Lkw-Chaosfahrt auf A1 und A46 Schäden von mindestens 1,8 Millionen Euro

Eine Unfallstelle auf der A1.
Ein LKW soll auf der A1 in Richtung Dortmund und auf der A46 mehrere Fahrzeuge gerammt haben. © Alex Talash/dpa
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Update 3.12., 15.49 Uhr: Bei der Chaosfahrt mit 19 Verletzten auf Autobahnen in Nordrhein-Westfalen ist nach Schätzung der Polizei ein Schaden von mindestens 1,8 Millionen Euro entstanden. Eine Ermittlungskommission sei derzeit dabei, die etwa 60 Kilometer lange Fahrt eines 30-jährigen Fernfahrers zu rekonstruieren.

Hilfreich dafür seien die mehr als 120 Hinweise wie etwa Handyaufnahmen des Geschehens, die auf einem dafür freigeschalteten Portal der Polizei zu dem Vorfall eingegangen seien. Aber auch das digitale Kontrollgerät aus der Zugmaschine, Nachfolger des Fahrtenschreibers, werde ausgewertet.

Dem 30-Jährigen sei eine akute Psychose attestiert worden, sagte dessen Rechtsanwalt der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“. Er habe beim Haftrichter ausgesagt, sich an die Fahrt nicht erinnern zu können. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Hagen bestätigte die Feststellung einer Psychose, schränkte aber ein, dass es sich um eine Verdachtsdiagnose handele.

Anwalt: Fahrer erinnert sich nicht

Update 2.12., 14.40 Uhr: Nach der Irrfahrt am Wochenende äußert sich jetzt der Anwalt des polnischen Lkw-Fahrers, David Lakwa. Wie er der „Westfalenpost“ am Montag berichtete, könne sich sein Mandant nicht daran erinnern, „am Samstagabend mit seinem Lkw auf den Autobahnen A46 und A1 unterwegs gewesen zu sein.“ Darüber hinaus schilderte er den Zustand seines Mandanten bei der Verkündung des Unterbringungshaftbefehls am späten Sonntagnachmittag so: „Er befand sich in einer schlechten psychischen Verfassung. Er schien desorientiert zu sein.“

Bei dem 30-Jährigen bestehe zudem der Verdacht der Schuldunfähigkeit, wie die „Westfalenpost“ berichtet. Der Lkw-Fahrer, der nun gutachterlich untersucht werde, habe Angaben gemacht, „die darauf schließen lassen, dass er psychisch erkrankt ist“, so Dr. Gerhard Pauli, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Ergebnisse von Alkohol- und Drogentests stünden noch aus.

Schwer verletztes Opfer außer Lebensgefahr

Update 2.12., 12.25 Uhr: Mittlerweile sei das am schwersten verletzte Opfer außer Lebensgefahr. Nach der Chaosfahrt mit 19 Verletzten auf Autobahnen in Nordrhein-Westfalen bleibt der festgenommene Lastwagenfahrer bis auf Weiteres in einer Psychiatrie. Dies habe ein Haftrichter in Hagen entschieden, teilte ein Polizeisprecher in Düsseldorf mit. Ein erster Atemtest hatte bei dem Fahrer Hinweise auf Alkoholkonsum ergeben. Die Alkoholisierung allein erkläre sein Verhalten aber nicht. Die Blutergebnisse des 30-jährigen polnischen Lkw-Fahrers stehen weiterhin aus.

Der Mann sei zwar am Unfallort von der Polizei befragt worden, eine ordentliche Vernehmung müsse aber erst noch stattfinden. „Dazu müssen wir uns mit den Ärzten austauschen, denn sie soll ja auch verwertbar sein“, sagte ein Polizeisprecher.

Chaosfahrt mit Ende auf A1: Blutergebnisse von Fahrer stehen noch aus

Update, 2.12., 9 Uhr: Nach Angaben der Polizei wurde inzwischen eine Ermittlungskommission gegründet. Die Blutergebnisse des 30-jährigen polnischen Lkw-Fahrers stehen weiterhin aus. Ihm wird gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen. Nach der Unfallserie hatte die Polizei mitgeteilt, dass sich vor Ort Hinweise auf einen möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum sowie eine psychische Erkrankung des Mannes ergeben hätten. Weitere Unfallbeteiligte sollen im Laufe des Tages vernommen werden.

