
Wer an Tapeten denkt, denkt in der Regel an die drei Klassiker an deutschen Wohnraum-Wänden, die man in jedem Baumarkt erhält: die unkaputtbare Raufaser-Tapete und die unvermeidlichen Vlies- und Vinyltapeten. Dazu gesellen sich vielleicht noch die Glasfaser-Tapete und das Malervlies. Und dann ist erst einmal Schluss mit der Tapeten-Herrlichkeit.
Kein Wunder soweit, denn das Interieur-Design der letzten Jahre war von Schlichtheit, glatten Oberflächen und dezenten Farben geprägt. Doch so nach und nach kehrt wohl ein neuer Trend mit immer mehr Kraft zurück in unsere Wohnräume: Mutige und großflächige Muster, mit denen sich Wohnräume wieder in Ausdrucksflächen für Individualität und Stil verwandeln lassen.
Das hatten wir alles schon einmal in den wild-bunten 1970er-Jahren, als uns in unseren Wohnräumen wilde Ornamente in angesagten Orange-Tönen oder bis ins psychedelisch anmutende Kreismuster in Braun-Beige-Tönen an den Wänden passend zu den Ausläufern der Flower-Power-Hippie-Bewegung förmlich entgegen sprangen.

Wer sein Zuhause heute also nicht mehr nur gemütlich, sondern auch „charakterstark“, so die Werbesprache der Tapeten-Industrie, gestalten will, setzt jetzt wieder auf viel Farbe und große Ornamente. Nicht nur bei Kleidung und Möbeln steht nämlich der Vintage-Look hoch im Kurs. Auch über die Wandgestaltung holt man sich zunehmend vermeintlich vergangene Zeiten nach Hause.
Gerade üppige Blumenbouquets, die gern auch mal maximalistisch riesig ausfallen dürfen, oder andere typische Stillleben-Motive prangen in immer mehr Wohnzimmern und anderen Wohnräumen oder sogar Büroetagen an den Wänden. Komplette Urwälder landen da an den Wänden. Kein ganz neuer Trend zwar, aber einer, der gekommen ist, um offenbar zu bleiben. Von der Pflanzenwelt inspirierte Tapeten mit Pflanzen und tropischen Motiven. So holen wir uns die Natur ins Haus – und das ganz ohne grünen Daumen.
Ein weiterer Trend, der aus Skandinavien und den USA Einzug gehalten hat, sind die Streifen-Tapeten, auf die beim Einrichten zunehmend vertraut wird. Ihre geradlinigen Strukturen verleihen einem Raum stets etwas Ruhiges, aber auch ein elegantes Erscheinungsbild.
Nicht ganz so elegant geht es bei einem weiteren Tapeten-Trend zu: Denn es tummeln sich auf unseren Wänden nach und nach nicht mehr einfach nur klassische Streifen, nein, jetzt fordert uns das beliebte geometrische Muster ordentlich heraus. Im Colour-Blocking-Style kommen Blockstreifen, teils sogar in Überbreite, in meist sehr bunten Kombinationen daher. Wenn Indigoblau auf Pastellrosa oder Orange auf Flieder an der Wand trifft, mag das nicht für jeden Geschmack etwas sein, anders als gewöhnlich ist es aber auf jeden Fall.
Wer sich aber lieber erst einmal vorsichtig an einen solchen Trend herantasten will, probiert es einfach nur mit einer knalligeren Farbe im Wechsel mit einem neutralen Ton aus (zum Beispiel Pink und Greige oder Hellgrün und Off-White). Oder aber mit schmaleren Streifen, die teils nur wie feine Linien wirken. Und selbstverständlich kann bei der Farbwahl auch zu seichteren Tönen und Kombinationen gegriffen werden.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.