
Sechs Monate nach dem tödlichen Amoklauf an der Hochschule Hamm-Lippstadt hat vor dem Dortmunder Schwurgericht der Prozess begonnen. Auf der Anklagebank sitzt ein 34-jähriger Mann. Schmächtig, klein und offenbar psychisch schwer krank.
Seit Jahren soll der Beschuldigte an Wahnvorstellungen leiden. Schon als Jugendlicher hatte er angeblich große Probleme, seinen Alltag zu bewältigen. Noch bis kurz vor der Bluttat am 10. Juni dieses Jahres wurde er deshalb sogar stationär behandelt. Dann entließ sich der 34-Jährige offenbar selbst nach Hause – um wenig später Trauer und Fassungslosigkeit über die Menschen an der Hochschule Hamm-Lippstadt zu bringen.
Offenbar bildete sich der Mann im Juni ein, alle Personen an der HSHL würden einen Clan bilden, der ihn ausspionieren und am Ende sogar töten will. Um dem zuvorzukommen, soll sich der Mann dann selbst mit zwei Küchenmessern bewaffnet und am Nachmittag das Uni-Gelände betreten haben.
In einem Foyer saßen damals viele Studierende. Keiner rechnete mit dem, was dann geschah. Wahllos soll der 34-Jährige auf Personen eingestochen haben – in den Hals, ins Gesicht, in den Bauch. Eine Frau erlitt schwere innere Verletzungen, ein Mann eine blutende Wunde am Hals. Aufhalten konnte man den Täter zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.
Kurz darauf soll der Beschuldigte deshalb einen Hörsaal betreten haben, in dem gerade eine Gastvorlesung gehalten wurde. „Jetzt ist aber Schluss! Jetzt bis du dran!“, soll er gerufen haben, ehe er auf eine in der ersten Reihe sitzenden Gastdozentin zustürmte und ihr das Messer tief in die Brust rammte. Die Klinge zerfetzte die Lungenschlagader. Und obwohl die Ärzte noch lange um das Leben der 30-Jährigen kämpften, gab es keine Chance mehr.
Ein Psychiater geht davon aus, dass der 34-Jährige bei der Tat schuldunfähig war und deshalb nicht nach klassischen Maßstäben bestraft werden kann. Folgen die Richter dieser Einschätzung, könnten sie ihn jedoch für unbestimmte Zeit in eine geschlossene psychiatrische Klinik einweisen.