
Update 17.6., 18.51 Uhr: Weitere Details zum größten Schlag gegen den Kokainhandel in Deutschland werden bekannt: Kontaktbeamte in Kolumbien hätten auf ein Firmen-Netzwerk eines 43-jährigen deutschen Geschäftsmanns in Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis bei Köln hingewiesen, berichteten Vertreter von Staatsanwaltschaft, Zoll und Polizei am Montag in Düsseldorf.
Bald erwartet eine der Netzwerk-Firmen in Mannheim eine Lieferung Kernseife aus Südamerika. Die deutschen Drogenfahnder sind alarmiert. Doch der Container und viele weitere sind „sauber“, also nur mit legaler Fracht befüllt.
Die Drogenfahnder kennen das schon. Sie haben Geduld und nach den ersten Testballons, die die Drogenhändler schicken, ist es am 28. April 2023 so weit: 1,35 Tonnen Kokain werden aus einem Container im Hamburger Hafen geholt. Viele weitere Funde folgen. Insgesamt werden rund 90 Container kontrolliert. Allein im Hamburger Hafen landen die Fahnder sieben Treffer. Tino Igelmann, Leiter des Zollkriminalamtes des Bundes, bilanziert am Montag einen „nie da gewesenen Erfolg“.
„Den Ermittlern ist ein Coup gelungen. Das war ein präziser Kinnhaken, der den Drogenbossen wehtut“, sagt auch NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne). Er spricht sogar vom größten Kokainfund auf europäischem Boden.
Ermittler nehmen Drogenbande hoch
Neun von zehn Seecontainern können gestoppt werden, berichten die Drogenfahnder. Nur bei einem kommen sie zu spät: „Die Fracht war bereits gelöscht“. Insgesamt kommen durch die Ermittlungen im Hamburger Hafen im vergangenen Jahr fast 25 Tonnen Kokain zusammen, in Rotterdam weitere acht Tonnen und in Ecuador fast drei Tonnen. Die Container kamen dabei nicht alle direkt aus Kolumbien, sondern aus Paraguay, Costa Rica, Suriname und Ecuador.

Bei anschließenden Razzien beschlagnahmen Ermittler fünf Goldbarren, eine scharfe Pistole, eine Schreckschusswaffe, Mobiltelefone, Laptops, 23.000 Euro Bargeld und einen Sportwagen der Marke Porsche im Wert von 250.000 Euro. Acht Verdächtige im Alter von 30 bis 54 Jahren sollen hinter dem Schmuggel stecken. Kopf der Gruppe soll ein Türke sein. Den Verdächtigen drohen nun bis zu 15 Jahre Haft.
Dennoch: Die Sicherstellung der Rekordmenge habe sich in Deutschland auf den Straßenverkaufspreis nicht spürbar ausgewirkt und auch keine Versorgungslücken verursacht, sagen die Fahnder. Der deutsche Markt wird bereits seit einiger Zeit mit Kokain überschwemmt. Insgesamt habe sich die Menge des sichergestellten Rauschgifts zwischen 2018 und 2023 versiebenfacht, hatte das Bundeskriminalamt mitgeteilt.

Update 17.6., 14.57 Uhr: Der bislang größte Kokain-Fund in einem Ermittlungsverfahren in Deutschland geht auf einen Tipp der kolumbianischen Behörden zurück.
Es handle sich um mehr als 35 Tonnen Kokain, teilten die deutschen Ermittlungsbehörden in Düsseldorf mit. Die Drogen seien in Seecontainern zwischen Obstkisten und anderer Ware versteckt gewesen. Neun von zehn Containern konnten gestoppt werden. Die Ermittler bezifferten den Straßenverkaufswert der Drogenmenge auf 2,6 Milliarden Euro.
Drogenfahnder hatten im Hamburger Hafen im vergangenen Jahr fast 25 Tonnen Kokain sichergestellt, in Rotterdam weitere acht Tonnen und in Kolumbien fast drei Tonnen. Acht Verdächtige im Alter von 30 bis 54 Jahren sollen hinter dem Schmuggel stecken. Für den legalen Anschein der Transporte habe ein Geschäftsmann aus Nordrhein-Westfalen 100 Unternehmen als Briefkastenfirmen gegründet.
Es folgten monatelange Ermittlungen und dann vor ein paar Tagen Durchsuchungen in sieben Bundesländern und sieben Festnahmen. Das Ermittlungsverfahren „OP Plexus“ war von der Zentralstelle für Organisierte Kriminalität bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft geführt worden. In Nordrhein-Westfalen, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen und Niedersachsen waren Beamte zu einer Razzia im Zusammenhang mit dem Kokainfund ausgeschwärmt.

Rekord-Kokainfund in Deutschland
Erstmeldung: Drogenfahnder haben im Hamburger Hafen eine Rekordmenge an Kokain im Wert von mehreren Milliarden Euro sichergestellt. Das teilte die Zentralstelle für Organisierte Kriminalität bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Die riesige Drogenmenge sei bereits im vergangenen Jahr entdeckt worden. Nach Angaben des NRW-Justizministeriums handelt es sich um 35 Tonnen. Es sei die größte innerdeutsche Sicherstellung von Kokain, so die Zentralstelle.
Im Zusammenhang mit dem Fund habe es nach monatelangen Ermittlungen vor ein paar Tagen Durchsuchungen in sieben Bundesländern gegeben: in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen und Niedersachsen. Sieben Haftbefehle seien vollstreckt worden, berichtete die Staatsanwaltschaft weiter.
Rekord-Kokainfund in Hamburg: Durchsuchungen auch in NRW
In NRW hätten Beamte in Bonn, Köln, Leverkusen, und in Wachtberg im Rhein-Sieg-Kreis zugeschlagen, in Bayern sei es München gewesen, in Hessen Frankfurt. In Brandenburg gab es Durchsuchungen im Landkreis Märkisch-Oderland, in Niedersachsen im Landkreis Heidekreis.
Weitere Einzelheiten über das Ermittlungsverfahren „OP Plexus“ und Ergebnisse der Durchsuchungen wollen die Behörden bei einer Pressekonferenz am kommenden Montag in Düsseldorf mitteilen, an der auch NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) teilnehmen will.
Drogenfunde im Hamburger Hafen: Mega-Kokainfund in Containern 2021
Im Hamburger Hafen war in den vergangenen Jahren immer mehr Kokain sichergestellt worden. Besonders spektakulär war ein Fund im Februar 2021: Zollfahnder entdeckten auf einen Schlag mehr als 16 Tonnen Rauschgift in fünf Containern aus Paraguay – nach offiziellen Angaben die größte je in Europa sichergestellte Kokainmenge.
Zum Vergleich: Die gesamte Menge an Kokain, die deutsche Behörden 2019 sicherstellten, belief sich auf gut zehn Tonnen. Insgesamt habe sich die Menge des sichergestellten Rauschgifts zwischen 2018 und 2023 versiebenfacht, hatte das Bundeskriminalamt mitgeteilt.
Immer mehr Kokain kommt in Containern aus Südamerika nach Deutschland. Die Menge des im Hamburger Hafen sichergestellten Kokains habe sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht, hatte der Hamburger Senat im Mai mitgeteilt. Unklar ist bislang, ob der Rekordfund dabei bereits mitgezählt wurde.
dpa