4-Tage-Woche in der Industrie? „Man muss die Zeichen der Zeit erkennen“

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Die IG Metall diskutiert derzeit über eine 4-Tage-Woche für die Stahlindustrie. Ein Modell auch für andere Industriebranchen? © picture alliance/dpa
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Die Arbeit an vier statt fünf Tagen erledigen, dafür dasselbe Gehalt bekommen: Der Vorstoß der Industriegewerkschaft (IG) Metall für die Stahlindustrie sorgte zuletzt für viele Diskussionen. Dabei steckt dahinter weit mehr als eine provokante Forderung.

„Das Ganze ist bisher ein zartes Pflänzchen“, erklärt Michael Lux von der IG Metall Unna auf Anfrage unserer Redaktion. Die Diskussion um das, was die IG Metall für die erst Ende des Jahres startende Tarifrunde in der Stahlindustrie fordern will, steht noch ganz am Anfang. „Soll die IG Metall mit der Forderung nach einer 4-Tage-Woche in die Ende 2023 startende Tarifrunde in der Stahlindustrie gehen? Darüber diskutieren aktuell die Mitglieder der Tarifkommission in der nordwestdeutschen Stahlindustrie“, erklärt die Gewerkschaft dazu selbst auf ihrer Internetseite. Der Vorschlag sei von der IG Metall-Verhandlungskommission gekommen: „Genauer gesagt geht es um eine 4-Tage-Woche mit 32 statt 35 Stunden, bei vollem Lohnausgleich.“

„4-Tage-Woche muss auch umsetzbar sein“

Außer dem Kaltwalzwerk Gülde als stahlverarbeitenden Betrieb und Spezialunternehmen wie die Zahnradfabrik Lechleitner und den Zylinderbauer Hydro-Service gibt es in Kamen kaum Metallindustrie in Reinkultur. Doch auch woanders stellt sich die Frage nach einer 4-Tage-Woche, bei der die Wochenstunden von fünf Tagen auf vier umverteilt werden. So gebe es in auch in der Elektroindustrie Unternehmen, die statt des sogenannten tariflichen Zusatzgeldes (T-ZUG) lieber bis zu acht Tage im Jahr mehr Urlaub nehmen. „Das wird gut angenommen“, sagt Michael Lux.

Aber auch ansonsten sei bei vielen Arbeitnehmern der Wunsch nach einer besseren „Work-Life-Balance“ groß, vor allem bei der jüngeren Generation. „Wir müssen verschiedene Modelle anbieten, es geht nicht nur um Geld“, sagt Lux. Mit Blick auf die Arbeitgeberseite müsse man aber auch immer schauen, „dass solche Modelle machbar sind“. Eine 4-Tage-Woche im Schichtbetrieb sei schwierig umzusetzen als in einem 1-Schicht-Handwerksbetrieb. Bei letzteren gibt es die 4-Tage-Woche immer öfter. „Die Beschäftigten wollen mehr Freizeit, dafür müssen wir Lösungen suchen“, sagt Michael Lux daher deutlich – auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel.

Wie mehrere Kamener Betriebe aus der Industrie im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich machten, ist die 4-Tage-Woche für sie (noch) kein Thema. Gedanken dazu und zu anderen Arbeitszeit- und Gehaltsmodellen würden sie sich aber machen, teilweise auch schon umsetzen. Öffentlich dazu äußern wollte sich auf Anfrage niemand.

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Michael Lux von der IG Metall bei einer Betriebsversammlung. © Marcel Drawe
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