„Ich bin schockiert von Ihrer Meinungs-Umfrage“ Hier antworten wir auf Leser-Reaktionen

Am 1. November startet unsere große Serie „Alles sagen! Der Streit um die freie Meinung“. Schon jetzt möchten wir wissen, was unsere Leserinnen und Leser zum Thema denken.
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Die Reaktionen auf unsere große Meinungs-Umfrage „Alles sagen! Der Streit um die freie Meinung“ könnten diverser nicht ausfallen: Manche halten unsere Fragen für rassistisch. Andere trauen uns zu, dass wir die Ergebnisse nicht wahrheitsgetreu veröffentlichen, wenn sie zu konservativ ausfallen. Neben der erwarteten Grundsatz- und Detail-Kritik gibt es auch sehr viele Menschen, die sich für die Umfrage bedanken. Wir nutzen die Reaktionen einiger Leserinnen und Leser, um wichtige Fragen zur Umfrage und unserer Serie „Alles sagen! Der Streit um die freie Meinung“ zu klären.

Leser: Was bezwecken Sie mit dieser Serie?

Antwort: Wir haben immer wieder gemerkt – und Sie merken es bestimmt auch – dass es so heikle Themen gibt, dass man sich vorher sehr genau überlegt, mit wem man im Bekannten- oder Freundeskreis, in der Familie oder am Arbeitsplatz darüber spricht. Man hat Angst, in einen Fettnapf zu treten und dann sofort als „Rechter“ oder „Linker“ diffamiert zu werden. Wir wollen aber nicht, dass kontroverse Themen nur den Extremisten überlassen werden. Wir wollen, dass man darüber sachlich diskutieren kann, indem man nüchtern sich die Fakten anschaut und alle Seiten beleuchtet. Das soll unsere Serie leisten.

Leserin: Mir fällt es schwer die richtigen Worte zu finden, denn ich bin schockiert von ihrer Umfrage. Das ist für mich ganz klar gemachter Rassismus. Auch wenn es „nur“ Fragen sind. Gerade ihnen müsste bewusst sein, was Worte bewirken können – und, dass eine Frage am Ende nicht nur eine Frage bleibt, sondern ganz schnell meinungsbildend wird.

Antwort: Ja, damit haben Sie genau den Kern getroffen, um den es uns geht. Nämlich zu analysieren: Worüber können wir uns noch auseinandersetzen oder worüber nicht? Dürfen bestimmte Themen überhaupt angesprochen werden? Und mit welchen Worten?

Wir haben uns dafür entschieden, der Frage auf den Grund zu gehen, weshalb ein großer Teil der Gesellschaft findet, man könne in unserer Demokratie nicht mehr frei seine Meinung äußern. Doch das geht nur, wenn man die Streitpunkte konkret benennt, auch wenn manche Begriffe wehtun. Und vielleicht werden Sie auch von den Befragungsergebnissen überrascht sein… Davon, wie viele manche Begriffe für unproblematisch halten.

Uns ist bewusst, dass auch Fragen meinungsbildend sein können. Und auch die Ergebnisse von Befragungen. Doch unsere Umfrage ist ja nur der Anfang der Diskussion, nicht das Ende. Ab dem 11. November werden wir ein halbes Jahr lang mit Hilfe von Experten, Analysen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und auch Betroffenen der Meinungsfreiheit in Deutschland auf den Grund gehen – sachlich und ohne Populismus, aber indem wir sagen, was ist.

Leser: Warum habe ich den Eindruck gewonnen, dass dieser Fragenkatalog standardisiert vorgelegt wird und keineswegs im Vorfeld auf Reliabilität (Verlässlichkeit) und Validität (Gültigkeit) geprüft wurde? Schade für die Intention des Vorhabens.

Antwort: Das Ziel unserer Umfrage sind valide Aussagen darüber, was die Menschen in unserer Region zu einigen kontroversen Thema denken. Dabei möchten wir ein Stimmungsbild erheben. Wir haben 60 Fragen auf drei Fragebögen aufgeteilt, die wir in den kommenden Monaten veröffentlichen. Unsere Umfrage wurde von den Kommunikations-Experten des Media Consulting Teams Dortmund begleitet und auf Validität getestet. Denn wir wollen sicherstellen, dass wir tatsächlich auch abfragen, was wir meinen.

