Quadrell statt Duell bei RTL Keine starren Regeln und kein Studiopublikum

Günther Jauch und Pinar Atalay. © picture alliance/dpa Marijan Murat | Christoph Soeder
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Rund 23 Jahre ist es her, dass sich Edmund Stoiber (CSU) und Gerhard Schröder (SPD) im ersten deutschen Kandidatenduell der TV-Geschichte gegenüberstanden. Seitdem war das Format alle paar Jahre pünktlich zur Bundestagswahl im Fernsehprogramm zu finden, zur letzten Wahl dann erstmals in Form eines Triells.

Und nun folgt bei RTL, ntv und stern am kommenden Sonntag, 16. Februar, das erste Quadrell der TV-Geschichte mit den laut Umfragen aktuell stärksten Parteien. Ab 20.15 Uhr stellen sich der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz sowie die Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU/CSU), Alice Weidel (AfD) und Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) ganze zwei Stunden ‒ ohne Werbeunterbrechung ‒ den Fragen von Pinar Atalay und Günther Jauch. Erstere hatte bereits zur letzten Bundestagswahl das Triell bei RTL mitmoderiert.

Keine starren Regeln

Genügend Zündstoff sollte es schon allein anhand der Parteienkonstellation geben. „Es sind nicht die riesen Überraschungen dabei“, sagte Moderatorin Atalay am Freitagvormittag in einer Pressekonferenz zu den Themen, die besprochen werden sollen. Es ginge um das, „was die Leute bewegt“ ‒ auszugehen ist also von Themenkomplexen etwa zu Migration, Sicherheit und Wirtschaft. Den Kandidaten sind Fragen nicht vorab bekannt, Einspieler seien auch nicht geplant.

Während es 2002 beim Duell zwischen Stoiber und Schröder noch strenge Zeitvorgaben nach dem Motto „90-60-30″ gab ‒ jede Antwort durfte maximal 90 Sekunden dauern, die Erwiderung des Konkurrenten 60 Sekunden, die Gegenrede 30 Sekunden ‒, wird es das beim RTL-Quadrell in der Form nicht geben.

Redezeitbegrenzung nur beim Schlussplädoyer

„Wir wollen, dass die Kandidaten ins Gespräch kommen“, erklärte Gerhard Kohlenbach, Chefredakteur Politik & Nachrichten bei RTL News, in der Pressekonferenz. „Deshalb haben wir kein starres Regelkonzept.“ Er betonte aber: „Wir werden auf eine ausgeglichene Redezeit achten.“ Es würden Zeitkonten zu den Redeanteilen der vier Kandidaten geführt und diesen sowie dem TV-Publikum auch zwischendurch angezeigt. „Ansonsten haben die Kandidaten versprochen, sich gegenseitig ausreden zu lassen“, so Kohlenbach. Ob sie sich daran wirklich halten, wird sich noch zeigen.

Atalay aber machte deutlich, dass für sie und Jauch andere Regeln gelten: „Wir dürfen unterbrechen, gandenlos.“ Am Ende der Sendung dürfen alle vier Kandidaten ein 60-sekündiges Schlussplädoyer an die Zuschauerinnen und Zuschauer halten, hier gibt es dann doch eine Zeitbegrenzung. Die Reihenfolge wird ausgelost. Die Anordnung, in der sie im Studio stehen, richte sich hingegen nach der Sitzordnung im Bundestag.

Requisiten und Notizen sind erlaubt

Requisiten und Notizen sind den Kandidaten ebenfalls erlaubt. „Wir haben das nicht reglementiert“, so Kohlenbach. „Da wollen wir keine Grenzen setzen.“ Im Duell zwischen Merz und Scholz bei ARD und ZDF hatte etwa Merz einen Zettel hervorgezogen, auf dem er sich zuvor ein Zitat von Scholz notiert hatte. So etwas wird also auch im Quadrell möglich sein.

„Wir werden das Ganze natürlich auch begleiten und uns fragen: Stimmt alles, was wir da hören?“, kündigte Kohlenbach an. Da kommt auch die Zusammenarbeit von RTL, ntv und „Stern“ bei dem Quadrell zum Tragen: Von einem sendungsbegleitenden „Live-Faktenchef“ auf stern.de sprach der Chefredakteur des Magazins, Gregor Peter Schmitz. Das Ziel: „möglichst viele Unwahrheiten aufzudecken“.

Auch Atalay und Jauch wollten natürlich faktensicher sein: „Die Challenge ist eigentlich, dass alle mitkommen und niemand durcheinanderedet. Und trotzdem müssen wir zulassen, dass miteinander geredet wird“, stellte Atalay die größte Herausforderung für sie heraus. Für Jauch werde es eine erfolgreiche Sendung, „wenn die Leute nach der Sendung sagen: ‚Ich nehme da einen Erkenntnisgewinn mit und ich entscheide mich eher für die eine Partei als für die andere‘.“

Er betonte außerdem, dass die Parteien immer hofften, dass jeder potenzielle Wähler alle Parteiprogramme genau vergleiche und sich danach entscheide. „Das ist natürlich nicht so“, so der „Wer wird Millionär?“-Moderator. „Da sind viele gespannt: Wie ist die interaktion? Wer strahlt eine gewisse Sympathie aus? (…) Das sind Dinge, die man nicht unterschätzen sollte.“

Quadrell hat Vor- und Nachspiel

Im Studio selbst in Berlin-Adlershof wird es übrigens keine Zuschauerinnen und Zuschauer geben, dafür aber nebenan in separaten Räumlichkeiten, wo 250 Gäste aus Politik und Gesellschaft zusammenkommen sollen. Aber wie die Menschen zu Hause, verfolgen auch sie das Quadrell über Bildschirme.

Schon bevor es für die Spitzenkandidaten und die -kandidatin darum geht, die Menschen vor den Fernsehern von ihren Inhalten zu überzeugen, wird es übrigens eine Art Mini-Triell geben: Ab 19 Uhr nehmen nämlich Roberta Bieling und Nikolaus Blome Sahra Wagenknecht (BSW), Christian Lindner (FDP) und Gregor Gysi (Die Linke) ins Kreuzverhör.

Und auch nach dem großen Quadrell geht das Programm weiter: Ab 22.15 Uhr wird Frauke Ludowig in der Sendung „Wer war am besten? Der Talk zum Quadrell“ mit prominenten Gästen die Aussagen sowie erste repräsentative Zahlen von Forsa einordnen, die während des Quadrells erhoben wurden. In der Pressekonferenz verriet Ludowig nun auch die bunte Truppe, die zu Gast sein wird: „Let‘s Dance“-Juror Joachim Llambi, Moderatorin Ruth Moschner, Autor Micky Beisenherz, TV-Mann Peter Kleoppel sowie Moderatorin und Autoverkäuferin Panagiota „Jota“ Petridou.

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