
Nach der Demo ist vor der Demo: Die Aktivisten des Bündnisses „Es REicht!“ um Organisator Peter Gerwinat machen keine Pause. Die Woche startet mit gleich zwei weiteren Demonstrationen, in denen Bürger sich der AfD im Kreis Recklinghausen entgegenstellen wollen.
„Die Reaktion auf unseren Aufruf hat uns beeindruckt, hat uns bewegt, hat uns geflasht“, sagt Peter Gerwinat am Tag nach der Großdemonstration mit 12.000 Teilnehmern: „Es war ein schönes Zeichen zur richtigen Zeit.“ Für Gerwinat und seine Mitstreiter gehen die öffentlichen Warnungen vor den erstarkenden rechten Kräften in Deutschland allerdings nahtlos weiter.
Vor zwei Jahren gründete sich das Bündnis als Contrapunkt gegen die „Montagsspaziergänger“, die gegen Corona-Maßnahmen protestierten und bald von rechtsextremen Strömungen unterwandert worden waren. Seitdem gehen die Aktivisten von „Es REicht!“ auf die Straße, haben dabei Höhen und Tiefen erlebt. „Wir standen auch mal nur zu zweit da“, blickt Gerwinat zurück. Und vor einem Jahr, als die AfD ihren Neujahrsempfang im Kreishaus Recklinghausen ausrichtete, wurden die Demonstranten auf den Konrad-Adenauer-Parkplatz verbannt: „Da standen wir allein knöcheltief in den Pfützen. Aber wir machen das ja nicht für uns, sondern wollen wahrgenommen werden.“

So soll es am Montag, 22. Januar, sein, wenn die AfD ihren Empfang für 2023 ausrichtet. Ab 17 Uhr wollen die Demonstranten die Gäste vor dem Kreishaus auf sich aufmerksam machen und ihnen zeigen, dass sie ihnen das Feld nicht widerspruchslos überlassen.
Am Dienstag, 23. Januar, ist die nächste Protestaktion vor dem Bürgerhaus Süd am Körnerplatz geplant. Dort lädt die AfD zu einem Bürgerdialog „Recklinghausen – Aber normal“ ein. Der Titel eines Vortrags „Neue Männer braucht das Land.“ Um 17 Uhr soll die Demonstration dagegen beginnen. „In diesem Vortrag geht es um die Remaskulierung, da könnte ich kotzen“, machte Gerwinat am Samstag bei der Kundgebung vor dem Rathaus keinen Hehl aus seiner Meinung. Darum wird er auch weiter in der ersten Reihe stehen. Und er hofft, dass sich dieses Mal mehr Menschen anschließen werden: „Der gemütlich in Deutschland lebende Mensch muss erst Angst haben, bevor er aufsteht. Das, was sich gerade bei uns bewegt, macht Hoffnung, dass wir die Katastrophe abwenden können.“