
Neben der Mehl- und Rauchschwalbe ist die Uferschwalbe unsere kleinste einheimische Schwalbenart. Sie ist an ihrem braunen Rücken, ihrer weißen Brust und ihrem typisch braunen Brustband zu erkennen. Die einstige eigentliche Heimat des geselligen Sommervogels, der den Winter in Afrika südlich der Sahara verbringt, waren die natürlichen Flüsse mit ihren vegetationslosen Uferabbrüchen.

Hier graben sie ihre etwa 70 Zentimeter langen Brutröhren in den sandigen Boden der Ufersteilwände. Am Ende der Röhre befindet sich das Nest, in das das Weibchen bis zu fünf Eier legt. Etwa zwei Wochen werden die Eier bebrütet und nach dem Schlüpfen die Jungen etwa drei Wochen versorgt, bevor sie flügge sind. Oft werden zwei Bruten im Jahr gemacht.
Uferschwalben stehen auf der Vorwarnliste der Roten Liste
Die Uferschwalbe, die im Durchschnitt fünf Jahre alt wird, ernährt sich von kleineren Fluginsekten. Beobachten kann man diese kleine „Sandschwalbe“, wie sie auch genannt wird, bei der Jagd in Gewässernähe und über Wiesen und Feldern. Mit der Begradigung der Flüsse in den letzten Jahrhunderten ist ihr Bestand zurückgegangen, sodass sie heute auf der Vorwarnliste der Roten Liste geführt wird. Sie musste sich so neue Lebensräume erobern.

Geeignete Brutmöglichkeiten fand sie in Sand- und Kiesgruben. Sogar Drainagerohre in Gewässerufern oder Löcher in Spundwänden dienen als Ersatzbrutwand.
Allen älteren Fröndenbergern sind sicher die einstigen großen Brutkolonien der Uferschwalbe in den Spundwänden an der Ruhr im Bereich des Münzenfundes und dem Westicker/Schwitter Wehr bekannt. Diese Kolonien sind leider, trotz Bemühungen des aktiven Naturschutzes und der Fröndenberger Stadtwerke fast erloschen.
Uferschwalben nutzen „Altsand“ des Wasserwerks
Deshalb ist es umso erfreulicher, dass sich auf dem Gelände des Wasserwerkes in Warmen, welches von den Stadtwerken Hamm betrieben wird, eine große Uferschwalbenkolonie befindet. Für die Wassergewinnung wird Ruhrwasser in sogenannte Filterbecken geleitet, wo es durch eine Sandschicht läuft und so gereinigt wird.
Dieser Sand wird in regelmäßigen Abständen aus den Filterbecken genommen, in einer „Sandwäsche“ gereinigt und wieder in die Becken eingebracht. Zwischen diesen einzelnen Arbeitsschritten wird der Filtersand auf großen Sandhaufen zwischengelagert. In eben einem dieser Haufen mit „Altsand“ haben sich in den letzten Jahren immer wieder Uferschwalben angesiedelt.

Ich habe in Zusammenarbeit mit dem Leiter des Hammer Wasserwerkes Tobias Kaesler und seinen Mitarbeitern die Möglichkeit geschaffen, für die Brutzeit einen Teil des Sandhügels den Uferschwalben zu überlassen. Um die Uferschwalben auch in den „gewünschten“ Bereich des zukünftigen Bruthügels zum Anlegen der Brutröhren zu locken, wurde der Sand mit schwerem Gerät komprimiert und extra mit dem Bagger Steilwände „abgestochen“.
Uferschwalben nehmen künstlich geschaffenen Lebensraum an
Dieser künstlich geschaffene Lebensraum wurde schon im selben Jahr von vielen Uferschwalben angenommen. So wuchs die Kolonie in diesem Jahr auf etwa 50 Brutpaare. Auch in den kommenden Jahren soll die Uferschwalbe im Hammer Wasserwerk durch diesen aktiven Naturschutz ein Zuhause bekommen und für Fröndenberg als Brutvogel erhalten bleiben.

Neben dem Uferschwalbenschutz ist auch das „Mehlschwalbenprojekt“ hier im Werksgelände des Wasserwerkes ein voller Erfolg. An den Wirtschaftsgebäuden haben etwa 40 bis 50 Brutpaare der Mehlschwalbe ihre Nester gebaut oder haben die 20 künstlichen Nester aus Holzbeton angenommen.
Hier im Hammer Wasserwerk in Warmen zeigt sich, dass, wenn der Naturschutz und die Wirtschaftsunternehmen an gemeinsamen Konzepten arbeiten, etwas Tolles für unsere Natur entstehen kann.
Vom Aussterben bedrohte Vögel und Biber nachgewiesen
Das Hammer Wasserwerk, eingerahmt von drei Naturschutzgebieten, bietet neben den seltenen Schwalben, auch für viele andere Vogelarten wichtigen Lebensraum. So konnte ich in den letzten etwa 15 Jahren hier im Wasserwerksgelände ca. 160 Vogelarten nachweisen, darunter viele Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Aber auch Tiere wie der Biber fühlen sich in diesem „abgeschirmten“ und daher ruhigen Gebiet wohl.
Für das Hammer Wasserwerk sind auch für die Zukunft weitere Naturschutzmaßnahmen geplant, soweit es die Wassergewinnung nicht beeinträchtigt. Als nächstes ist die Errichtung eines Storchenmastes mit künstlichem Horst auf einen der großen Wiesen angedacht.
Nur durch solche Projekte und den gemeinsamen Einsatz für den Erhalt oder die Schaffung neuer Lebensräume können wir vielleicht die eine oder andere Tierart vom Aussterben bewahren!