
Sie war Zeichen des industriellen Aufschwungs: die Kleinbahn Unna-Kamen-Werne (UKW). Immer mehr Menschen hatten sich rund um den Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs durch den Bergbau in der Region niedergelassen und waren auch damals schon auf Mobilität angewiesen. So entstand die Idee, eine Straßenbahn zu gründen, die eben jene Mobilität gewährleisten sollte.
Am 27. Juli 1908 erfolgte die Gründungsversammlung der Kleinbahn-Gesellschaft im Kamener „Hotel König von Preußen“, größtenteils unbemerkt von der Öffentlichkeit. Daher rückte ein anderes Datum auch deutlich stärker in den Fokus: der 1. August 1909. Denn da rollte die Straßenbahn das erste Mal über die Schienen.
Zunächst gab es die Verbindung nur zwischen Unna und Kamen, wenige Wochen später dann schon bis Bergkamen. Und die Expansion der Strecke war damit noch nicht beendet. Wie der Name schon verrät, erfolgte der Weiterbau bis nach Werne, ab 1911 konnten die Fahrgäste auch bis in die Lippestadt fahren. In einem letzten Ausbauschritt wurde die Strecke in Unna dann noch bis zum Neumarkt verlängert, die Fahrgäste erhielten dadurch einen direkten Anschluss an weitere Linien in Richtung Dortmund.

Doch auf die Hochphase, die auch nach dem 1. Weltkrieg zunächst weiterging, folgte ein Abschied auf Raten. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der 1920er-Jahre sorgten auch bei Kleinbahngesellschaft für Gedankenspiele, den Betrieb einzustellen. Dazu kam es zwar nicht, doch auf immer mehr Teilstücken ersetzten Omnibusse bald den Straßenbahnbetrieb. Und auch der 2. Weltkrieg hinterließ seine Spuren: Während eines Bombenangriffs auf Kamen im Februar 1945 wurden Großteile des Betriebsgeländes und auch Fahrzeuge zerstört.
Das endgültige Ende Kam dann am 14. Dezember 1950. Um 23.30 Uhr kehrte die letzte Straßenbahn in das Depot zurück, Busse hatten der Straßenbahn zu diesem Zeitpunkt vollständig den Rang abgelaufen. Wenig später verschwanden dann die kupfernen Oberleitungen, die sich noch zu Geld machen ließen. 1953 ließ dann die Stadt die nicht mehr benötigten Schienen aus den Straßen reißen.
Unvergessen sind bis heute aber die besonderen Geschichten, die viele Menschen mit der Straßenbahn verbinden. So ging viele Jahre lang der Schaffner an Markttagen vor der Straßenbahn her und machte die Marktbesucher mit einer Glocke auf die herannahende Straßenbahn aufmerksam.
Während des 2. Weltkrieges waren dann Frauen als Schaffnerinnen im Einsatz – ein Novum, das im Militärdienst der Männer seinen Ursprung hatte. Die VKU, Nachfolgerin der Kleinbahngesellschaft, widmete diesem besonderen Kapitel ihrer Geschichte sogar einen eigenen Ausstellungsteil anlässlich des eigenen Jubiläums im Jahr 2009.