
Die Frage, wer die Grünen im Rat der Stadt Selm vertreten darf, sorgt weiterhin für Diskussionen. Nachdem die bisherige Fraktionsvorsitzende Christina Grave-Leismann am 21. November ihren Austritt wegen des innerparteilichen Konflikts aus der Fraktion angekündigt hatte, besteht die Fraktion jetzt noch aus Natalie Stefanski (vor rund einem Jahr aus der Partei ausgetreten) und Marion Küpper (soll nach der Abrechnungsaffäre aus der Partei ausgeschlossen werden, ein entsprechendes Verfahren an).
In der Ratssitzung am 19. Dezember kündigte die nun fraktionslose Christina Grave-Leismann, die als einzige noch den Ortsverein der Grünen in Selm repräsentiert, die Aufgabe ihres Ratsmandats zum 31. Januar 2025 an. Bis dahin ist keine weitere Ratssitzung mehr geplant. „Ich möchte mich bei allen bedanken, hier habe ich einen feinen und freundlichen Umgangston erlebt. So habe ich jetzt etwas mehr Zeit für die Arbeit im Kreistag und in der Partei“, erklärte sie. Bürgermeister Thomas Orlowski überreichte ihr Blumen zum Abschied.
Das Mandat wird aber nicht entfallen, sondern durch den Ortsverein neu besetzt. Den Namen des neuen Ratsmitglieds wollen die Grünen in Kürze bekanntgeben. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Christina Grave-Leismann wird den gleichen fraktionslosen Status erhalten. Denn die Zusammenarbeit des Ortsvereins mit Marion Küpper und Natalie Stefanski findet laut der früheren Fraktionsvorsitzenden Grave-Leismann schlichtweg nicht statt, deshalb wird es keine gemeinsame Fraktionsarbeit mehr geben.

Namensänderung gefordert
Auch die bisherige Fraktion Bündnis 90/Die Grünen soll diesen Namen zur nächsten Ratssitzung nicht mehr tragen. Darauf machte Ortsvereins-Sprecher Ingmar Leismann in einer Mail an Bürgermeister Thomas Orlowski jetzt offenbar nicht zum ersten Mal aufmerksam. „Da Frau Stefanski seit längerem kein Parteimitglied mehr ist und gegen Frau Küpper ein Parteiausschlussverfahren läuft, ist es für den Ortsverband und die Außenwirkung äußerst wichtig, dass es hier zu keinen Verwechslungen kommt“, betont er darin. Deshalb bitten die Grünen darum, „die Änderungen im Ratsinformationssystem bis zum Jahresende durchzuführen. Sollte die Zweierfraktion bis dahin keinen neuen Namen angeben, muss sie als namenslos geführt werden.“
Ein ähnlicher Ablauf war zuletzt im Kreistag in Unna zu beobachten. Dort wird Marion Küpper mittlerweile als fraktionslos geführt. Unter anderem bemängelt der Kreisvorstand ihre Zusammenarbeit mit zwei Politikern vom Bündnis Sahra Wagenknecht in einer gemeinsamen Fraktion in der Landschaftsversammlung in Münster, dem obersten Entscheidungsgremium des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Die bisher als sachkundige Bürger für die Grünen in Ausschüssen vertretenen Mitglieder des Ortsvereins haben diese Ämter ebenfalls abgegeben. Diese Ausschüsse besetzen nun Stefanski und Küpper im Wechsel, eine entsprechende Aufteilung wurde von den beiden in der Ratssitzung vorgestellt und vom Rat einstimmig beschlossen.