
Die Stadt Dortmund sucht weiter nach einem Standort für einen zweiten Drogenkonsumraum. Aber sie will auch kurzfristig Entlastung für den bestehenden Drogenkonsumraum am Grafenhof schaffen, dessen Kapazitätsgrenzen erschöpft sind. Sie schlägt vor, eine ehemalige Gaststätte an der Rheinischen Straße 111 als vorübergehenden Konsumraum einzurichten.

Es ist unterhalb der Rheinischen Straße, die über eine Treppe erreichbar ist, eine fast schon idyllische Großstadt-Wohnlage. Das Wohnhaus an der Ecke zur Alten Radstraße, gleich neben der Dorstfelder Brücke, ist relativ frisch renoviert. Die frühere Eckkneipe „Rheinische Eck“ steht aber schon seit längerer Zeit leer.
Bald sollen die alten Gaststätten-Räume wiederbelebt werden – als Domizil für einen kleineren Drogenkonsumraum, der das chronisch überlastete Café Kick am Grafenhof entlasten soll. Nur auf Zeit, wie sowohl Oberbürgermeister Thomas Westphal als auch Robert Litschke als Leiter des städtischen Sonderstabs für Sicherheit und Ordnung mehrfach betonen.
Konzept zur Bürgerbeteiligung
Die Suche nach einem vollwertigen zweiten Standort für einen Drogenkonsumraum ergänzend zum Grafenhof dauert weiter an, erklärt Westphal. Man wolle aber kurzfristig Entlastung schaffen. Da bietet sich das leerstehende Lokal an der Rheinischen Straße an. Es liegt nur wenige Gehminuten vom Wallring entfernt, ist angebunden an die Stadtbahn-Linien U43/44 – und im städtischen Eigentum. Mit den Anwohnern wolle man sprechen und ein Konzept zur Bürgerbeteiligung entwickeln, kündigt Westphal an.
Ganz kurzfristig geht es ohnehin nicht. Am 3. Juli muss erst einmal der Rat der Stadt über den Vorschlag entscheiden. SPD, Grüne und CDU hätten aber bereits Zustimmung signalisiert, sagt Westphal. Dann muss sowohl die frühere Kneipe als auch die angrenzende Außenfläche für die neuen Zwecke hergerichtet werden.
Außenfläche als Treffpunkt
Die Grünfläche, die das Eckhaus umgibt, ist ein weiteres Argument für den Standort. Man folgt damit dem Vorbild Grafenhof. Auch dort hat man eine ungenutzte Grünfläche als Aufenthaltsbereich im Freien hergerichtet, wo sich Drogensüchtige vor und nach dem Besuch im Konsumraum begleitet von Security und Sozialarbeitern aufhalten können. Der Drogenkonsum in der Öffentlichkeit und die Belastungen für das Umfeld hätten sich damit deutlich reduziert, betont der OB.
In Betrieb gehen könnte der Drogenkonsum-Treff auf Zeit an der Rheinischen Straße dann im Herbst dieses Jahres, „frühestens im Oktober“ heißt es in der Ankündigung der Stadt. Immerhin sind für dieses Jahr schon 200.000 Euro Betriebskosten eingeplant. „Wir sind überzeugt, dass der Standort gut angenommen wird“, sagt Litschke. Die Suche nach einem zweiten Standort für den Drogenkonsumraum geht trotzdem weiter.
Fortgesetzt werden soll auch die mit der Polizei abgestimmte Strategie im Kampf gegen Drogenkriminalität. Polizeipräsident Gregor Lange verwies in der Pressekonferenz mit der Stadtspitze auf die zahlreichen Schwerpunkt-Einsätze gemeinsam mit der Stadt. Ziel sei, durch den Kontrolldruck den Drogenkonsum von den Straßen und Plätzen in die dafür vorgesehenen Einrichtungen zu verlagern. „Das Durchgreifen hat Erfolg“, zog Lange eine Bilanz zur Arbeit des seit zwei Jahren bestehenden Sonderstabes, in dem Stadt und Polizei eng zusammenarbeiten.
Allerdings: „Nur die Kombination aus Repression, Hilfsangeboten und Prävention verspricht langfristig Erfolg“, ist der Polizeipräsident überzeugt. Beim Ziel ist er sich mit OB Westphal einig. „In Dortmund sollen sich Geschäftsleute und Besucher in der City sicher und wohl fühlen“, sagte Lange.