Seit Jahrzehnten leben Migranten in Deutschland, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Woran das liegt und warum das für ihn keine Gefahr ist, erklärt Experte Ahmet Toprak.
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Herr Toprak, Sie sind in der Türkei geboren und im Kindesalter mit Ihren Eltern nach Deutschland gezogen. Was ist für Sie Heimat?
Es ist bei Ihnen herauszuhören: Heimat ist ein Gefühl und nicht immer ein Ort, wo Sie sich befinden.
Kriegen Sie es in Ihrem Alltag mit, dass Leute seit Jahrzehnten in Deutschland leben, aber keinerlei Identifikation oder Heimatgefühle haben?
Kann das ein Nachteil sein?
Geht es um das Wort Heimat, sind auch die Begriffe Patriotismus und Nationalismus nicht weit. Wie sind diese wahrzunehmen?
Und der Patriotismus? Der Stolz auf das eigene Land …
Inwiefern?
Lässt sich so erklären, dass Menschen aus der Türkei Erfolge im Fußball oder nach politischen Wahlkämpfen auf der Straße zelebrieren?
Sie haben bereits die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland angesprochen. Das waren ja eigentlich fast unübliche Bilder für Deutschland, dass man herumgelaufen ist mit der deutschen Nationalflagge, dass man die so oft gesehen hat, dass da so eine Euphorie in dem ganzen Land herrscht. Können Sie sich das für die Europameisterschaft im Sommer vorstellen?
Wie kommen Sie darauf, dass das bei Migranten der Fall sein kann, dass da vielleicht eine höhere Identifikation da ist?
Wo liegt das größte Problem, dass Migranten sich nicht integrieren und Deutschland so nicht zur Heimat werden kann?
War es zu Beginn der Migrationskrise im Jahr 2015 anders?
Haben Sie denn persönlich Verständnis für Menschen, die seit 20, 30 oder 40 Jahren hier leben, aber kein Wort Deutsch sprechen, die Sprache nicht gelernt haben und trotzdem ganz normal hier leben?
Schadet es der Gesellschaft, dass man in Vierteln ohne Deutsch klarkommen kann? Ist das gefährlich?
Warum treten denn vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund deutlich negativer auf? Womit hängt das zusammen?
Reden wir da von einem kulturellen Problem im Zusammenhang mit der Erziehung?
Sie hatten mal gesagt, dass der einfachste Ansatz wäre, junge Männer mit Migrationshintergrund genau so zu erziehen, wie die Frauen, weil diese sich deutlicher zurückhaltender verhalten sollen. Ist das richtig?
Sie zeigen klare Kante zu Themen wie Integration und politischer Erziehung. Kriegen Sie das auch persönlich zu spüren?