Nach Anschlag mit fünf Toten auf Rüstungsfirma in Ankara PKK reklamiert Tat für sich

Angehörige von einem Mann, der bei einem Anschlag von PKK-Mitgliedern auf das Türkische Luft- und Raumfahrt (TUSAS) getötet wurde, trauern während einer Beerdigung in der Karsiyaka Moschee.
Auf einem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt (TUSAS) in Ankara hat es am Mittwoch einen Terroranschlag gegeben. © picture alliance/dpa/AP
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Update 25.10., 11.07 Uhr: Die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hat den Anschlag mit fünf Toten in Ankara für sich reklamiert. Das schrieb die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF unter Berufung auf die HPG, den militärischen Arm der Organisation. Der Anschlag sei von einem autonomen Team des „Unsterblichkeitsbataillons“ ausgeführt worden.

In der Türkei hat die PKK in der Vergangenheit immer wieder schwere Anschläge verübt, auch in Ankara. Die PKK kämpft seit den 80er Jahren gegen den türkischen Staat und verübt immer wieder Anschläge. Sie wird von der Türkei, der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestuft.

Der jetzige Anschlag ereignet sich kurz nachdem die Ultranationalisten der Partei MHP überraschend eine mögliche Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan thematisiert hatten. Die MHP ist Erdogans Regierungspartner.

Ihr Chef Devlet Bahceli hatte dies jedoch an eine Entwaffnung der Terrororganisation geknüpft. Beobachter werten dies als ein Zeichen dafür, dass es möglicherweise zu einem neuen Friedensprozess zwischen Regierung und PKK kommen könnte. Der letzte Versuch war 2015 gescheitert.

In der HPG-Mitteilung hieß es, der Anschlag sei lange geplant worden und habe nichts mit der aktuellen politischen Diskussion zu tun.

Türkei schreibt PKK Verantwortung zu

Update 24.10., 16.30 Uhr: Nach dem Anschlag in Ankara mit mindestens fünf Toten hat die Türkei der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK die Verantwortung zugeschrieben und Ziele in Nordsyrien und im Nordirak angegriffen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sind bislang 47 „PKK-Ziele“ aus der Luft angegriffen und zahlreiche „Terroristen neutralisiert“ worden. Kurdische Milizen in Syrien sprachen von mindestens zwölf toten Zivilisten.

Die PKK, die von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hat den Anschlag bisher nicht für sich reklamiert. Die PKK kämpft seit den 80er Jahren gegen den türkischen Staat.

Bei dem Terroranschlag am Mittwoch auf eines der bedeutendsten türkischen Rüstungsunternehmen waren mindestens fünf Menschen getötet und 22 weitere verletzt worden. Auch die beiden mutmaßlichen Angreifer seien getötet worden, sagte Innenminister Ali Yerlikaya. Er sprach von einem Mann und einer Frau. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük hatte eine Nachrichtensperre über den Anschlag verhängt.

Türkei fliegt Gegenangriffe in Nordsyrien und Nordirak

Update 24.10., 10.30 Uhr: Nach dem Anschlag in Ankara mit mindestens fünf Toten hat die Türkei Ziele in Nordsyrien und im Nordirak aus der Luft angegriffen. Man habe „32 terroristische Ziele zerstört“, teilte das türkische Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu mit. „Unsere Luftangriffe werden auf entschlossene Weise fortgesetzt“, hieß es weiter. Die türkische Regierung hatte wenige Stunden davor den Anschlag mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in Verbindung gebracht.

Die Türkei geht regelmäßig gegen die PKK mit Hauptquartier in den nordirakischen Kandilbergen vor, ebenso gegen die syrische Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens, die sie als Ableger der PKK betrachtet.

Innenminister macht PKK verantwortlich

Update 23.10., 21.30 Uhr: Die Zahl der Toten und Verletzten nach dem Anschlag in Ankara ist weiter angestiegen. Aktuell ist von fünf Toten und 22 Verletzten die Rede. Auch zwei mutmaßliche Angreifer seien tot, ein Mann und eine Frau. Ihre Identität werde noch geklärt. Der Innenminister brachte die Tat am Abend mit der verbotenen Arbeiterpartei PKK in Verbindung. Der Angriff trage die Handschrift der Organisation, sagte er, ohne weitere Details zu nennen. Die Ermittlungen dauern an.

Update 23.10., 19.30 Uhr: Erdogan bezeichnete den Vorfall auf der Plattform X als „feigen Anschlag“ auf ein Zugpferd der türkischen Verteidigungsindustrie.

Schwere Anschläge von mehreren Gruppen in der Vergangenheit

In der Vergangenheit haben in der Türkei sowohl der IS, die linksextremistische Revolutionäre Volksbefreiungsfront DHKP-C als auch die PKK schwere Anschläge verübt, auch in Ankara. Im Oktober 2023 verübte ein Selbstmordattentäter vor dem Innenministerium in Ankara einen Anschlag, bei dem sich der Attentäter in die Luft sprengte und zwei Beamte verletzt wurden. Die PKK bekannte sich zu dem Anschlag. Daraufhin reagierte die türkische Regierung mit zahlreichen Festnahmen im Land und Luftangriffen im Nordirak, wo das Hauptquartier der PKK liegt.

