
Lange waren Deutschland und Frankreich erbitterte Rivalen. Doch das ist lange vorbei. Inzwischen sind wenige Länder auf der Welt so eng verbunden wie die einstigen Erbfeinde. Ein Symbol dafür ist der Elysee-Vertrag, ein Vertrag der Freundschaft, dessen Unterzeichnung sich zum 60. Mal jährt.
Die Vorfreude auf diesen Tag erfuhr jedoch einen Dämpfer, als unter der Woche bekannt wurde, dass immer weniger Schüler in Deutschland sich für Französisch als Fremdsprache entscheiden. Wie soll eine Partnerschaft funktionieren, wenn man sich nicht mehr verständigen kann? Wie kann eine Städtepartnerschaft wie die zwischen Holzwickede und Louviers aufrecht erhalten werden, wenn nachfolgende Generationen kein Interesse mehr am Nachbarland haben?
Diese Gefahr droht in der Emscherquellgemeinde nicht, da sind sich sowohl die Leitung des Clara-Schumann-Gymnasiums als auch der Freundeskreises Holzwickede-Louviers einig. „Unsere Schüler bevorzugen erfahrungsgemäß Französisch als zweite Fremdsprache gegenüber Latein“, erklärt Andrea Helmig-Neumann, die Schulleiterin des örtlichen Gymnasiums. In der Regel lernt der klassische Französisch-Schüler die Fremdsprache bis zur zehnten Klasse. Anschließend wählen viele sprachbegabte Jugendliche noch Spanisch.

Doch einige bleiben dem Französischen bis zum Abitur treu. „Diese Schüler sind in handverlesen und zeigen ein besonderes Engagement“, so Helmig-Neumann. Dieses Engagement zeigt sich aber nicht nur in den Klassenräumen des Gymnasiums. Schüler des CSG haben sich unter anderem am grenzüberschreitenden Projekt „Erinnerungskultur“ beteiligt, an der Frankreich-Fahrt teilgenommen, die Ausstellung mit organisiert und das Projekt sogar beim Kongress der Deutsch-Französischen-Gesellschaften in Dortmund präsentiert.
Viele dieser Schüler werden auch Mitglieder im Freundeskreis. Dessen Vorsitzender Joachim Hake weiß das zu schätzen. „Diese Schüler spielen bei uns eine ganz große Rolle. Wir sind glücklich, dass sich in Holzwickede die nationale Tendenz nicht widerspiegelt.“ Sorgen macht sich Hake trotzdem. Denn auch auf der anderen Seite der Grenze lässt das Interesse am Nachbarn nach. „Dort fehlen viele Deutschlehrer an den Schulen“, weiß Hake.
Lehrkräfte müssen für ihr Fach brennen
Wie wichtig begeisternde Lehrkräfte sind, zeigt sich auch am CSG. „Die Lehrerinnen und Lehrer haben eine Schlüsselstellung inne. Je mehr eine Lehrkraft für ihr Fach brennt, desto besser überträgt sich diese Begeisterung auf die Kinder.“
Der Freundeskreis arbeitet sehr eng mit der Fachschaft Französisch zusammen. Teilweise sind auch Lehrer Mitglied. An anderer Stelle unterstützt der Freundeskreis den französischsprachigen Vorlesewettbewerb des CSG.
Damit ist das CSG ein helles, aber auch einsames Leuchtfeuer der französischen Sprache in Holzwickede. Denn an der Josef-Reding-Schule haben die Schüler keine Möglichkeit diese Fremdsprache zu lernen. „An Hauptschulen ist die einzige Fremdsprache des Fächerkanons Englisch“, erklärt Schulleiter Klaus Helmig. „Französisch wird deshalb auch mangels Fachlehrern und Fachlehrerinnen nicht unterrichtet.“