Wer hat seine Wähler am besten mobilisiert? Statistiker liefern Wahlanalyse für Dortmund

Im Rathaus in Dortmund beobachten Zuschauer Fernsehschirme mit Wahlergebnissen.
Mit großem Interesse wurde am Sonntag im Rathaus die Entwicklung der Wahlergebnisse verfolgt. Jetzt folgen die Analysen. © Stephan Schütze
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Der Tag nach einer Wahl ist der Tag der Analyse. Das gilt auch für die Bundestagswahl von Sonntag. Wie kam das Dortmunder Wahlergebnis zustande? Wie sieht es im Vergleich zu Bund und Land aus? Welche Partei hat in Dortmund am besten mobilisiert? Die Statistiker der Stadt haben dazu am Montag (24.2.) die Wahldaten für Dortmund aufgearbeitet und ein Infopaket zusammengestellt, das Antworten auf diese und andere Fragen liefert. Das sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse.

1. Gewinner und Verlierer

Die größten Verluste beim Zweitstimmen-Ergebnis hat die SPD zu verkraften – ein Minus von 10,3 Prozent. Grüne und FDP verloren rund 5 Prozentpunkte. Der Gewinner – sowohl beim Erst- als auch beim Zweitstimmen-Ergebnis – ist die AfD mit einem Plus von 9,6 beziehungsweise 9,4 Prozent. Die Linke legte bei den Zweitstimmen um 6,4 Prozent zu.

Das korrespondiert mit der sogenannten Wähler-Mobilisierung. Sie war bei der Linken am besten. Statistisch kamen auf 100 Zweitstimmen bei der Bundestagswahl 2021 für die Linke diesmal 256 Stimmen, bei der AfD 247. Zulegen konnte auch die CDU. Bei ihr kommen auf 100 Wähler im Jahr 2021 nun statistisch 133. Die SPD konnte dagegen von 100 Wählern aus dem Jahr 2021 rechnerisch nur 76 halten, die Grünen 81, die FDP 41.

2. Briefwahl weiter gefragt

Trotz der verkürzten Fristen wegen der vorgezogenen Wahl war die Briefwahl wieder sehr gefragt – auch wenn die Zahl der Anträge um rund 25.000 niedriger war als 2021. Damals steckte man allerdings noch mitten in der Corona-Pandemie.

Bei der Bundestagswahl 2025 wurden 38 Prozent der gültigen Stimmen per Brief abgegeben. Dabei zeigt sich, dass bei den Briefwählern CDU, SPD und Grüne besser abschneiden als in den Wahllokalen. Dort sind dagegen AfD und Linke stärker.

Übrigens: Wie befürchtet haben nicht alle 130.199 Wahlberechtigten, die einen Briefwahlantrag gestellt haben, dann tatsächlich auch gewählt und die Unterlagen zurückgeschickt. Die Ausfallquote lag bei 5,1 Prozent.

Wahlhelfer zählen im Briefwahlzentrum in den Westfalenhallen in Dortmund Briefwahlstimmen aus.
Im Briefwahlzentrum in den Westfalenhallen wurden am Wahlsonntag die Briefwahlstimmen ausgezählt.© Oliver Volmerich

3. Viele Stimmen gesplittet

Bei den Erststimmen setzten sich erneut die beiden Wahlkreiskandidaten der SPD, Jens Peick und Sabine Poschmann, durch, die aber beide unter ihrem Ergebnis von 2021 blieben. Was auffällt: Beide Kandidaten bekamen mehr Stimmen als ihre Partei – die SPD – Zweitstimmen. Stadtweit gesehen wählten 31,5 Prozent der wahlberechtigten Dortmunder die SPD-Kandidaten, bei den Zweitstimmen kam die SPD nur auf 23,7 Prozent. „Das zeigt, dass etliche Wählerinnen und Wähler von der Möglichkeit des Stimmensplittings Gebrauch gemacht haben“, lautet die Analyse der städtischen Statistiker.

4. Vergleich mit Bund und Land

Ausgerechnet in ihrer Hochburg Dortmund sind die Verluste für die SPD noch stärker ausgefallen als im gesamten Bundesgebiet und in NRW. In Dortmund liegt das Minus bei den Zweitstimmen bei 10,3 Prozentpunkten, in NRW bei 9,1, im Bund bei 9,3. Auch die Grünen verloren in Dortmund mit einem Minus von 4,6 Prozentpunkten stärker als in NRW (-3,7) und im Bund (-3,1). Das Plus für die AfD fällt mit 9,4 Prozentpunkten etwas niedriger aus als in Bund (+10,4) und Land (+9,5), für die Linke deutlich stärker. Ihr Plus liegt in Dortmund bei 6,4 Prozentpunkten, in NRW bei 4,6 und im Bund bei 3,9.

Ansonsten fällt das Dortmunder Ergebnis nach Ansicht der städtischen Statistiker großstädtisch geprägt und „ruhrgebietstypisch“ aus: „Eine etwas geringere Wahlbeteiligung und höhere Stimmenanteile für die SPD, Grüne und Linke.“ Die Wahlbeteiligung betrug in Dortmund 80,1 Prozent – so viel wie seit 1998 nicht mehr. In NRW waren es 82,2 und im Bund 82,5 Prozent.

5. Größere Vielfalt

Mit Blick auf die langfristige Entwicklung der Wahlergebnisse haben die Statistiker generell einen Niedergang der großen Parteien festgestellt. „In den letzten 35 Jahren hat die politische Vielfalt zugenommen: Konnten 1990 die beiden sogenannten ‚Volksparteien‘ SPD und CDU noch gut vier von fünf gültigen Stimmen auf sich vereinen (die SPD mit einem Ergebnis von über 50 Prozent), sind es aktuell für diese beiden Parteien in der Summe noch 46,5 Prozent“, stellten die Statistiker fest.

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