
Im niedersächsischen Landkreis Celle haben Gewalttätigkeiten bei Fußballspielen jetzt zu einer drastischen Maßnahme geführt: Der Jugendspielbetrieb für die Jahrgänge U10 bis U19 wird bis zum 20. Oktober 2024 ausgesetzt. Diese Entscheidung teilte der Jugendausschuss des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV) mit. Insgesamt fallen 33 Spiele aus, die nach den Herbstferien nachgeholt werden sollen.
Landkreis Celle setzt Jugend-Spielbetrieb aus
Die Gewaltbereitschaft im Jugendfußball hat binnen kürzester Zeit zu drei Vorfällen geführt, erklärte der Vorsitzende des Jugendausschusses, Philipp Ziemen gegenüber der Bild-Zeitung. Zuletzt gab es bei einem Spiel einer U10-Mannschaft einen Abbruch, während bei einem U16-Spiel Handgreiflichkeiten und bei einem A-Jugendspiel in Eschede eine Schlägerei mit fünf Verletzten stattfanden.
In Eschede eskalierte ein Streit zwischen Spielern der JSG Westkreis und der JSG Lachtetal, was zu einer massiven Auseinandersetzung führte, an der auch jugendliche Zuschauer beteiligt waren. Die Polizei wurde gerufen und die Partie beim Stand von 2:11 abgebrochen.
„Wir möchten uns mit dieser Maßnahme Zeit nehmen, um über einen gewaltfreien Spielbetrieb nachzudenken“, so Ziemen weiter. Die Vereine sind angehalten, die spielfreie Zeit zu nutzen, um interne Dialoge zu führen. Der NFV-Kreisverband betont, dass solche Situationen nicht unbemerkt bleiben dürfen. Während der Auszeit sind auch Pokal- und Freundschaftsspiele untersagt.
Besorgniserregende Entwicklung im Fußball
Die Problematik ist nicht neu. Die Kriminologin Thaya Vest von der Universität Tübingen hat in den vergangenen Jahren einen besorgniserregenden Trend festgestellt: Immer häufiger kommt es zu Gewalt in den Jugendklassen. „Früher war das hauptsächlich ein Problem im Herrenbereich und der A- und B-Jugend. Inzwischen sind auch die C- und D-Jugend betroffen“, erläutert sie gegenüber der Deutschen Welle.