Lünen lässt drei OGS schlüsselfertig bauen Eckhard Kneisel: Falscher „Strategiewechsel““

Eckhard Kneisel war der Einzige im Betriebsausschuss ZGL, der gegen das schlüsselfertige Bauen gestimmt hat. Bislang ist der kommunale Schulbau – das Foto zeigt die Bauarbeiten an der Realschule – bestimmt vom Bauen in eigener Regie.
Eckhard Kneisel war der Einzige im Betriebsausschuss ZGL, der gegen das schlüsselfertige Bauen gestimmt hat. Bislang ist der kommunale Schulbau - das Foto zeigt die Bauarbeiten an der Realschule - bestimmt vom Bauen in eigener Regie. © Blossey/Archiv
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Die Weichen sind gestellt für mehr Tempo beim Schulbau in Lünen. Ein Totalunternehmer soll Planung und Bau aus einer Hand für drei Offene Ganztagsschulen (OGS) übernehmen – und wenn das gut läuft, auch für weitere Bauprojekte. Lünen baut schlüsselfertig. Nicht nur der Stadtbetrieb Zentrale Gebäudewirtschaft (ZGL) sieht darin mehr Vorteile als Risiken, sondern auch die Mehrheit im Betriebsausschuss, der am Montag (19. 5.) getagt hat.

Das wird ein dickes Investitionspaket, das ZGL jetzt schnüren will. Mehr als 14 Millionen Euro stehen unterm Strich: die Kosten für drei neue OGS-Gebäude an der Schule am Lüserbach in Horstmar, an ihrem Teilstandort in Niederaden und an der Elisabethschule. Welches Unternehmen auch immer den Auftrag für Planung und Umsetzung dieser drei Objekte bekommt, es wird einen dicken Fisch an Land ziehen – und gleichzeitig die Stadt auf einem neuen Weg begleiten: weg vom Regiemodell beim Schulbau, hin zum Totalunternehmermodell. Der falsche Weg, wie Eckhard Kneisel meint.

Der Grünen-Politiker war am Montagnachmittag (19. 5.) der einzige im Betriebsausschuss Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL), der gegen den „bedeutsamen Strategiewechsel“ stimmte, wie er das nannte. Bedenken äußerten aber auch andere. Gleichwohl überwog die Erleichterung, endlich schneller voranzukommen bei dem OGS-Ausbau, bei dem die Stadt Lünen weit hinter hinkt.

Redeker: „Mehr PS auf die Straße bringen“

„Vonseiten der CDU laufen sie offene Türen ein“, sagte Thorsten Redeker (CDU) an die Adresse von Matthias Flottemesch, dem neuen ZGL-Chef. Er war im März aus der Rechtsabteilung der Stadt an die Spitze des Stadtbetriebs gewechselt. „Wir müssen deutlich mehr PS auf die Straße bringen“, ergänzte Redeker mit Blick auf den ab dem Schuljahr 2026/27 geltenden Rechtsanspruch aller Grundschulkinder auf einen OGS-Platz. Genauso sah es Wilhelm Kleimann (SPD): „Wir brauchen dringend OGS-Plätze und das schnell.“ Andreas Dahlke (GfL) fand ebenfalls: „Wir sollten das tun“ – zum einen, um Betreuungsplätze zu schaffen, zum anderen, um Erfahrungen mit dem bislang nicht angewandten Totalunternehmermodell zu sammeln.

„Passivhausbauweise ist Goldstandard“

Zu den Erfahrungen wird gehören, dass der Bauherr, also Politik und Verwaltung in Lünen, Verantwortung über die einzelnen Bauphasen abgibt und sich auf den Totalunternehmer verlassen muss. Und dass er notfalls Abstriche machen muss und nicht erwarten kann, dass alle Vorgaben so erfüllt werden wie ursprünglich gewünscht. Ein schmerzhaftes Loslassen, wie Ute Brettner (Grüne) zu verstehen gab. „Wir müssen notfalls mit ansehen, dass unsere frisch beschlossenen Gebäuderichtlinien aufgeweicht werden.“ Bedenken, die ZGL-Chef Flotttemesch nicht nehmen konnte. Notfalls müssten tatsächlich die Standards – „und Passivhausbauweise ist der Goldstandard“ – abgesenkt werden. Lünen sei schließlich nach wie vor in der Haushaltssicherung, und der Blick auf die Kosten müsse Priorität haben.

Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel fand das Brettners Parteifreund Kneisel „völlig falsch“. Er hätte es ohnehin lieber gesehen, wenn der Rat und nicht der Ausschuss entschieden hätte über den „bedeutsamen Strategiewechsel“. „Eigentlich“, hielt Flottemensch dagegen, „hätten wir sogar alleine entscheiden können“ – ganz ohne das Ausschussvotum.

Dass das Loslassen bei Kontrolle und Mitbestimmung im erst einmal laufenden Bauprozess auch andere vor eine Herausforderung stellen wird, zeigte sich bei der CDU. Thorsten Redeker wünschte sich, dass das künftige Totalunternehmen Aufträge an örtliche Handwerksunternehmen geben solle: etwas, das neben Zeitplan und Kostenrahmen am besten vertraglich festgelegt werden solle.

„An die Grenzen des Vergaberechts gehen“

Karsten Niehues (FDP) äußerte aus einem anderen Grund Bedenken. Der Rechtsanwalt hält die Kosten für die juristische Betreuung für zu gering. Zwar gibt es dafür einen Ansatz in Höhe von 85.000 Euro. „Das würde aber nicht ausreichen“ angesichts der Größe der Aufgabe, mutmaßte er. Dem widersprach die ZGL-Betriebsleitung. Es handele sich um eine Art Pauschalangebot, so Flottemesch. Dass der externe juristische Beistand aber gefordert werde, stimmt. „Wir werden an die Grenzen des Vergaberechts gehen.“

Die Lüner Schule am Lüserbach in Horstmar soll genauso wie der Teilstandort in Niederaden möglichst schnell einen Neubau für die offene Ganztagsschule (OGS) bekommen.
Die Lüner Schule am Lüserbach in Horstmar soll genauso wie der Teilstandort in Niederaden möglichst schnell einen Neubau für die offene Ganztagsschule (OGS) bekommen.© Guenther Goldstein
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