„Big Tech muss weg“ Die Macht großer US-Konzerne und wie ein Professor sie brechen möchte

Zeitungsverleger sitzen im Lensing Media Port im Dortmunder Hafen und hören einem Vortrag des Medienwissenschaftlers Prof. Martin Andree zu. Anlass ist die Jahreshauptversammlung des DVZ NRW am Mittwoch, 2. Juli, im Dortmunder Hafen.
Professor Martin Andree warnte vor der Macht der Technologie-Konzerne und ihrer Plattformen wie Youtube, Facebook oder Instagram. © Stephan Schütze
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Schon der Buchtitel macht klar, worum es geht: „Big Tech muss weg“, heißt das aktuelle Werk von Martin Andree, und der Titel seines Vortrags bei der Jahrestagung des Digitalpublisher und Zeitungsverleger Verbandes (DZV) NRW schlug in die gleiche Kerbe: „Wie Big Tech Demokratie und Wirtschaft zerstört“, erläuterte er den Verlegern am Mittwoch (2.7.) im Lensing Media Port im Dortmunder Hafen, dem Sitz der Ruhr Nachrichten.

Der Kölner Medienwissenschaftler hatte Fakten mitgebracht, zeigte, wie sehr große US-Tech-Konzerne mit ihren Plattformen wie Youtube, Facebook, Instagram und Co. Klicks und digitale Werbeerlöse auf sich konzentrieren. Nicht nur in NRW, nicht nur in Deutschland, sondern: „Das ist weltweit überall das Gleiche.“

Die Gründe dafür seien unter anderem, dass die Konzerne keinerlei Verantwortung für die Inhalte von Links oder Videos übernähmen, auch wenn diese strafrechtlich relevant seien.

Die Macht des Elon Musk

Die dramatischen Folgen seien gut in den USA zu besichtigen: Monopolisten würden die politische Öffentlichkeit kontrollieren. Ein Elon Musk habe mehr Follower bei seinem Netzwerk X als alle 435 Abgeordnete des US-Kongresses zusammen. Die Konzentration der Werbeeinnahmen auf wenige wirke sich aber auch auf die „redaktionellen Medien“ aus, die zunehmend ihre Finanzierungsgrundlage verlören.

Rechtlich könne die klassische Medienbranche kaum etwas tun. Auch aus der Politik gebe es zu wenig Unterstützung, weil die öffentliche Debatte fehle und die Menschen die Nachteile der Konzentration nicht erkennen würden. Aber es gebe dennoch Möglichkeiten, sich zu wehren: auf den Plattformen aktiv werden, die eigene digitale Präsenz stärken. Und: „Die Medien-Akteure sollten sich alle umarmen.“

Der Europa-Abgeordnete Axel Voss hielt per Videoschalte den zentralen Vortrag bei der Jahreshauptversammlung des DZV NRW. Im Vordergrund der DZV-Chef Christian DuMont-Schütte.
Der Europa-Abgeordnete Axel Voss hielt per Videoschalte den zentralen Vortrag bei der Jahreshauptversammlung des DZV NRW. Im Vordergrund der DZV-NRW-Chef Christian DuMont-Schütte.© Stephan Schütze

Doch Andree machte auch deutlich, dass es nicht nur um das Handeln der Verleger gehe; auch die Politik könne etwas tun, indem sie beispielsweise nur eine Obergrenze von 30 Prozent Marktanteil erlaube oder untersage, mit verbotenen Inhalten Geld zu verdienen.

Ohne sich abgesprochen zu haben, knüpfte Andree damit an eine per Video auf die DZV-Tagung in Dortmund übertragene Rede des CDU-Europaabgeordneten Axel Voss an. In die Pflicht nahm Voss seine eigene Zunft: „Wir brauchen schnellere Antworten. Die demokratischen Institutionen sind zu langsam“, sagte Voss.

„Plattformen in die Verantwortung nehmen“

Bei den Verlegern rannten Voss und Andree damit offene Türen ein. „Wir benötigen dringend ein Paket von Maßnahmen sowie eine konsequente Umsetzung bestehender Regeln, um die Plattformen in die Verantwortung zu nehmen“, sagte der DZV-NRW-Vorsitzende Christian DuMont Schütte.

Ausdrücklich begrüße der Verband deshalb den Vorschlag des neuen Kulturstaatsministers Wolfram Weimer, eine Digitalabgabe für Techkonzerne in Deutschland einzuführen. Die Big-Tech-Konzerne zerstörten „zunehmend die Basis für die Finanzierung unabhängiger journalistischer Medien“: „Damit greifen sie direkt auf die Grundlagen unserer Demokratie zu.“

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DZV NRW

Der DZV NRW vertritt die Interessen von 38 Medienunternehmen in NRW – auch des Verlages, in dem diese Zeitung erscheint.

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