
Die Lage ist prekär: Fast jeder achte Mensch ist in Lünen überschuldet. Nach Daten des Schuldner-Atlas 2022 für Deutschland, der vom Unternehmen Creditreform erstellt wurde, gelten aktuell 8149 Personen in der Lippestadt als überschuldet. Das entspricht einer Quote von 11,43 Prozent. Der Wert liegt über dem Landesschnitt von 10,05 Prozent und über dem Bundesschnitt von 8,48 Prozent.
„Überschuldung heißt, dass Schuldnerinnen und Schuldner ihre fälligen Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht begleichen können und ihnen zur Deckung des Lebensunterhalts weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen“, erklärt Wolfgang Scharf, Geschäftsführer von Creditreform Dortmund.
Brambauer: Höchste Verschuldung
Im Vergleich zum vergangenen Jahr ging die Schuldnerquote in Lünen zurück. 2021 lag sie noch bei 11,97 Prozent. Im Vergleich zur Nachbarstadt Dortmund (12,44) und dem gesamten Ruhrgebiet (12,75) steht die Lippestadt aber besser dar.
Betrachtet man die einzelnen Postleitzahlen-Bereiche innerhalb der Stadtgrenzen, ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild. So liegt die Quote im PLZ-Bereich 44534 (Nordlünen, Alstedde und Wethmar, Lünen-Nord) bei 9,47 Prozent. In Lünen-Süd, Beckinghausen, Gahmen, Horstmar, Stadtmitte und Osterfeld und Niederaden (PLZ-Bereich 44532) beträgt die Überschuldung 11,54 Prozent.

Schlusslichter mit einer Verschuldung von 13,58 Prozent sind Brambauer, In der Geist und Lippholthausen (PLZ 44536). Im Jahr 2021 lag die Quote dort allerdings noch bei 14,15 Prozent. „Betrachtet man den kurzfristigen Trend, ist also insgesamt eine Verbesserung zu beobachten“, zeigen die Analysen des Unternehmens.
Anders sieht es dagegen aus, wenn die Zahlen des ersten Schuldner-Atlas aus dem Jahr 2004 zugrunde gelegt werden. Im Vergleich dazu hat die Überschuldung im PLZ-Bereich 44536 um 1,97 Prozent zugenommen. Erfreulich hingegen die Entwicklung im PLZ-Bereich 44534: Hier verringerte sich die Überschuldung seither um 0,95 Prozent.
Schuldnerquote geht zurück
Ein Blick auf die gesamte Bundesrepublik zeigt: Aktuell sind mehr als 5,88 Millionen Menschen über 18 Jahre überschuldet. Das entspricht einer Quote von 8,48 Prozent und damit einem Rückgang. 2021 waren es 8,86 Prozent, 2020 noch 9,87 und im Jahr 2019 sogar 10,00 Prozent.
Experte Wolfgang Scharf sagt dazu: „Wir hatten in der Vergangenheit eine Zunahme der Überschuldung im ganzen Land gesehen und entsprechend immer wieder gewarnt. Fakt ist allerdings, dass sich die Befürchtungen bislang nicht bewahrheitet haben. Im Gegenteil: Die Überschuldungslage in Deutschland und NRW hat sich in den letzten zwei Jahren verbessert.“
Die Gründe: Viele Menschen hätten seit Beginn der Corona-Pandemie auf Konsum verzichtet, aber auch die staatlichen Unterstützungsleistungen hätten hier einen wichtigen Beitrag geleistet.“