Hauptbahnhof Hinweise auf Familienfehde

Ein Sichtschutz ist um einen Tatort im Frankfurter Hauptbahnhof aufgebaut.
Am Frankfurter Hauptbahnhof hat ein Mann einen anderen Mann erschossen. © picture alliance/dpa
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Update 23.8., 15:45 Uhr: Nun gibt es erste Hinweise auf ein Motiv: Anlass für die Tat könne eine Familienfehde gewesen sein, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit. Türkische Medien hatten zuvor ohne Verweis auf Quellen eine Fehde als Hintergrund der Tat genannt. Ein 54-jähriger türkischer Staatsbürger soll am Dienstagabend einen 27-jährigen Türken durch Kopfschüsse an einem Gleis getötet haben. Die Zeitung „Hürriyet“ schrieb von einer Fehde zwischen zwei kurdischen Familien, ohne Quellen zu nennen. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft ergänzte, in den Medien veröffentlichte Personalien träfen zum Teil nicht zu. Es lägen noch keine gesicherten Ermittlungserkenntnisse über vermeintliche Tatkonstellationen in der Türkei vor.

Zu im Internet kursierenden Aufnahmen einer Überwachungskamera erklärten die Ermittler, deren Inhalt entspreche dem ihnen vorliegenden Video. Die Aufnahmen zeigen, wie sich ein Mann von hinten einem zweiten Mann nähert, mit der Pistole auf dessen Hinterkopf zielt und dieser Mann kurz darauf zu Boden geht.

Motiv möglicherweise Familienfehde

Nach den tödlichen Schüssen im Frankfurter Hauptbahnhof hat sich der Tatverdächtige zunächst nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das sagte der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Dominik Mies. Der 54-Jährige soll am Dienstagabend einen 27-Jährigen durch Kopfschüsse getötet haben. Sämtliche Spuren würden auswertet, Zeugen vernommen und sämtliche zulässige Beweismittel ausgewertet.

Der mutmaßliche Täter war kurz nach der Tat von der Bundespolizei festgenommen worden. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes erlassen. Das Opfer starb nach der Attacke am Tatort. Auch am Donnerstag machte die Staatsanwaltschaft keine Angaben darüber, in welchem Verhältnis die beiden türkischen Staatsangehörigen zueinander standen.

Kopfschüsse am Frankfurter Hauptbahnhof: Mutmaßliche Aufnahmen der Tat

Im Internet kursieren derweil mutmaßliche Aufnahmen von Überwachungskameras, auf denen zu sehen ist, wie sich ein Mann von hinten einem zweiten Mann nähert, mit der Pistole auf dessen Hinterkopf zielt und dieser Mann kurz darauf zu Boden geht. „Wir haben das natürlich zur Kenntnis genommen“, sagte Mies. Er werde das aber nicht kommentieren.

Der Tatverdächtige soll dem 27-Jährigen laut den Ermittlungen noch zweimal in den Kopf geschossen haben, als dieser auf dem Boden lag. Bundespolizisten hätten verhindert, dass der Mann einen Zug besteigen und flüchten konnte, hieß es.

Kriminalpsychologe: Täter nahm offenbar Entdeckung in Kauf

Eine solche Tat mitten in einem viel besuchten Hauptbahnhof: „Das hat etwas Demonstratives, vielleicht sogar Inszeniertes“, sagt der Kriminalpsychologe Rudolf Egg. „Wer in aller Öffentlichkeit eine solche Tat begeht, nimmt ein sehr hohes Entdeckungsrisiko in Kauf“, sagt der frühere langjährige Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. Dem Täter müsse klar gewesen sein, dass Überwachungskameras die Tat aufzeichnen und es viele Zeugen gibt. Er müsse damit gerechnet haben, dass er nicht davonkommt, was eine lebenslange Freiheitsstrafe zur Konsequenz hat.

„Wenn jemand so etwas macht, dann muss er schon ein sehr starkes Motiv haben oder unter sehr großem Druck gestanden haben“, sagt Egg. Vielleicht habe es auch keine andere Möglichkeit gegeben, die Tat zu begehen. Derzeit könne man nur spekulieren, auch über mögliche Hintergründe.

„Der Bahnhof ist schlimmer geworden“

„Dass so etwas mitten im Bahnhof passiert, ist schon erschreckend“, sagt eine Studentin aus Frankfurt, die auf dem Weg nach München ist. Zumal ja auch das Bahnhofviertel berüchtigt sei. „Der Bahnhof ist schlimmer geworden“, sagt ein Mann, der nach eigenen Angaben seit über 20 Jahren an einem Bäckerei-Stand in der Nähe von Gleis 9 arbeitet. Etwas gelassener sieht es eine Frau aus Gießen. Man dürfe sich nicht verrückt machen, „sonst hat man am Ende überall Angst“, sagt sie. Man könne auch auf der Straße angegriffen werden. Und: „Ich denke, man erschießt ja nicht jemanden ohne Grund. Ich nehme mal an, die beiden werden sich gekannt haben.“

Seit Juni gilt nächtliches Waffenverbot

Am Frankfurter Hauptbahnhof gilt seit 1. Juni ein nächtliches Waffenverbot. Seitdem dürfen zwischen 20und 5 Uhr im Bahnhofsgebäude keine Waffen nach dem Waffengesetz sowie Messer mit feststehender oder feststellbarer Klinge mit einer Länge von mehr als vier Zentimetern mitgeführt werden.

dpa

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