
Mit Spannung erwarten die Eltern von Kindern, die im Sommer in die Kita kommen sollen, die Ergebnisse der Kindergartenbedarfsplanung für das Kita-Jahr 2024/25. Diese stellt die Stadt Selm am 21. Februar (Mittwoch) in der Sitzung des Ausschusses für Jugendhilfe, Familie, Soziales und bürgerschaftliches Engagement vor. Und beim Blick auf die Vorlage zur Sitzung, in der die Anmeldezahlen zu finden sind, wird deutlich: So viele Absagen für die Kita-Plätze wie diesmal musste die Stadt lange nicht mehr erteilen.
877 Kita-Plätze stehen insgesamt in den 14 Kindertageseinrichtungen in Selm, Bork und Cappenberg zur Verfügung. 2014/15, also zehn Jahre zuvor, waren es mit 716 Plätzen deutlich weniger. Aber von 2012 bis 2021 verzeichnete Selm laut Angaben der Stadt einen kontinuierlichen Anstieg der Geburtenrate. Im Jahr 2021 wurden 43,81 Prozent mehr Neugeborene (299) verzeichnet als im Jahr 2010. Im Jahr 2021 kamen zudem so viele Kinder auf die Welt, wie schon seit 1997 nicht mehr. Hier spielt vor allem der Corona-Lockdown eine entscheidende Rolle. In Selm war vor drei Jahren Jahr sogar ein Anstieg von 23 Prozent zu verzeichnen. Laut IT.NRW lag die Zahl der Geburten im Kreis Unna 2021 nur ein Prozent über der Zahl für 2020, Selm bildet also offenbar eine Ausnahme.
U3-Angebot besser ausgebaut
Viele dieser Kinder suchen jetzt einen Kita-Platz. Und das hat Folgen: 367 Anmeldungen gab es für das kommende Kita-Jahr insgesamt, nur 220 freie Plätze stehen aber in den Einrichtungen zur Verfügung. 147 Kinder finden also keinen Platz in den Kitas, deutlich mehr als in den Jahren 2023/24 (115) oder 2022/23 (91).
Allerdings gibt es für diese Kinder gerade im U3-Bereich (Kinder unter drei Jahren), hier sind 70 Kinder betroffen, weitere Angebote in Tagespflegeeinrichtungen. Deshalb stellt die Stadt im Februar 2024 fest: „Das aktuelle Anmeldeverfahren hat gezeigt, dass im Bereich der Betreuung von Kindern unter drei Jahren allen Eltern ein Angebot gemacht werden kann. Auch in den kommenden Jahren ist mit einer nahezu vollständigen Abdeckung im U3-Bereich zu rechnen, da vorausschauend fünf zusätzliche Tagespflegepersonen für die Grundqualifizierung gewonnen werden konnten.“ Allerdings gilt das nur unter der Voraussetzung, dass alle Ü3-Kinder aus der Tagespflege auch einen Platz in einer Kita erhalten.

Baumaßnahmen dauern noch
Anders sieht es im Ü3-Bereich für die älteren Kinder aus. Hier konnte die Stadt 77 Eltern keine Zusage für ein Betreuungsangebot machen. Erfahrungsgemäß werde die Zahl durch die Abfrage nach zwingenden Betreuungsbedarfen allerdings auf etwa 50 reduziert, berichtet die Stadt. Hauptgründe sind hier sowohl die hohe Geburtenzahl zur Corona-Zeit als auch der Zuzug von aus der Ukraine geflüchteten Müttern mit jüngeren Kindern. Vor allem in Selm gibt es hier einen Engpass. 51 der 77 Absagen entfallen auf diesen Ortsteil, 25 gibt es für Bork und nur eine für Cappenberg.
Die Stadt rechnet aufgrund der seit 2022 wieder zurückgehenden Geburtenrate in Selm mit einer Verbesserung ab dem Kindergartenjahr 2026/27. Bald soll wie berichtet die neue Kita St. Josef mit sechs Gruppen in Selm entstehen, dafür schließen die Einrichtungen St. Fabian und Sebastian (3 Gruppen) und St. Josef (2 Gruppen). So entstehen 20 neue Plätze, die bis August 2025 fertig werden sollen. Für Bork ist die Schaffung einer neuen viergruppigen Kindertageseinrichtung als Ersatz für die zweigruppige Kita St. Marien beabsichtigt, der Baubeginn soll nach Fertigstellung des Selmer Baus erfolgen.
Dennoch empfiehlt die Jugendhilfeplanung angesichts der aktuellen Bedarfszahlen für den Zeitraum bis zur Schaffung dieser neuen Kapazitäten eine vorübergehende Schaffung von bis zu 50 zusätzlichen Ü3-Betreuungskapazitäten. Handlungsbedarf besteht im Wesentlichen im Stadtteil Selm.