Lkw-Fahrer bleibt in Psychatrie

Update, 2.12., 6.45 Uhr: Der Anwalt des Lkw-Fahrers bestätigte am Sonntagabend gegenüber der Westfalenpost die Vermutung auf eine psychische Erkrankung. Wie die Westfalenpost weiter berichtet, hatte er ihn zum Haftrichter begleitet und sich dafür ausgesprochen, dass sein 30-jähriger Mandant in einer psychiatrischen Einrichtung bleibt, statt in eine Justizvollzugsanstalt übergestellt zu werden. Das sei nun auch geschehen. Zum Zustand der 19 Verletzten gebe es nichts Neues, hieß es weiter. Sieben Menschen sind nach Angaben der Polizei bei den Unfällen schwer verletzt worden. Leichte Verletzungen trugen elf Menschen davon.

Polizei korrigiert Zahl der Verletzten

Update, 1.12., 16.50 Uhr: Wie am Sonntagnachmittag bekannt wurde, legte der Lkw bei der Horrorfahrt auf der A1 und A46 schätzungsweise 60 Kilometer zurück, nachdem er gemeldet wurde. Der Fahrer soll Anhaltezeichen der Polizei ignoriert haben.

Insgesamt etwa 50 Fahrzeuge wurden in die Unfallserie verwickelt. Sieben Menschen wurden nach Angaben der Polizei schwer verletzt, ein Mensch lebensgefährlich. Leichte Verletzungen trugen elf Menschen davon. Zunächst hatte die Polizei von insgesamt 26 Verletzten berichtet.

Nach den Worten von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gibt es erste Hinweise auf eine Alkoholisierung sowie eine psychische Erkrankung des Lkw-Fahrers. Das sagte er der „Rheinischen Post“ (Montag). „Diese wahnsinnige Chaosfahrt hätte in einer Katastrophe enden können. Ich glaube, wir können von Glück reden, dass wir keine Toten zu beklagen haben“, verdeutlichte der Innenminister. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr, deute nichts auf eine terroristische Tat oder eine Amokfahrt hin.

Markierungen auf der Fahrbahn deuten auf die Unfallstelle eines Lastwagens hin auf der Autobahn 1 bei Hagen.
Bei der Chaosfahrt eines Lastwagens über mehrere Autobahnen in Nordrhein-Westfalen sind mehrere Menschen schwer verletzt worden, wie die Polizei mitteilte.© Alex Talash/dpa

Augenzeugen berichten von dramatischen Szenen

Während der Chaosfahrt spielten sich am späten Samstagnachmittag auf der Autobahn dramatische Szenen ab, wie aus den Schilderungen von Augenzeugen in Medienberichten hervorgeht. „Vor und hinter uns haben sich überall die Autos gedreht“, sagte ein Augenzeuge dem WDR. Völlig ungebremst habe der Lkw-Fahrer „alles kurz und klein gefahren“.

Ein anderer Augenzeuge schilderte der „Westfalenpost“, wie Autofahrer versuchten, dem nähernden Lkw noch in letzter Sekunde auszuweichen und wie die Chaosfahrt endete: „Wir waren auf der linken Spur. Dann hat uns ein Auto ganz schnell rechts überholt und ist vor uns eingeschert“ Dann sei der Lkw aufgetaucht. „Der kam ganz dicht an uns ran und hat uns dann gestreift.“ Der Lkw habe noch fünf andere Autos mitgenommen und sei schließlich quer auf der Fahrbahn stehengeblieben.

Lkw-Fahrer nach Chaosfahrt auf A1/A46 in Psychiatrie

Update, 1.12., 11.55 Uhr: Nach der Chaosfahrt mit 26 Verletzten auf NRW-Autobahnen ist der festgenommene Lkw-Fahrer vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden. Das sagte ein Sprecher der Polizei der Deutschen Presse-Agentur. Im Rahmen der ersten Untersuchungen des Mannes hätten sich Hinweise ergeben, dass der Mann psychisch krank sei. Ob der Lkw-Fahrer in der psychiatrischen Klinik verbleibe, müsse noch unter Mitwirkung von Staatsanwaltschaft und Gericht im Laufe des Tages entschieden werden.

Die Auswertung der Blutproben des Lkw-Fahrers werde wie üblich noch längere Zeit in Anspruch nehmen, sagte der Polizeisprecher. Dabei geht es um die Frage, ob der Lkw-Fahrer während der Chaosfahrt unter dem Einfluss von Alkohol und/oder Drogen gestanden hat.

