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Steigende Immobilienpreise und Zinsen Experte für Baufinanzierung im Gespräch: Lohnt es sich noch, ein Eigenheim zu kaufen?

Die Zinsen steigen, Immobilien werden immer teurer. Baufinanzierungsexperte Jan Nöthe von der Dortmunder Volksbank erzählt im Interview, wie er die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt wahrnimmt. © Adobe Stock
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Das private Kreditgeschäft der Banken ist in den vergangenen Jahren ständig gewachsen. Das niedrige Zinsniveau machte das Geldleihen attraktiv. Besonders viel Geld leihen sich die Dortmunder für den Hausbau. Sowohl die Sparkasse Dortmund als auch die Dortmunder Volksbank verzeichneten im vergangenen Jahr bei den Baufinanzierungen ein deutliches Plus.

Baufinanzierung in Dortmund: Kreditsummen steigen

Dabei ist die durchschnittliche Kreditsumme, die für den Immobilienerwerb aufgenommen wird, von Jahr zu Jahr immer weiter gestiegen.

„Wenn ich mich an meine Anfangszeit bei der Dortmunder Volksbank vor 18 Jahren erinnere“, sagt Jan Nöthe, Leiter der Baufinanzierung bei der Volksbank, „dann haben wir damals Reihenhäuser finanziert, die so etwa 215.000 Euro kosteten. Heute kosten diese Immobilien 400.000 bis 500.000 Euro.“

Hat diese Verdopplung der Immobilienpreise die Nachfrage beeinflusst?

„Nein“, erklärt Jan Nöthe, „die Nachfrage und damit auch diese Preisentwicklung bei Immobilien wurde ja befeuert durch das niedrige Zinsniveau. Bei einem Zinssatz von durchschnittlich rund einem Prozent bei zehnjähriger Zinsbindung konnten sich auch Familien mit moderatem Einkommen eine hohe Finanzierungssumme leisten.“

Steigende Zinsen beim Immobilienkauf

Mit den wirtschaftlichen Turbulenzen in der Folge des Krieges in der Ukraine ändert sich das allerdings gerade.

„Tatsächlich konnten wir zum Jahresbeginn noch Finanzierungen mit einem Zins von einem Prozent bei einer Zinsbindung für 10 Jahre anbieten“, sagt Jan Nöthe, „Jetzt sind wir bei über oder deutlich über zwei Prozent (Stand 21.04.2022 bei 2,44 Prozent). Und das kann bei einer Finanzierungssumme für einen Hausbau schon eine monatliche Mehrbelastung von rund 500 Euro ausmachen.“

Hatte die Corona-Pandemie Einfluss auf die Baufinanzierungsberatung?

„Ja, wir haben in verschiedenen Bereichen definitiv Veränderungen bemerkt“, erläutert Nöthe. „Insbesondere der Beratungsort hat sich durch die Pandemie geändert – die Kunden schätzen die Kombination aus digitaler Videoberatung, direktem telefonischen Kontakt zum Baufinanzierungsspezialisten und Beratung in der Filiale oder zuhause auch außerhalb der gängigen Öffnungszeiten.“

Welche Rolle spielen Zinsbindung und Anschlussfinanzierung?

„Aufgrund des steigenden Zinsniveaus haben wir tatsächlich eine höhere Nachfrage nach Zinssicherung und Forward-Darlehen verzeichnet.“, beschreibt Jan Nöthe.

Er erläutert weiter: „Da wir eng mit unseren genossenschaftlichen Verbundpartnern zusammenarbeiten, können wir unseren Mitgliedern Zinsbindungen bis zu 30 Jahren darstellen. Zudem können wir mit Unterstützung der Verbundpartner bereits bis zu fünf Jahre vor Ablauf der aktuellen Finanzierung einen Zinssatz sichern.“

Können sich Familien angesichts der aktuell zu beobachtenden Zinssprünge ihren geplanten Hausbau oder -kauf überhaupt noch leisten?

Hört man sich bei den Banken um, dann müssen viele Bauwillige gerade kräftig schlucken. „Wir hatten in den vergangenen Wochen etliche Beratungsgespräche, nach denen Bauwillige ihren Traum vom Eigenheim enttäuscht zurückstellen mussten. Vorher gab es immer noch irgendwelche Lösungsmöglichkeiten. Die gibt es bei diesem Zinssprung jetzt nicht mehr,“ sagt Jan Nöthe.

Viele Menschen fragen sich: Steigen die Zinsen und Kaufpreise von Immobilien immer weiter? Wer kann sich den Immobilienkauf überhaupt noch leisten? © Adobe Stock

Auch Luigi Pellecchia, Bereichsleiter des Immobiliencenters der Sparkasse Dortmund, stellt das Gleiche fest: „Wir nehmen wahr, dass Kaufinteressierte, die sich vor Kurzem noch eine 400.000-Euro-Immobilie hätten leisten können, jetzt abspringen. Der Zinssprung von gut 0,6 Prozent seit Januar macht bei einem 400.000-Euro-Kredit pro Monat eine weitere Belastung von gut 200 Euro aus.“

Immobilie kaufen in Dortmund – lohnt sich das überhaupt noch?

Sowohl Jan Nöthe als auch Luigi Pellecchia sehen trotzdem vorerst keinen Einbruch kommen. „Die Nachfrage nach Eigentum ist weiter hoch. Kaufen lohnt sich nach wie vor, weil eine Baufinanzierung nicht mehr monatliche Belastung ausmacht als eine Miete“, sagt Luigi Pellechia. Wie Jan Nöthe erwartet auch er mittelfristig eine weitere Zinssteigerung.

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