
Er ist ein echtes Nadelöhr. Gerade mal gut 3,20 Meter breit ist die Tunneldurchfahrt am Zehnthof in Dortmund. Bei 2,50 Meter Fahrbahnbreite bleibt da vor allem für Fußgänger wenig Platz. Und bei Begegnungen von Autos mit Fußgängern und Radfahrer kann es gefährlich eng werden.
Die Verkehrsplaner der Stadt haben deshalb einen radikalen Vorschlag: Sie wollen den Tunnel ganz für den Autoverkehr sperren oder ihn zumindest zur Einbahnstraße machen. Über entsprechende Varianten-Vorschläge hatte jetzt die Bezirksvertretung Innenstadt-Ost zu entscheiden.
Und die entschied gewissermaßen unter dem Eindruck von „Volkes Stimme“. Denn in der gut besuchten Einwohnersprechstunde vor der Sitzung der Bezirksvertretung machten viele Bürger ihrem Unmut über eine drohende Sperrung des Tunnels Luft. Die sei „widersinnig“ und „irrsinnig“, hieß es. „Das ist eine extrem wichtige Nord-Süd-Verbindung“, erklärte Anwohner Hermann Diekneite unter großem Applaus. Mit der Sperrung werde nur Verkehr verdrängt, der dann die Wohngebiete belaste.
Die Verkehrsplaner der Stadt versuchten, dagegenzuhalten und den Sinn des Vorhabens zu erklären. Es gehe vor allem um den Schutz von Fußgängern und Radfahrern, machten sie deutlich. Mit der Freigabe des Hoesch-Hafenbahn-Wegs, der ab dem Sommer unmittelbar südlich des Tunnels am Zehnthof ende, rechne man mit einem deutlichen Zuwachs beim Rad- und Fußverkehr, sagte Tobias Frank als Leiter des Verkehrswendebüros. Nicht zuletzt werde der Tunnel möglicherweise Teil einer geplanten Veloroute oder des Radschnellwegs Ruhr (RS1) und damit zur Fahrradstraße.

Zudem wäre es eine Einschränkung auf Zeit. Denn mittelfristig soll der Tunnel, der die Trasse der S-Bahn-Linie S4 unterquert, von der Deutschen Bahn erneuert und auf Wunsch der Stadt deutlich aufgeweitet werden – auf mindestens 9,50 Meter Breite. Dann wäre neben einer fünf Meter breiten Fahrbahn auch ausreichend Platz für Gehwege auf beiden Seiten. Geplant ist der Umbau durch die Bahn für das Jahr 2028.
Keine Mehrheit für Sperrung
Die Kritiker konnte diese Aussicht nicht besänftigen. SPD-Bezirksvertreter Heinz-Dieter Düdder machte deutlich, für welche Variante seine Fraktion plädiert: „Es soll alles bleiben, wie es ist.“ Auch bei der CDU sieht man keinen Sinn in einer Sperrung. Die Durchfahrt solle langfristig erhalten bleiben, erklärte Sprecherin Roswitha Decking-Hartleif zu einem entsprechenden Zusatzantrag, der mit großer Mehrheit angenommen wurde.
Am Ende befürworteten nur die Grünen in der Bezirksvertretung verkehrsregelnden Maßnahmen am Tunnel. Sie finde es traurig, dass die Anliegen von Fußgängern und Radfahrern so wenig Unterstützung finden, stellte Bezirksbürgermeister Christiane Gruyters (Grüne) fest.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. Juni 2025.