Lkw rammt mehrere Autos auf A1 und A46: Chaosfahrt im Ruhrgebiet

Meldung 30.11., 21.30 Uhr: Etwa 50 Fahrzeuge und 26 Verletzte: Ein Lkw-Fahrer hat auf vielbefahrenen Autobahnen in Nordrhein-Westfalen eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Der auffällige Lastwagen fuhr in Schlangenlinien über die A46 und die A1 und löste am späten Samstagnachmittag zahlreiche Unfälle aus. Erst nach einem Zusammenstoß im Gegenverkehr kam der Lastwagen auf der A1 quer zur Fahrbahn stehend zum Stillstand. Die Polizei geht davon aus, dass einige Sperrungen und Aufräumarbeiten bis Sonntagmittag dauern.

Autofahrer wurden während der Chaosfahrt über den Verkehrsfunk gewarnt und aufgefordert, die Autobahnen schnellstmöglich zu verlassen – konnten aber in vielen Fällen nicht rechtzeitig ausweichen. Bisherigen Erkenntnissen der Ermittler zufolge wurden insgesamt 50 Fahrzeuge in die Unfallserie verwickelt. Die Zahl der Schwerverletzten gab die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit acht an, darunter eine Person mit lebensgefährlichen Verletzungen. Weitere 18 Menschen wurden demnach bei der Unfallserie leicht verletzt.

Die Unfallstelle auf der A1.
Die Unfallstelle auf der A1.© Sascha Thelen/dpa

So lief die Chaosfahrt ab: Auf A1 bei Volmarstein in den Gegenverkehr

Der Lkw wurde der Polizei gegen 16.25 Uhr gemeldet, als er in auffallend unsicherer Fahrweise auf der A46 bei Neuss unterwegs war. Zwar konnten Beamte das Fahrzeug bald darauf lokalisieren. Allerdings missachtete der Fahrer laut Polizei ihre Anhaltezeichen und fuhr weiter mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit und in Schlangenlinien in Richtung Wuppertal und dann auf die A1. Dort geriet der Lkw zwischen Volmarstein und Hagen-West in den Gegenverkehr, stieß mit Fahrzeugen zusammen und kam quer zur Fahrbahn zum Stehen.

Polizisten nahmen den 30-Jährigen an der Unfallstelle fest. Vor Ort hätten sich erste Hinweise auf einen möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum ergeben, teilte die Polizei mit, ohne weitere Details zu nennen. Der Fahrer des Lastwagens mit polnischem Kennzeichen wurde in ein Krankenhaus gebracht. Er soll nach Polizeiangaben vernommen werden, sobald dies nach Abschluss der ärztlichen Untersuchungen möglich ist. Neue Informationen zu dem festgenommenen Unfallfahrer lagen der Polizei am Sonntagmorgen zunächst nicht vor.

Polizisten nehmen einen Lastwagenfahrer (M) auf der Autobahn 1 bei Hagen in Gewahrsam. Bei der Chaosfahrt eines Lastwagens über mehrere Autobahnen in Nordrhein-Westfalen sind mehrere Menschen schwer verletzt worden, wie die Polizei mitteilte. (zu dpa: «Weitere Ermittlungen nach Lkw-Chaosfahrt mit 26 Verletzten»)
Polizisten nehmen den Lastwagenfahrer auf der Autobahn 1 bei Hagen in Gewahrsam.© Alex Talash/dpa

Sperrung mehrerer wichtiger Autobahnabschnitte

Auf der Internetseite des LKA NRW schaltete die Polizei ein Hinweisportal frei. Dort können Zeugen Fotos und Videos hochladen oder andere Hinweise hinterlassen. Die Strecke von Neuss bis zu der Unfallstelle, an dem der Lkw nach seiner Chaosfahrt über die A46 und die A1 letztlich zum Stehen kam, entspricht einer Entfernung von ungefähr 60 Kilometern. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Verletztenzahl der Unfallserie noch weiter steigt, da betroffene Autofahrer auch selbstständig ins Krankenhaus gefahren sein können.

Infolge der Unfallserie kam es zu Sperrungen mehrerer wichtiger Autobahnabschnitte, die schrittweise aufgehoben wurden. Am frühen Sonntagmorgen war laut Polizei noch die A1-Strecke in Fahrtrichtung Köln ab Hagen-West sowie in Fahrtrichtung Bremen ab Gevelsberg bis zur Unfallstelle gesperrt. Diese Sperrungen dürften demnach bis zum Mittag anhalten.

dpa

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