Heftige Leser-Diskussion um Boomer-Soli Zwischen „richtiger Ansatz“ und „Unverschämtheit“

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Die Diskussion um den Boomer-Soli © dpa
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Zum Kommentar „Boomer-Soli: Idee bestraft geburtenstarke Jahrgänge“ erreichten uns eine Fülle von Leserzuschriften. Wir dokumentieren an dieser Stelle Briefe von Leserinnen und Lesern, deren Zustimmung zu Veröffentlichung uns vorliegt.

Zum Thema
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Schreiben Sie uns – jedoch nicht mehr als 1.100 Zeichen inklusive Leerzeichen. Kürzungen behalten wir uns vor. Einsendungen mit Anschrift und Telefonnummer bitte an durchblick@rnw.press

Norbert Stockmann schreibt:

„Ähnlich wie Herr Breulmann werde ich in wenigen Jahren in die gesetzliche Rente wechseln, habe aber eine andere Sicht auf den Boomer-Soli als der Kommentator. Die Boomer-Generation ist nicht durchgängig arm und bemitleidenswert, aber Teile von ihr sind es.

Ich denke insbesondere an Working-Poor und Alleinerziehende. Menschen die – wie andere auch – viel geleistet haben, aber nur wenig Chancen auf Altersversorgungsansprüche hatten. Perspektivisch muss für alle Tätigkeiten ein Lohn entstehen, der auskömmliche Renten bewirkt, aber einstweilen muss es einen solidarischen Schutz vor Altersarmut geben.

Die Betroffenen auf aufstockendes Bürgergeld zu verweisen greift zu kurz, weil das wiederum die Kindergeneration von uns Boomern – über ohnehin bestehende

demographische Lasten hinaus – zusätzlich belasten würde.

Soweit könnte relative Einigkeit bestehen zwischen dem Kommentator und mir, aber ich ziehe daraus den Schluss, dass das DIW und andere richtigerweise vorschlagen, das Problem innerhalb der Boomer-Generation anzugehen. Als Stärke

des Soli-Vorschlags aus dem DIW empfinde ich, dass alle Alterseinkünfte herangezogen würden, ohne Fokussierung auf einzelne Gruppen.

Und vielleicht könnte der Boomer-Soli auch ein Auftakt sein, die Sozialversicherungspflicht auf alle Einkommensarten auszudehnen.

Für mich ist eine Regelung im Sinne des Boomer-Solis unschön, aber vernünftig und generationengerecht, so wie es die schrittweise Einführung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre auch war.“

Erich Dieckerhoff schreibt:

„Hier darf ich Ihnen spontan antworten und herzlich Dank für Ihren exzellenten Kommentar sagen! Mir läuft so langsam die Galle über, was von den Rentnern abverlangt wird. Aber wir können uns ja auch nicht wehren.

Ich bin 1956 geboren und nach 47 Berufsjahren in Rente gegangen. In den letzten Jahrzehnten habe ich nur Höchstbeträge in die gesetzlichen Versicherungen gezahlt. Neben der gesetzlichen Rente erhalte ich eine kleine VBL-Rente und Betriebsrente (289 €). Diese Renten sind mit vollen KV- und PV-Beiträgen belegt, die ich auch alleine tragen muss.

Hinzu kommen noch die Steuern, die als Witwer nicht unerheblich sind. Ich habe stets in die Solidargemeinschaft eingezahlt und habe mich nicht abgewandt um mich z. B. privt kranken zu versichern. Es ist ein Hohn und eine Frechheit, überhaupt über derartige Kürzungen nachzudenken. Man sollte sich ein Beispiel an der Bürgerversicherung in Holland nehmen. Da zahlen alle in den Topf der Solidargemeinschaft ein!! Besten Dank nochmal für Ihre vielsagende Berichterstattung!!! Bleiben Sie gesund!“

Joachim Westhues schreibt:

„Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Meinung zum Thema Boomer Soli. Sie haben mir aus der Seele gesprochen, ich bin Jahrgang 1961.

Ich erinnere mich noch gut an die Diskussion zwischen Dressler, Geissler ja und Blühm, dass ein kapitalgebundenes Rentensystem nicht so vorteilhaft sei wie ein Generationenvertrag, der auf einem Versprechen fusst.

Die Verteilungskämpfe im Rentensystem, dem Pflegesystem und dem Gesundheitssystem haben gerade erst begonnen. Ich gehe 2028 in Rente in einem Land mit abnehmender Wirtschaftskraft, ineffizienter Energieversorgung, fehlenden Fachkräften in jedem Bereich…

Herr Breulmann, unser Leben wird nach Schule, Studium, Berufsleben, Familienleben nun im Rentenleben nicht einfacher. Die Wohnmobilschlangen sind da nur ein kurzer Ausrutscher, bevor es ernst wird.“

Marina Edelbrock schreibt:

„Ich finde es auch eine Frechheit. Uns wird gesagt, wir Rentner wären faul, wir könnten länger arbeiten und jetzt sollen wir noch von dem wenigen Geld 10 Prozent abgeben und vielleicht einen Soli für die Ukraine auch noch.

Es könnte doch mal überlegt werden, ob nicht die Pensionäre und die Bundestagsabgeordneten auch nur 48 Prozent bekommen! Das wäre doch gerecht!“

Andreas Wagener schreibt:

„Sehr gut geschrieben und die Sache genau auf den Punkt gebracht. Vielen Dank.“

Manfred Woidtke schreibt:

„Genau so ist es, eine Unverschämtheit. Die so etwas sich ausdenken, haben wohl genug Rente. Bei so etwas wurde ich auf die Straße gehen.“

Ulrike Schöpfer schreibt:

„Besser kann man es nicht formulieren. Sie haben in allen Punkten recht. Es ist eine große Unverschämtheit, alleine schon darüber nachzudenken.

Der Durchschnitts-Rentner schwelgt mit Sicherheit nicht im Luxus. Die Spirale klafft schon immer mehr. Rentner – Pensionäre. Na klar, mit den Rentnern kann man es ja machen, aber haben wir nicht auch genug dafür gearbeitet und eingezahlt? Es ist kein monatliches Geschenk.

Vielleicht sollten einige, die bestens abgesichert sind, über eine Umverteilung nachdenken. Da fällt mir eine Menge ein. Bundespräsidenten im Ruhestand, Politiker. Pensionäre usw.“

Gisbert Krüger schreibt:

„Ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Ich bin 1961 geboren und seit meinem 16. Lebensjahr berufstätig. Solche Ideen können wohl nur von Leuten kommen, die nicht in Stahl-, Bergwerken oder Fabriken, geschweige denn in Wechselschicht gearbeitet haben und selbst über ein gutes Einkommen verfügen. Interessant, wer hinter diesem Institut steht und wie es sich finanziert.“

Hans-Joachim Baukau schreibt:

„Danke für Ihre Meinung. Sehr, sehr richtig. Mega genau beschrieben. Wie so oft, haben diese s.g. Experten, völlig den Verstand verloren.“

Ulrike Umbau-Breu schreibt:

„Wie so oft, muss ich Ihnen hier sehr gerne uneingeschränkt zustimmen! Schicken Sie diesen Artikel doch mal an Frau Schnitzer und bitten um Antwort. Ich wäre darauf sehr gespannt, auf die Floskeln, die fundierten Argumente, usw. . .“.

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