
Seit 2021 vermieten Sandro und Nadine Siemroth Wohnmobile.
Vier hochwertige Fahrzeuge warten in der Halle an der Baldurstraße auf reisefreudige Kundschaft. Drei sind gerade mit Urlaubern in Europa unterwegs, eins ist weg. Es wurde Ende Juni nach einer Woche Mietzeit nicht wie vereinbart zurückgebracht.
Unterschlagung heißt das im Justiz-Deutsch. Die Unternehmer sind offensichtlich auf einen Betrüger hereingefallen.
Nadine Siemroth hat den ganzen Vorgang wie bei jeder Vermietung protokolliert. Sie erzählt: „Am 4. Juni ging bei uns online die Mietanfrage ein. Der Kunde wollte vom 21. bis 29. Juni den Sechs-Meter-Van „Mobilvetta Admiral 5.1“ mieten.“ Er legte alles vor, was die Vermieter üblicherweise verlangen: Kontaktdaten, einen mindestens fünf Jahre alten Führerschein sowie Ausweiskopien und schickte den Mietvertrag prompt unterschrieben zurück.

Am 21. Juni kam der Bulgare mit der deutschen Meldebescheinigung aus Rammstein-Miesenbach, deutschen Gewerbeunterlagen, Debit- und Kreditkarten eines deutschen Geldinstituts und seinen Ausweispapieren im Original zur Übergabe. Sandro Siemroth: „Er sprach kein Deutsch und hatte einen Kumpel zum Dolmetschen dabei. Es waren entspannte, freundliche Leute.“
Siemroth kopierte sich wie immer alle Papiere, kassierte Mietgebühr und Kaution unbar im Voraus, ließ sich nach der rund eineinhalbstündigen Einweisung das Übergabe-Protokoll unterschreiben und wünschte dem Kunden eine schöne Woche in Kroatien. „Er lieh sich gegen Gebühr auch noch einen Gasgrill und einen E-Scooter.“
Tankbetrug in Bayern
Am 29. Juni sollte der Wagen zurückgebracht werden. Doch bevor die Frist am Abend verstrich, trudelte am Mittag Post aus München ein: Das Wohnmobil war bei einem Tankbetrug an der A9 bei Greding benutzt worden.
Als Siemroth die Polizei in Bayern anrief und den Namen des Mieters nannte, fiel dort sofort auf, dass zur gleichen Zeit ein zweites Wohnmobil nach dem Tanken ohne zu bezahlen das Tankstellengelände verlassen hatte. Siemroth: „Das war in Grünstadt in Rheinland-Pfalz vom gleichen Kunden gemietet worden. Mit den identischen Bankkarten und den gleichen Personalpapieren. Die sind offenbar im Konvoi gefahren.“
Ein Abgleich der Fotos aus der Überwachungskamera ergab dann, dass es vom „Dolmetscher“ des Bulgaren gefahren worden war. Siemroth: „Ich habe beide sofort wiedererkannt.“
Kriminelle Bande
„Diese Fahrzeuge kommen nicht wieder“, prognostizierten die Polizisten direkt. Sie haben häufiger mit solchen Fällen zu tun und vermuten, dass eine ausländische Bande dahintersteckt. Die Fahrer seien womöglich nur „kleine Fische“, die für ihre Auftraggeber die Autos ins Ausland schaffen.
Eine letzte Handyortung des Mieters führte nach Kroatien, danach brach der Kontakt ab. „Dort wird der Wagen nicht geblieben sein, vermutet die Polizei“, sagt Siemroth.
Während die bayerische Polizei gerade einen dritten Fall auf Ähnlichkeiten prüft, fragen sich die Siemroths, welche zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen sie bei der Vermietung einbauen könnten. „Wir lassen uns die Original-Papiere zeigen, bestehen auf deutschen Bankverbindungen, was sollen wir noch tun?“, fragt sich Nadine Siemroth.
Nicht einmal ein GPS-Sender am Fahrzeug verschaffe Sicherheit. „Die Polizei hat uns erklärt, dass Profis das Signal mit einem einfachen Störsender abblocken können.“
Fünfstelliger Schaden
Die Siemroths sind versichert. Auch gegen Unterschlagung. Allerdings mit einem erheblichen Eigenanteil, der sie im Fall des 90.000 Euro teuren Fahrzeug wohl 18.000 Euro kosten wird. Der Verlust durch geplatzte Mietverträge kommt da noch oben drauf. Denn „Admiral 5.1“ wäre längst schon wieder mit zahlenden Gästen irgendwo unterwegs.
„Deren Enttäuschung können wir gar nicht wieder gutmachen“, bedauern Nadine und Sandro Siemroth. Sie wollen ihre Wohnmobil-Flotte wieder komplettieren, sobald die Versicherung des Schaden beglichen hat. Das kann dauern.