
Volker Brüning ist Inhaber mehrerer Apotheken in Selm und Lünen, aber auch Sprecher der Apothekerschaft im Nordkreis Unna und berichtet: „Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Angst, dass im Krieg auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten, sorgt derzeit für eine erhöhte Nachfrage nach Jod-Tabletten in den Apotheken im Kreis Unna.“
Wie Volker Brüning schildert, kommen seit einigen Tagen immer wieder
besorgte Patientinnen und Patienten in die Apotheken vor Ort, und fragen nach Jod-Tabletten. Brüning rate aber dringend davon ab, sich durch eine selbstständige Einnahme der Tabletten vor einer vermeintlichen Belastung mit radioaktivem Jod zu schützen – denn für manche Menschen ist der hochdosierte Wirkstoff eine Gefahr.
Jod-Blockade schützt Schilddrüse
Jodtabletten seien dann sinnvoll, wenn aus einem Kernkraftwerk radioaktives Jod austrete, ob nun nach einem Unfall oder einer Attacke. Die Schilddrüse würde dieses radioaktive Jod, so wie auch Jod aus Lebensmitteln, speichern – das erhöht die Gefahr von Schilddrüsen-Krebs.
Die Einnahme von Kaliumiodid, vereinfacht ist oft von Jod die Rede, als Notfallmedikament blockiere die Aufnahme von radioaktivem Jod in der Schilddrüse. Fachleute nennen das eine „Jod-Blockade“. Im Regelfall reiche eine einmalige Einnahme, so Volker Brüning.

Gefahr schwerer Krankheiten
„Erwachsene über 45 Jahren sollten grundsätzlich keine hochdosierten Jod-Tabletten einnehmen“, warnt Brüning. Die Tabletten erhöhen bei ihnen das Risiko für schwerwiegende Erkrankungen der Schilddrüse.
Die Katastrophenschutzbehörden in Deutschland haben nach eigenen Angaben 189,5 Millionen hochdosierte Kaliumiodid-Tabletten (Jod-Tabletten) eingelagert und verteilen diese bei Bedarf an die Bevölkerung im Umkreis von 100 Kilometern um einen Unfall-Reaktor. Die Tabletten sollten ausschließlich nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Behörden eingenommen werden, erklärt Volker Brüning.
Keine Hilfe bei Strontium oder Plutonium
Die Gefahr einer Verwechslung bestehe zwischen den hochdosierten Jod-Tabletten und denen zur regelmäßigen Einnahme zur Jod-Substitution bei Patienten. „Im Falle einer Freisetzung radioaktiven Jods wären die um das hundert- bis tausendfache unterdosiert“, weiß Arzneimittel-Profi Brüning.
Der Bevölkerung müsse eines klar sein, betont der Apotheken-Sprecher abschließend: Die Jod-Tabletten helfen nicht bei anderen radioaktiven Stoffen wie Caesium, Strontium oder Plutonium.