Heimatliebe Wie ein Stadtarchiv Marcus Land (50) zum ersten eigenen Buch verhalf

Autor Marcus Land (50) zeigt eine Auswahl von Fotografien und Karten von Fotografen, die alle aus der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert stammen.
Autor Marcus Land (50) zeigt eine Auswahl von Fotografien und Karten von Fotografen, die alle aus der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert stammen. © Udo Hennes
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Als Redakteur beim Hellweger Anzeiger sind die tagesaktuelle Recherche und das schnelle Verbreiten von Nachrichten das Handwerk von Marcus Land. Doch im Unterschied zu den allermeisten seiner Kolleginnen und Kollegen darf der 50-Jährige sich seit einigen Wochen auch Schriftsteller nennen. Er hat sein erstes eigenes Buch veröffentlicht.

„Carl Münkel – Pionier der Photographie in Schwerte“ heißt das Werk, das Heimatliebe und Stadtgeschichte miteinander verbindet. Land ist gebürtiger Schwerter und hat sich über eineinhalb Jahre auf Spurensuche in seiner Heimatstadt begeben – wobei der Name Carl Münkel sowie die Namen weiterer früher Fotografen aus dem Kreis Unna zunächst gar keine Rolle spielten.

Explosion der Einwohnerzahl

Aber der Reihe nach. Wie kommt man als Lokalredakteur überhaupt auf die Idee, ein Buch zu schreiben? „Als Journalist schaue ich gerne auf Jahreszahlen und Jubiläen“, erklärt Land. Weil er sich schon seit der Schulzeit für die Geschichte seiner Heimatstadt interessiert, wusste er, dass sich in Schwerte im Jahr 2022 zum 625. Mal die Verleihung der Stadtrechte jähren würde.

Und er wusste auch, dass Wilfried Reininghaus, Schwerter und langjähriger Präsident des NRW-Landesarchivs, bereits zum 600. Stadtjubiläum 1997 eine umfangreiche Chronik geschrieben hatte. Deshalb war Lands Ansatz von Anfang an ein anderer. Seine Faszination für Architektur und Baugeschichte führte ihn zu der Frage, wie sich die mittelalterliche Stadt Schwerte in der Zeit der Industrialisierung entwickelt hatte.

Allein zwischen 1885 und 1900 habe sich die Einwohnerzahl auf rund 12.000 nahezu verdoppelt. In anderen Städten im Kreis Unna wie in Lünen, Kamen und Unna sei das ähnlich gewesen, weiß Land. „Man kann an den noch vorhandenen Altstädten baulich ablesen, wie rapide die mittelgroßen Städte im Kreis Unna im 19. Jahrhundert gewachsen sind.“

Anschluss ans Schienennetz

Oft habe dieses Wachstum im Zusammenhang mit dem Anschluss an das Schienennetz gestanden, so Land weiter. In Schwerte passierte das 1867. Nicht nur die Wohnbebauung, sondern auch die Industrie habe sich in Richtung der Gleise ausgedehnt. Große Unternehmen wie die Vereinigten Deutschen Nickelwerke mit mehr als 1100 Beschäftigten zum Ende des 19. Jahrhunderts nutzten die Schiene für den Güterverkehr.

Bei seinen Recherchen im Schwerter Stadtarchiv stieß Marcus Land auf einen Bauantrag von Carl Münkel. Der Fotograf beantragte 1896 den Bau eines Ateliers an der Bahnhofstraße. Die beigefügten Zeichnungen stammten von seinem Architekten Wilhelm Sieberg, einem namhaften Bauunternehmer in Schwerte.
Bei seinen Recherchen im Schwerter Stadtarchiv stieß Marcus Land auf einen Bauantrag von Carl Münkel. Der Fotograf beantragte 1896 den Bau eines Ateliers an der Bahnhofstraße. Die beigefügten Zeichnungen stammten von seinem Architekten Wilhelm Sieberg, einem namhaften Bauunternehmer in Schwerte. © Udo Hennes

Seine Recherchen führten Marcus Land ins Schwerter Stadtarchiv. „Da war ich vorher nie“, berichtet er freimütig. Doch inzwischen weiß er, dass diese Archive, die es auch in den anderen Städten und Gemeinden im Kreis Unna gibt, nicht nur öffentlich zugänglich sind, sondern wahre Schätze für Geschichtsinteressierte bergen.

Er habe einfach angerufen und wurde zum Vorbeikommen eingeladen. Land wollte herausfinden, welche Straßen in Schwerte nach dem Bahnanschluss 1867 entstanden sind. „Als man mir dann einen ganzen Wagen mit alten Akten hinstellte, habe ich gedacht: Mein Gott, was machst du hier eigentlich?“, sagt er mit einem Schmunzeln.

Dann begegnete er in einem alten Bauantrag dem Namen Carl Münkel. Der Fotograf hatte ein Atelier an der Bahnhofstraße gebaut und findet sich auf unzähligen historischen Fotos. „Er hatte seinerzeit die ganze Stadt fotografiert, Neugeborene, Schulklassen, Schützenvereine, Gaststätten, Straßenzüge, einfach alles“, berichtet Land. Da war ihm klar: Er hatte nicht nur den perfekten Protagonisten für sein Buch gefunden, sondern auch die Lösung für die Frage nach der Bebilderung seiner Texte.

Recherche-Tipp: Portal zeitpunkt.nrw

Im Zuge der Arbeit an dem Buch, die Land auf mehrere Hundert Stunden beziffert, stieß er auf weitere frühe Fotografen aus dem Kreis Unna, wie Philipp Eckardt aus Lünen, Ernst Brass aus Kamen oder Julius Flechtner aus Unna. Wer selbst etwas über Heimatgeschichte recherchieren möchte, dem empfiehlt Marcus Land neben dem Gang in Stadtarchive auch das Internetportal zeitpunkt.nrw. Das vom Land NRW geförderte Projekt digitalisiert Lokalzeitungen aus NRW im Zeitraum von 1801 bis 1950. Über eine Suchfunktion lässt sich gezielt nach bestimmten Namen oder Orten suchen.

Karten mit den Emblemen der frühen Fotografen Ernst Brass aus Kamen sowie Julius Flechtner und W. Gilles aus Unna liegen auf einem Tisch.
Karten mit den Emblemen der frühen Fotografen Ernst Brass aus Kamen sowie Julius Flechtner und W. Gilles aus Unna liegen auf einem Tisch. © Marcel Drawe
Zum Thema
  • Das Buch „Carl Münkel – Pionier der Photographie in Schwerte“ ist im ardenku-Verlag Hagen erschienen.
  • Auf 240 Seiten sind 280 Abbildungen eingefügt, von denen viele auch die Stadtgeschichte der damaligen Zeit dokumentieren.
  • Das Buch kostet 23 Euro und ist bestellbar unter ISBN 978-3-942184-70-0.
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