Es ist jedoch keine wissenschaftliche Untersuchung, sondern ein Stimmungsbild. Wir wissen, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ sind. Das ist bei einer Online-Umfrage unter unseren Zeitungslesern und Online-Nutzern schon darum unmöglich, weil sie nicht die Bevölkerung in unserer Region exakt repräsentieren. Sie sind tendenziell älter; es haben mehr Männer als Frauen sowie weniger Menschen mit Migrationshintergrund den Fragebogen beantwortet.

Leser: Die Themen sind komplex, daher sind „einfache Antworten“ wie vorgegeben zum Teil schwierig.

Antwort: Viele haben angemerkt, dass bestimmte Fragen oder Antwortmöglichkeiten differenzierter sein könnten. Ja, das könnten sie. Aber wir können mit einem festen Fragenkatalog nicht alle Differenzierungen erfassen. Und wir wollen nicht die Zeit überbeanspruchen, die benötigt wird, um den Fragebogen auszufüllen. Darum haben wir die Möglichkeit eingeräumt, dass alle der Redaktion ihre detaillierte und differenzierte Meinung schreiben können. Davon haben sehr, sehr viele Menschen Gebrauch gemacht. Dafür vielen Dank. Dies werden wir in unsere Berichte einfließen lassen. Und die Befragung wird ja nur ein Ausgangspunkt sein… Für viele hoffentlich differenzierte Diskussionen.

Leser: Warum fragt ihr nicht nach dem Gendern?

Antwort: Das werden wir noch tun – in einer der nächsten beiden Umfragen.

Leser: Guten Tag, ich finde es doch etwas befremdlich, das ich online an der Befragung nur teilnehmen kann, wenn ich mich in irgendeiner Weise auf ein Abo einlasse.

Antwort: Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir uns dazu entschlossen haben, dass nur Abonnenten an unserer Umfrage teilnehmen können. So möchten wir sicherstellen, dass die Umfrage digital nicht unendlich oft – z.B. in extremistischen Gruppen – geteilt und so manipuliert werden kann.

Leser: Ich empfinde es als eine Zumutung, dass die Online-Umfrage nicht anonym beantwortet werden kann, da ich mich ja anmelden muss.

Antwort: Die Antworten sind stets anonym, wenn Sie uns Ihren Namen nicht verraten. Zwar melden Sie sich auf unserem Internetportal an, die Umfrage wird aber über ein externes Tool bereitgestellt. Wir können nicht erkennen, wer welche Antworten gegeben hat. Wir fragen am Ende der Umfrage aber nach Kontaktdaten, weil wir gerne mit einigen Leserinnen und Lesern ins Gespräch kommen möchten. Diese Daten zu nennen, ist jedoch freiwillig.

Leserin: Wenn Ihr diese Themen aufgreift, spielt Ihr den Rechten in die Hände.

Antwort: Das Gegenteil ist unser Ziel. Solange rechte Parteien und Gruppen kontroverse Themen wie die Kriminalität von Ausländern, das Gendern oder auch Political Correctness nutzen können, um mit Halbwahrheiten, verdrehten Behauptungen, Verunglimpfungen und polemischen Übertreibungen ihre Propaganda lautstark zu verbreiten, überlassen wir ihnen das Feld bei diesen Themen. Wir wollen, dass über diese Themen gesprochen wird, aber eben sachlich, nüchtern, faktenbasiert und von allen Seiten beleuchtet. Uns geht es um Aufklärung, und die ist das Gegenteil von Propaganda.

Leserin: Wo kann man die fertige Serie am Ende lesen?

Antwort: Die Serie startet am Samstag, 11. November, und wird insgesamt sechs Monate mehrfach in der Woche in der Zeitung und unseren Digitalangeboten veröffentlicht.

Sie möchten uns Ihre Meinung sagen? Gerne her damit. Sie erreichen unseren Chefredakteur Jens Ostrowski unter sagen@lensingmeda.de


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