Singen hilft gegen Endzeitstimmung Liederabend „On Air“ im Schauspiel Dortmund

Szene aus „On Air“
Ensemble-Szene aus dem Liederabend „On Air“ im Schauspielhaus Dortmund © Hupfeld
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Jede Menge Musik, bunter Nebel und Glitzerklamotten, dass einem schwindelig wird: Das ist „On Air“, die letzte Produktion dieser Spielzeit im Schauspiel Dortmund. Mit viel Szenenapplaus, Standing Ovations und Zugabe-Rufen hat sich das Publikum bei der Premiere am Samstagabend für den eineinhalbstündigen Liederabend bedankt.

Es dauert allerdings lange, bis der Funken überspringt. Das liegt an den Gesprächen im fiktiven Studio von „Radio Futur“, dessen Moderatorinnen gegen ihre Weltuntergangsfurcht anquasseln. Auch die Lichtspinne über ihnen wirkt unheimlich (Bühne: Slynrya Kongyoo). Eine Zukunftsforscherin – witzig gespielt und kraftvoll gesungen von Sarah Quarshie – äußert wenig Grund zu Hoffnung. Diese Einsprengsel brechen die Stimmung. Zudem nutzt Regisseur Martin Mutschler fast dauernd die Drehbühne, was das Ensemble von der Rampe entfernt.

Szene aus
Auf Sendung gehen (v. l.) Yotam Schlezinger, Roberto Romeo, Sarah Quarshie, Linda Elsner, Akasha Daley, Lukas Beeler und Antje Prust.© Hupfeld

Das tut dem Abend nicht gut, der immer am besten funktioniert, wenn die sechs Schauspielerinnen und Schauspieler wenig reden und viel singen. Die Popsongs sind prima gewählt. Erstaunlich, wie perfekt nur drei Musiker und Musikerinnen unter Leitung von Yotam Schlezinger Songs wie „1999“ von Prince oder Sam Cooks „A Change Is Gonna Come“ begleiten. Auch Cyndi Laupers „Time after Time“ passt zu den Liedtexten, in denen Musiker der Vergangenheit trotzen und mutig in die Zukunft gehen wollen.

Einen tollen Auftritt hat Roberto Romeo, Neuzugang im Ensemble, mit „Felicità“. Er wagte sich bei der Premiere sogar ins Publikum, wo ihm ein Zuschauer gleich den Kopf auf den Arm legte. Süß! Auch Antje Prust singt sagenhaft gut, ebenso wie Lukas Beeler, der erstaunliche Höhen erreicht. Akasha Daley performt wie eine Rock-Röhre, die elegante Linda Elsner sorgt für nachdenklich Töne.

Bühne ist aus Pappe

Der in Unmengen eingeblasene Bühnennebel kann nicht verschleiern, dass wohl wenig Geld zur Verfügung stand. Die Bühne ist aus Pappe, die Showtreppe übersichtlich. Bei den Kostümen ist Isabell Wibbeke vor keiner Geschmacklosigkeit der 80er-Jahre zurückgeschreckt, das ist amüsant. Also: kunterbunte Unterhaltung – aber mit Einschränkungen.

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Termine: 25. 6., 12. 7. Karten: Tel. (0231) 502 72 22.

www.theaterdo.de

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