Betrüger vor Gericht Lange Liste an Vergehen: Hagener Hochstapler war auch in Selm „aktiv“

In dieser ehemaligen Notunterkunft für Flüchtlinge in Bork (Archivbild) war der mutmaßliche Hochstapler ebenfalls beschäftigt.
In dieser ehemaligen Notunterkunft für Flüchtlinge in Bork (Archivbild) war der mutmaßliche Hochstapler ebenfalls beschäftigt. © www.blossey.eu
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Aktuell wird vor dem Hagener Landgericht der Fall eines mutmaßlichen Hochstaplers verhandelt, der sich beim Roten Kreuz als Notarzt ausgegeben haben soll, wozu er unter anderem eine gefälschte Approbationsurkunde genutzt haben soll. Unter dieser Voraussetzung war der 33-Jährige, der als redegewandt gilt, für das städtische Impfzentrum in Hagen tätig. Dort war er unter anderem dafür zuständig, das Ordnungs- und Hilfspersonal einzustellen. Ärztliche Honorare soll er auch abgerechnet haben, wobei eine Summe von über 250.000 Euro zusammenkam. Mindestens 28-mal soll er Leistungen in Rechnung gestellt haben.

Die Zeltstadt in Bork.
Die Zeltstadt in Bork. © Tobias Weckenbrock © Tobias Weckenbrock

Weitere Aufgaben im Bereich der Pandemiebekämpfung soll er für das Rote Kreuz ebenfalls übernommen haben. Corona-Tests wurden von ihm im Auftrag des Roten Kreuzes durchgeführt. Dabei hatte er sogar ein eigenes Büro, mit dem er in der Infektionsnachverfolgung gearbeitet hat. Verhaftet wurde er im Januar.

In Bork war der mutmaßliche Hochstapler in der Notunterkunft aktiv

Im Sommer 2015 wurde im Zuge der zu erwartenden Flüchtlinge auf Deutschland auch in Selm-Bork eine Notunterkunft durch das Deutsche Rote Kreuz Westfalen-Lippe errichtet. Diese sollte Platz für 1000 Flüchtlinge bieten, die später auf andere Unterkünfte verteilt werden sollten. Ende August wurde ein damals 27-jähriger Dortmunder als Leiter vorgestellt, der nach zwei Wochen aber schon wieder ersetzt wurde. Erklärt wurde dies damals vom DRK zunächst nicht, sondern vom damaligen Geschäftsführers Hans-Jürgen Hecker als „ganz normaler Vorgang“ und „Trennung in beidseitigem Einvernehmen“ beschrieben.

Als der mutmaßliche Betrüger Anfang dieses Jahres aber in Hagen festgenommen wurde, kam heraus, dass dies der gleiche Mann war, der 2015 die Unterkunft in Bork geleitet hatte. Laut Medienberichten war er in Bork „ohne entsprechende Ausbildung als Diplom-Psychologe“ aufgetreten. Als ehrenamtlicher Bezirksarzt war er für das DRK wohl bereits seit 2019 tätig. Bezeichnet hat er sich wohl als Facharzt für Psychiatrie und Notfallmedizin. Eine entsprechende Qualifikation hatte er natürlich nicht.

Weitere Vergehen

Und die Station in Bork war nicht die erste, bei der er sich mit falschen Angaben eine Stellung erschlichen hat. Der ehemalige Ahausener wurde laut Staatsanwaltschaft schon zu zwei Freiheitsstrafen auf Bewährung von jeweils mehr als einem Jahr verurteilt. Diese sind wohl noch nicht abgelaufen. Auch gibt es eine Anklage, weil er sich gegenüber einem Sozialprojekt als Psychologe mit entsprechendem Uniabschluss ausgegeben haben soll. Eine weitere seiner Stationen war die Leitung eines SPD-Ortsvereins, die er von 2017 für etwa ein Jahr innehatte.

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