Der aktuelle Anschlag ereignet sich kurz nachdem die Ultranationalisten der MHP überraschend eine mögliche Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan ins Gespräch gebracht hatten. Die MHP, die Erdogans Regierungspartner ist, knüpfte dies jedoch an die Bedingung einer Entwaffnung der PKK. Beobachter sehen darin ein mögliches Signal für einen neuen Friedensprozess zwischen der Regierung und der PKK. Der letzte Versuch eines Friedensprozesses war 2015 gescheitert. Ob es einen Zusammenhang mit dem Anschlag gibt, war unklar.

Scholz erschüttert über Anschlag in Ankara

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich „erschüttert“ über den Anschlag. Auf der Plattform X schrieb er: „Wir verurteilen Terrorismus in jeder Form aufs Schärfste und stehen an der Seite unseres Partners Türkei.“ Auch das Auswärtige Amt reagierte „entsetzt“ auf den Angriff.

Der russische Präsident Wladimir Putin, der sich mit Erdogan in der russischen Stadt Kasan am Rande des BRICS-Gipfels traf, drückte den Türken sein Beileid aus. Russland verurteile jede Form von Terrorismus, „unabhängig von den Motiven“, erklärte er.

Update 23.10., 18 Uhr: Bei einem Anschlag auf dem Gelände eines Rüstungsunternehmens in der Türkei sind Präsident Recep Tayyip Erdogan zufolge vier Menschen ums Leben gekommen. 14 Menschen seien bei dem Angriff in einem Außenbezirk der Hauptstadt Ankara verletzt worden, sagte der türkische Staatschef. Innenminister Ali Yerlikaya sagte, es seien zwei „Terroristen neutralisiert“ worden, ein Mann und eine Frau. Dabei blieb zunächst unklar, ob die Angreifer festgenommen oder getötet wurden. Ihre Identität werde noch geklärt.

Zum Hintergrund der Tat gab es zunächst keine Informationen. Justizminister Yilmaz Tunc erklärte, Ermittlungen seien eingeleitet worden.

Update, 23.10., 17.07 Uhr: Bei einem Anschlag auf dem Gelände einer Rüstungsfirma in der türkischen Hauptstadt Ankara sind Regierungsangaben zufolge drei Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien 14 Menschen verletzt worden, erklärte Innenminister Ali Yerlikaya auf der Plattform X.

Rauch steigt auf, während Rettungsteams und Polizeibeamte am Stadtrand vor dem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt eintreffen. Auf einem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt (TUSAS) in Ankara hat es nach Regierungsangaben einen Terroranschlag gegeben.
Rauch steigt auf, während Rettungsteams und Polizeibeamte am Stadtrand vor dem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt eintreffen. Auf einem Unternehmensgelände der Türkischen Luft- und Raumfahrt (TUSAS) in Ankara hat es nach Regierungsangaben einen Terroranschlag gegeben.© Uncredited/IHA/AP/dpa

Update 23.10., 16.50 Uhr: Der Sender NTV berichtete von einer Geiselnahme. Demnach gingen die Gefechte auf dem Gelände im Bezirk Kahramankazan weiter. Über den Hintergrund ist bisher nichts bekannt. Die türkische Rundfunkbehörde Rtük verhängte eine Nachrichtensperre zu dem Thema.

In der Türkei haben in der Vergangenheit sowohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK schwere Anschläge verübt, auch in der Hauptstadt Ankara.

Nach Anschlag in Ankara: Berichte über Geiselnahme

Erstmeldung 23.10., 15.30 Uhr: In der türkischen Hauptstadt Ankara hat es einen Terroranschlag auf dem Gelände eines Rüstungsunternehmens gegeben. Nach Angaben der türkischen Regierung gab es bei dem Anschlag Tote und Verletzte.

Innenminister Ali Yerlikaya teilte auf der Plattform X mit, dass es Opfer gebe, ohne jedoch genaue Zahlen zu nennen. Der türkische Fernsehsender NTV berichtete außerdem von einer möglichen Geiselnahme. Zahlreiche Krankenwagen wurden laut Medienberichten zum Anschlagsort in Ankara geschickt.

Explosionen und Schüsse erschüttern Ankara – Mitarbeiter in Bunkern geschützt

In Videoaufnahmen, die nach dem Terroranschlag in Ankara verbreitet wurden, sind Explosionen und Schüsse zu hören. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden die Mitarbeiter des betroffenen Unternehmens in Sicherheit gebracht und in Bunkern geschützt. Die Umgebung des Anschlagsortes in der Türkei wurde weiträumig abgesperrt.

Das Rüstungsunternehmen, die Türkische Luft- und Raumfahrt (Tusas), spielt eine zentrale Rolle in der Verteidigungsindustrie der Türkei. Es entwickelt und produziert unter anderem Kampfflugzeuge und Drohnen. Tusas ist auch an der Entwicklung des türkischen Kampfflugzeugs Kaan beteiligt, dessen Prototyp dort entwickelt wurde.

dpa/kawe

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