
Die „Siedlerklause“ von Jan Möllmann am Maienweg 60 in Brechten ist Geschichte. Bereits seit Frühling. Aber erst jetzt wird die Schließung bekannt gemacht. „Ich habe das Restaurant nie an die große Glocke gehängt“, sagt der 61-Jährige, „deswegen haben das nicht alle mitgekriegt.“ Allein die Mund-zu-Mund-Propaganda habe gereicht.
Denn die Siedlerklause war ein besonderes Restaurant. Es hatte keine festen Öffnungszeiten und keine Speisekarte. Geöffnet wurde, wenn sich mindestens sechs Gäste angemeldet hatten – meist zwei- bis dreimal pro Woche an den Wochenenden -, und gegessen wurde, was der Chef auf den Tisch brachte – immer ein Vier-Gänge-Menü, das zuletzt pauschal 95 Euro pro Person gekostet hat. Da gab’s dann zum Beispiel eine Möhren-Ingwer-Suppe als Vorspeise, Lachspralinen auf Reis als zweiten Gang, gefüllte Kalbsbäckchen als Hauptgang und ein Mango-Mus als Dessert.
Den Gästen hat’s gefallen, wie die durchweg positiven Bewertungen bei Tripadvisor zeigen. Ein Beispiel: „Jan Möllmann versteht es, seine Gäste mit seiner Präsentation der Gänge, den Gängen selbst und den dazu ausgesuchten Weinen zu verzaubern und dadurch für einen sehr kurzweiligen und rundum gelungenen Abend zu sorgen. Für mich eine im besten Sinne des Wortes Erlebnis-Gastronomie.“
„Es war eine wunderschöne Zeit“, sagt Möllmann selbst. Im ersten Moment sei es hart gewesen, die Siedlerklause aufzugeben, gibt der Vollblut-Koch aus Leidenschaft zu – aber vielleicht sei es andererseits auch genau die richtige Zeit gewesen, damit aufzuhören. Schließlich sei er mittlerweile in einem Alter, das schon weit jenseits der Lebenserwartung eines Kochs – 52 Jahre laut Möllmann – liege. Das Haus, in dem sich die Siedlerklause befand, ist verkauft worden. Heute gibt’s dort den Friseur „Hair Siegel Design“ – jener Friseur übrigens, der zuvor sein Domizil am Rauhen Dorn 15 hatte, wo vor einigen Tagen die Kuhbar eröffnet hat.

Er wolle bei dieser Gelegenheit einmal loswerden, sagt Jan Möllmann, dass die Vermieterin am Maienweg zu den reizendsten Personen gehöre, die er jemals kennengelernt habe.
Trotz des Endes seines Restaurants sei er nicht arbeitslos. Er werde oft privat gebucht. Dann nehme er sein Köfferchen und zaubere bei den Auftraggebern ein Menü. Die Siedlerklause unter seiner Leitung gab’s runde 30 Jahre. Zu Beginn kostete ein Vier-Gang-Menü noch 99 Mark.
Er wolle übrigens gar nicht ausschließen, dass er doch nochmal etwas anderes übernehme. Aber dann müsste es bezugsfertig sein. Sich jetzt noch einen großen Umbau aufzuladen, lohne in seinem Alter und für die vier oder fünf Jahre, die er vielleicht noch als Koch arbeite, nicht mehr.